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Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto...
Autoren: authors_sort
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München. Ich kann eskaum erwarten, unsere neuen Räder der Marke Bianchi Camaleonte abzuholen und mich ein bisschen einzufahren. Zuallererst werden wir uns eine gute Fahrradpumpe und mindestens zwei Ersatzschläuche pro Person für eventuelle Reifenpannen geben lassen. Bestimmt werden sie uns auch einen guten Satz Werkzeug mit allem, was man braucht, geben. Am meisten schreckt mich nicht die Reifenpanne an sich, sondern das Entfernen des Rades. Recht häufig, so wurde mir gesagt, komme es außerdem vor, dass die Kette rausspringt. Was tut man bloß im Falle eines solchen Unglücks? Ganz zu schweigen von den bereits erwähnten Bremsen. Und wenn ein Kabel reißt? Vielleicht sollten wir uns auch ein Ersatzkabel geben lassen.
    Mit diesen Gedanken verbringe ich die Zeit bis zu meiner Ankunft in München. Als wir die Räder bei Bianchi abholen, versichert man uns, dass unsere Fahrräder das Neueste vom Neuen seien.
    Â»Schlimmstenfalls riskieren Sie eine Reifenpanne«, heißt es nur. »Aber damit wird jedes Kind fertig.«
    Wichtig sei es nur, einen Hebel zur Entfernung des Reifenmantels dabeizuhaben, der uns dann auch tatsächlich zusammen mit einer winzigen Werkzeugtasche ausgehändigt wird.
    Jutta und ich sind fassungslos.
    Â»Das ist doch kein Werkzeug, das ist Spielzeug!«, rufe ich spontan.
    Rühren meine Bedenken von der wehmütigen Erinnerung an die Bau- und Chemiekästen aus Kindertagen her?
Doch die Fahrräder sind wirklich wunderschön, der Rahmen ist aus Aluminium, die Shimano-Schaltung nagelneu, die Fahrradtaschen sind bequem und widerstandsfähig. Ich werde sogar mit einem prostatafreundlichen Gel-Sattel fahren, den mir mein Bruder geliehen hat, doch der Chefder Werkstatt rät mir nachdrücklich ab. Übrigens ist mein erster Eindruck nach einer Probefahrt nach Schwabing, dass mir der Hintern überhaupt nicht wehtut, dafür schmerzt der komplette übrige Körper. Mit anderen Worten: Das Becken ist kein Problem, der Radfahrer kann sich dafür auf andere, bereits vorhandene leichte Schmerzen konzentrieren, wie Kribbeln im Pimmel, geschwollene Eier und von der Reibung brennende Pobacken.
    Hals- und Beinbruch, Bruno!

ERSTE ETAPPE

München/Obermenzing – Reichling

..................
    Die Etappe von München/Obermenzing nach Reichling ist relativ leicht, abgesehen von einer mehrere Kilometer langen Steigung vor Andechs. Es lohnt sich also, gemütlich in den mittleren und hohen Gängen und mit gleichmäßigem Tretrhythmus zu fahren. Die Euphorie des Aufbruchs und das lange Warten in Herrsching auf die Fähre nach Dießen können zu Verzögerungen führen. Der Abschnitt von Dießen nach Rott ist wunderschön, allerdings auch besonders anstrengend. Mit einem Hybridrad sollte man den König-Ludwig-Weg trotz seiner Schönheit besser meiden und die weniger befahrene Rotter Straße wählen. Wenn man Rott erreicht hat, fährt man auf der Landsberger Straße in nordwestlicher Richtung. In Pessenhausen biegt man links in die Sankt-Wendelin-Straße ab, auf der man innerhalb kurzer Zeit nach Reichling gelangt.

31. August 2008
1. TAG
    Ich höre Bruno noch regelmäßig atmen neben mir. Meinen Wecker habe ich auf 8.00 Uhr gestellt, aber ich war aufgeregt diese Nacht, habe unruhig geschlafen, ständig meine beiden Satteltaschen ein- und ausgepackt. Ich bin mir sicher, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben. Andererseits fliege ich ja nicht auf eine einsame Südseeinsel, und heute ist Sonntag, und den werden wir, falls etwas fehlt, überstehen können.
    Die Sonne hat mich dann endgültig wach gemacht, die Vögel veranstalten einen Höllenlärm draußen. Ich stehe leise auf, damit ich noch ein halbes Stündchen ganz für mich habe, um mit dem Hund durch den Park zu laufen und Croissants vom Bäcker Wutschek zu holen. Dann wecke ich ihn auf, diesen Langschläfer, diesen so gar nicht Kribbeligen.
    Im Garten gehe ich an den beiden ebenfalls noch schlafenden Fahrrädern vorbei. »Buh«, mache ich, »aufwachen, gleich geht’s los.«
    Als ich mit dem duftenden Gebäck heimkomme, steht meine Tochter Antonia mit noch müdem Gesicht in der Küche, kocht Tee und hatte Angst, verschlafen zu haben und unsere Abfahrt zu verpassen. Die Süße, wie nah sie mir ist in ihrer Sorgfalt. Sie hat ein wenig Bammel vor dem Weg, der uns bevorsteht, traut es uns nicht wirklich zu
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