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Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto...
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und hat Sorge,dass wir uns auf halbem Weg so in die Wolle kriegen, dass wir die Reise abbrechen.
    Tja, wer weiß, aber dann geht die Welt auch nicht unter. Vielleicht gelangt nur einer von uns ans Ziel, vielleicht gebe ich auf und Bruno zieht eisenhart die Reise durch, vielleicht kommen wir beide innigst vereint und guter Dinge in Meran an. Wer weiß?
    Ich habe gestern noch die gesamte von mir erarbeitete Reiseroute mit allen wichtigen Stationen für Bruno kopiert. Ihm ein Heft angelegt, ihm alles Notwendige rosa markiert, die Übernachtungsdörfchen, wo wir vielleicht nicht mehr weiterkönnen, umkringelt, die Tageskilometer aufgeschrieben, Mittagspausenmöglichkeiten mit Ausrufezeichen beschriftet. Selbst wenn wir uns verlieren sollten, er kann den Weg finden, so er will, mich wiederfinden, so er will, er hat keine Ausrede!
    Gute Laune hat er, das Frühstück steht bereit, wie immer, wenn er frisch rasiert und wohlgeduscht erscheint. Ich hab das noch vor mir, das Duschen, meine ich. Es ist herrliches Wetter.
    Â»Tesoro«,
sagt er,
»se vuoi, possiamo iniziare anche domani.«
    Ich glaub’s nicht, das darf doch wohl nicht wahr sein! Wiesoooooo?
    Ich mein, jetzt ist doch alles bereit, mich juckt’s in den Beinen, und er sagt so ganz nebenbei, dass wir eigentlich auch morgen losfahren könnten. Ich glaub, ich spinne. Nur nicht aufregen, einfach so tun, als ob er das nicht ernst meint.
    Mit zarter Stimme wende ich ein, dass wir doch in jedem Fall heute, und zwar
subito
losfahren, wegen dem Sonnenschein, weil’s morgen vielleicht regnet, weil wir uns sonst keinen Pausentag gönnen können, falls wir einen wollen, weil’s so ausgemacht ist, verdammt und zugenäht.
    Bruno grinst. »Ich wollte nur mal sehen, wie du reagierst.«
Ja, klassisch. Genau die Reaktion hat er von mir erwartet. Mann, bin ich blöd, immer wieder falle ich auf ihn rein. Na ja, weil auch immer ein Tröpfchen Wahrheit bei ihm dahintersteckt und weil ich so gar keinen Humor habe, wenn er meine Pläne durchkreuzt, die längst abgeschlossen waren. So ist er, und ich fange die Situation grad noch mal so auf, bevor er was Provokantes sagen kann.
    Â»Sicuro, amore, il tempo è bello.«
    Also, Kaffee austrinken, runterschlucken, Pipi machen und ab die Post.
    Weit gefehlt!
    Hab ich nicht zu Anfang erwähnt, dass mein Schatz auch Regisseur ist? Die Nummer mit der Kamera am Helm, der zweiten Kamera in der Tasche und dem Mikrofon an der Lenkstange war ernst gemeint. Viel Geld haben wir dafür ausgegeben. Nur mit Vehemenz habe ich mich dagegen wehren können, nicht auch noch so ein Ding am Kopf tragen zu müssen.
    Bruno hat sogar allen Ernstes gesagt: »Ich als Regisseur erwarte von meiner Schauspielerin, dass sie tut, was ich sage.«
    Ich bin fast geplatzt, konnte mich gerade noch beherrschen, ihm nicht die letzte Ausgabe von
EMMA
um die Ohren zu knallen, und nur das Argument, dass ich nicht durch ein Kabel mit ihm von Rad zu Rad verbunden sein möchte, hat ihn nachdenken und klein beigeben lassen. Tja, da hat der Herr Regisseur halt nicht bis zu Ende gedacht. Die Vorstellung, gemeinsam und untrennbar durch ein Kabel in die Schlucht zu rasen, war wohl selbst ihm unangenehm.
    Bleiben wir noch einen Moment bei Bruno, der in vollerMontur vor mir steht. Sportlich sieht er aus, mit seinen engen Radlerhosen, dem sexy Sweatshirt, den fingerlosen Handschuhen, Socken und Sportschuhen, einen Helm auf dem Kopf und bereit, sich ins Abenteuer zu stürzen. Wäre da nicht plötzlich ein Problem aufgetaucht, welches absolut nicht vorhersehbar war. Wenigstens oder vielmehr schon gar nicht seit gestern Abend. Denn er hat alles ausprobiert, und es hat funktioniert. Glücklich war er, dass er diese super Idee hatte, alles dokumentieren zu können.
    Die kleine Kamera ist mit einem schmalen Klettband am Helm befestigt, den größeren Camcorder kann mein geschätzter Lebensgefährte jederzeit aus der Umhängetasche holen, die ich ihm geliehen habe und die er, weil hellblau, absolut scheußlich findet. Somit kann er alles, die Straße, die Gegend oder auch mich, gleichzeitig filmen. Klasse, toll, super, nur – warum funktioniert der Scheißton nicht?
    Â»Gestern Abend ging er doch noch«, ruft Bruno ungläubig. »Er ist einwandfrei gelaufen, alles, was ich aufgenommen habe, konnte ich anschließend hören, warum also nicht auch jetzt?«
    Ich zucke bloß die
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