Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
wollten
es zuerst nicht glauben. »Helga, sollen wir wirklich das Glück haben und es
heute zum zweiten Mal erleben dürfen?« Wir fragten die Kirchenaufsicht und sie
bestätigten es. Noch zweieinhalb Stunden Zeit bis zur Abendmesse. Wir gingen
sehr schnell zum nächsten Geschäft und kauften für den allerletzten Tag ein.
Nun aber schnell zurück zur Kathedrale, es waren noch anderthalb Stunden bis
zum Beginn der Messe. Die erste Bank war noch frei und wir setzten uns voller
Erwartung hin. Das Rauchfass hing schon unter der Decke, mit so einem großen
Geschenk hatten wir heute nicht gerechnet. Wie viele Pilger kommen jedes Jahr
hier an und nur die allerwenigsten von ihnen können dies erleben. Wir hatten
das große Glück und erlebten es nun schon zum zweiten Mal. Egal wie lange es
dauert, wir hatten wieder einmal den besten Platz bekommen. Es wurde trotzdem
eine sehr lange Wartezeit in dieser ungemütlichen Bank. Nun hatten wir unsere
zweite Messe an diesem Tag. Ein Ehepaar mit drei Kindern nahm vorne am Altar
Platz, sie hatten das heutige Schwenken gesponsert, welch ein Glück für uns,
wir können es noch gar nicht fassen. Es folgte eine sehr festliche Messe,
leider in spanischer Sprache. Die Nonne begeisterte uns wieder mit ihrer
glockenhellen Sopranstimme. Vor dem Segen kamen die neun Rauchfassschwenker,
ließen es von der Decke herunter, füllten den Weihrauch ins Fass und dann wurde
geschwenkt. Es flog sehr kurz über die Köpfe der Gläubigen, hoch bis kurz unter
die Kathedralendecke. Die Orgel begleitete dieses mit einer sehr schönen Musik.
Dieses Schwenken, welches wir hier erlebten, ist einmalig auf der ganzen Welt.
Wir hielten uns an den Händen und wischten still unsere Tränen ab. Ein
wunderschönes Geschenk für uns an unserem letzten Tag in Santiago de
Compostela. Wir hatten vorgehabt an unserem letzten Tag, uns ein festliches
Abendessen in einem teuren Restaurant zu gönnen. Leider war es durch die
Abendmesse so spät geworden, dass sich dies nicht mehr verwirklichen ließ.
»Komm Helga, wir fahren mit dem Bus zurück und gehen gegenüber in die Pizzeria,
in der wir damals Helen und Terry getroffen haben und meinen Geburtstag
feierten.« Mein Vorschlag wurde angenommen und wir fuhren zurück. Leider hatte
das Restaurant seinen Ruhetag und wir standen da. Es war schon spät und wir
hatten nichts zu essen. »Heinz, ich habe in den letzten Tagen bei unserer
Busfahrt in die Stadt einen Supermarkt auf der rechten Seite gesehen, lass uns
da hingehen, der ist bestimmt noch geöffnet?« Was blieb uns auch anders übrig.
An zwei Cafés kamen wir vorbei, beide hatten geschlossen. Nach einem Kilometer
sahen wir schon von weitem, dass es keinen Supermarkt gab, es war ein Obst und
Gemüsegeschäft. »Heinz, und wenn wir es zum zehnten Mal essen, wenn wir die
Zutaten bekommen, kochen wir heute noch einmal Spaghetti Bolognese.« Bis auf
Gehacktes bekamen wir alles, was nun? Helga fand im Regal eine große Dose
Thunfisch. »Heinz, wir sind gerettet, den nehmen wir statt Gehacktem. Im
Eilschritt zurück und ab in die Küche. Helga deckte liebevoll den Tisch, sogar
Servietten hatte sie irgendwo aufgetrieben. Da es schon so spät war, stand uns
das gesamte Geschirr zur Verfügung, unser Kochen konnte beginnen. Dann ein
großer Schreck, die Thunfischdose hatte keinen Deckel zum Aufziehen, was nun?
Ich wusste mir keinen Rat. ich suchte alles ab, es gab in der ganzen Küche
keinen Dosenöffner. »Heinz, gehe mit der Dose einmal zum Wachmann, vielleicht
hat der ein Taschenmesser mit Öffner.« Wie gut, wenn man ein rundum sorglos
Paket gebucht hat. Der Wachmann war sehr freundlich und hat in seinem Büro alle
Schubladen nachgesehen, auch er konnte uns nicht helfen. Vor seinem Büro saß
ein deutsches Ehepaar und ich schilderte ihnen meine Not. »Das ist kein
Problem«, sagte der Mann, »ich habe einen Öffner an meinem Taschenmesser.« Er
war so freundlich, ging mit mir und zeigte mir, wie ich damit umgehen musste.
Kurze Zeit später waren alle meine Probleme beseitigt. Erst nachher fiel mir
ein, dass ich selber einen Dosenöffner an meinem Taschenmesser habe. Bevor wir
abgeflogen sind, hatte mein Wanderfreund Günter, mir dieses Messer geschenkt.
Meine verflixte Vergesslichkeit. Ich glaube wir haben einen Topf für fünf
Personen gekocht. Selten hat uns Spaghetti Bolognese so gut geschmeckt, wir
opferten uns beide und aßen alles auf. Als ich so richtig abgefüllt da saß,
überraschte Helga mich noch mit einem Eis als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher