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Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto...
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dann zeigen Sie mal her, was Sie so für mich richtig finden«, fordere ich ihn auf.
    Daraufhin hält er mir ein Paar Schuhe unter die Nase, klar, die aerodynamischen mit Haken, damit ich nicht aus den Pedalen rutsche.
    Die Vorstellung, mich haut’s mit dem Rad bergab hin und ich komme nicht aus den Pedalen raus, dafür aber ins Krankenhaus rein, lässt mich erschaudern. »Gibt’s denn nicht was Aerodynamisches ohne Angelhaken?«, frage ich mit gewinnendem Lächeln.
Hurra, er hat’s kapiert und bringt mir hübsche und auch noch farblich erträgliche Sportschuhe. Ich kann es kaum glauben, sie finden offenbar auch in seinen Augen Gnade als Radltreter. Ja, und dann zeigt er uns etwas, bei dem ich mir spontan denke: Das ist so praktisch und gut durchdacht, das muss eine Frau erfunden haben!
    Wir haben ja schon über das Wetter geredet und darüber, dass es auf so einer Tour oft voller Überraschungen steckt. Mal regnet es, und du bist nass bis auf die Haut, dann ist es wieder warm, oder der kalte Fahrtwind lässt dich erschaudern. Damit diese Abwechslungen besser zu ertragen sind, hat die schlaue Bikerfrau oder der schlaue Bikermann – ich will mal nicht so sein – lose Ärmel und Hosenbeine passend zum Outfit erfunden. Die rollst du je nach Temperatur und Belieben rauf und runter. So fährst du mal mit kurzem Arm und im nächsten Moment wohlig warm eingepackt bis zu den Fingern, und das Gleiche gilt für die Beine. Einfach genial!
    Die will ich sofort haben, und dazu das Jäckchen mit den vielen Taschen. Schick, wirklich schick! Irgendwie komm ich mir schon richtig dazugehörig vor.
    Bruno ist auch ganz enthusiastisch. Er neigt ja dazu, immer gleich alles haben zu wollen, so quasi für alle Fälle. Ich dagegen denke wieder an die Kilos und daran, was das Zeugs so alles kostet. Also, ganz easy kann man da einen Betrag hinlegen, der mir sonst eigentlich eher bei einem Edelschneider passiert. Auf ’ner Party würde ich aber damit ganz schön aus dem Rahmen fallen.
    Also, es muss ein Outfit her, das man notfalls auch am Abend, bevor man ins noch nicht gefundene Nachtquartier fällt, in einem Gasthaus tragen kann. Vielleicht gibt’s ja nette Überhosen, ich meine, damit die Windeln nicht so auffallen. Blöde Frage, natürlich hat man so was im Sortiment. Undwieder hauen mich die Farben fast um. Frauen radeln wohl gerne als Kakadu verkleidet. Ich frag mich, ob es ’ne Jeans eigentlich nicht auch tut.
    Aber ich frage mich das nur selbst, denn gerade wird Bruno eindringlich die Notwendigkeit des Windelpakets erläutert. Es folgt eine schauerliche Schilderung von bis aufs Fleisch rohen, blutigen Hintern, die tagelang nicht mehr sitzen konnten. Ich frage mich, warum bloß die Fahrradsättel unbedingt so aerodynamisch sein müssen anstatt gemütlich sanft gepolstert. Schließlich will ich keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
    Â»Es muss doch eine Zwischenlösung geben?«, frage ich unseren Radlmeister.
    Dieser nickt begeistert. »Ich habe da ganz wunderbar gepolsterte Exemplare zur Auswahl.«
    Na ja, die sehen auch eher dem Kopf eines Windhundes ähnlich, aber – das muss ich zugeben – ein wenig weicher sind sie schon. »Ich benötige den absolut weichsten«, insistiere ich, »und es ist mir absolut wurscht, ob der auf dem Radl komisch aussieht oder nicht.«
    So, damit wären wir nun beim Wichtigsten angekommen: dem Mountainbike. An diesem Punkt müssen wir beide nun die Hosen herunterlassen, denn unweigerlich kommt die Frage auf: »Ja, wie fit sind Sie denn eigentlich?«
    Klar, wir wollen nicht über Stock und Stein fahren. Wir brauchen Wege. Sie müssen ja nicht neben Hauptstraßen sein, aber doch wenigstens als solche erkenntlich. Wir wollen nicht durch tiefe Wälder fahren und ständig die Räder über Baumstämme tragen, genauso wenig einen Gletscher erklimmen. Nein, wir wollen genießen, Landschaft, Luft und Leute. Einen Drahtesel unter dem Hintern haben, der zwar leicht, aber doch kein Rennrad ist, so was wie ein Mountainbike mit dünneren Rädern.
»Gibt es«, sagt unser Meister, »bitte sehr«, und zeigt uns zwei wunderschöne, wesentlich leichtere Räder als die unsrigen.
    Ja, die gefallen uns, aber wir müssen sie trotzdem erst mal ausprobieren. Und übrigens: Das mit dem Sattel hab ich ernst gemeint.
    Die nächsten
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