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Winterzauber

Winterzauber

Titel: Winterzauber
Autoren: Mathilda Grace
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eingeredet hatten.
    „Schluss mit der Feigheit!“, schimpfte ich mit mir selbst, hob die Hand und betätigte die Klingel.
    Statt des erwarteten 'Ding, Dongs', fing eine leise Stimme an 'Jingle Bells' zu singen und ich sah mich verdutzt um. Aber ich hatte weder einen verspäteten Weihnachtschor übersehen, noch war irgendjemand auf dem Gehweg unterwegs. Wo kam diese Musik her?
    „Beth! Hast du diese nervige Weihnachtsmusik etwa immer noch nicht abgestellt?“
    „Die ist nicht nervig, Mum. Es ist Weihnachten.“
    „Weihnachten war letzte Woche. Heute ist Silvester.“
    „Soll ich dir lieber das Geknalle von Silvesterböllern an die Klingel anschließen?“
    „Untersteh' dich. Du bist wie dein Bruder. Nur Unsinn in euren klugen Köpfen.“
    „Das habe ich gehört!“
    Ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück, denn der letzte Satz war eindeutig Wynn gewesen. Oha. Er war hier. Die zwei Frauenstimmen waren seine Mum Susanne und seine jüngere Schwester Beth, die ihn zum zweifachen Onkel gemacht hatte. Ich hatte das eigentlich gar nicht wissen wollen, aber Janosch und Baxter waren der Meinung gewesen, ich könne ruhig ein bisschen mehr über Wynn wissen, also hatte vor allem Janosch seine Kontakte spielen lassen und ein paar Sachen über Wynn in Erfahrung gebracht, die ihn mir leider noch sympathischer gemacht hatten.
    Warum konnte er kein mieser Kerl sein? Warum musste er ein anständiger Typ sein, der seit dem Tod seines Vaters selbst gearbeitet hatte, um seine Mutter und Beth zu unterstützen? Warum galt er in seiner Branche als hart, aber fair und warum hatte er für die Leute, die mit ihm arbeiteten immer ein Ohr, wenn es Probleme gab? Ganz zu schweigen davon, dass Wynn auf der Arbeit auch gern mal alles stehen und liegen ließ, falls er als Onkel gefragt war. Wynn war ein Familienmensch durch und durch. Genau das Gegenteil von Gabriel.
    Ich seufzte tief auf.
    „Nanu? Erst klingeln und dann so traurig dreinblicken?“
    Ich zuckte zusammen und hob erschrocken den Kopf. Total in Gedanken versunken, hatte ich nicht gemerkt, dass man mir mittlerweile die Tür geöffnet hatte. Peinlicher ging es nicht.
    „Äh...“
    Wynns Mutter grinste. „Du bist Logan, oder?“
    „Woher...?“ Weiter kam ich nicht.
    „Wynn, komm' her! Du hast Besuch.“
    „Besuch?“, hörte ich Wynn überrascht fragen, während seine Mutter die Tür weiter aufzog.
    Ich bekam eine Gänsehaut und sah unwillkürlich Richtung Straße, worauf Susanne meine Hand ergriff. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie und ich spürte, wie ich rot wurde.
    „Nicht weglaufen“, bat sie und sah über ihre Schulter. „Ja, Besuch. Ein sehr netter Mann, der mit uns essen und Silvester feiern wird, weil ich ihn gerade eingeladen habe.“
    Eine Einladung? Ach herrje. „Ähm, ich...“
    „Heißt er zufällig Logan?“, kam Wynn mir zuvor und seine Mutter lachte.
    „Richtig geraten. Und jetzt komm' endlich her und begrüß' ihn. Soweit ich mich erinnere, habe ich dir irgendwann mal Manieren beigebracht.“
    „Ja, Mum.“
    Ich musste grinsen, weil Wynn klang wie ich früher, sobald meine Mutter in ihrem liebevollen und keinen Widerspruch duldenden Tonfall etwas verlangt hatte. Susanne schien meine Gedanken lesen zu können, denn sie lachte, bevor sie meine Finger drückte und dann meine Hand losließ.
    „Ich hoffe, du bleibst zum Essen, aber jetzt lasse ich euch allein, damit ihr reden könnt.“
    „Danke.“
    Mehr fiel mir nicht ein, was allein Wynns Schuld war, als er hinter seiner Mutter auftauchte und mich ablenkte. Sein Blick war eine Mischung aus Überraschung und Freude, während er mir zunickte, seiner Mutter einen Kuss auf den Kopf gab, den Susanne mit einem, „Du bist wie dein Vater.“, kommentierte. Dann ging sie ins Haus und Wynn nahm seine Jacke und kam zu mir nach draußen.
    Es war die richtige Entscheidung, hier draußen zu reden, wurde mir bewusst, während ich mich abwandte und an das Geländer trat, das die kleine Veranda umgab, die vor dem Haus war. Hätte Wynns Mutter mich sofort hereingebeten, hätte ich garantiert einen Grund gefunden abzulehnen. Ob Susanne das geahnt und Wynn deshalb zur Tür gerufen hatte? Mütterlicher Instinkt? Vielleicht würde ich sie irgendwann danach fragen.
    Ich spürte Wynn hinter mir, sagte aber kein Wort, als er zu mir trat. Stattdessen umklammerte ich das Treppengeländer, um mich daran festzuhalten. Ich brauchte jetzt Rückhalt, egal welcher Art, denn ich hatte fast all meinen Mut
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