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Winterzauber

Winterzauber

Titel: Winterzauber
Autoren: Mathilda Grace
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alles erreicht, was ich hatte erreichen wollen, aber privat war ich seit über zwei Jahren einsam und unglücklich. Obwohl ich Letzteres nie zugeben würde.
    „Ich weiß einfach nicht, ob ich das kann.“
    „Was?“
    Er wollte, dass ich es aussprach. Mistkerl. Aber Baxter hatte Recht, genau wie Jano. „Mich darauf einzulassen.“
    „Du musst dich auf gar nichts einlassen, Logan. Lass es auf dich zukommen. Lerne Wynn kennen. Werdet Freunde, wenn es passt. Und falls sich daraus irgendwann mehr entwickelt, wirst du das schon merken. Dieser Typ kann für dich das sein, was Jano für mich war, ein Schlüssel.“
    „Ein Schlüssel?“, fragte ich irritiert.
    Baxter lächelte und nickte. „Ein Schlüssel, um endlich aus dem Schneckenhaus rauszukommen, in das ich mich damals selbst eingeschlossen hatte.“
    „Nicht jeder hat ein Schneckenhaus mit zwei Stockwerken“, murmelte ich feige, was Baxter mit einem tadelnden Blick und einem leichten Boxhieb in meiner Seite kommentierte, worauf ich ihn entschuldigend ansah. „Ich versteh' dich schon. Aber ich habe einfach eine Scheißangst davor.“
    „Die hatte ich auch, aber du bist damit nicht alleine, Logan. Wir sind da. Immer. Okay?“
    Er hatte Recht. Das machte es nur nicht leichter. Aber was blieb mir Anderes übrig, als den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Ich war vielleicht ein Feigling, doch die Vorstellung, nie zu erfahren, was Wynn mit diesem Kuss eigentlich bezweckt hatte, bescherte mir plötzlich eine Gänsehaut, die nichts mit der Kälte zu tun hatte.
    Nein, ich musste es wissen. Ganz egal, was am Ende daraus wurde, ich brauchte eine Erklärung.
     
     

 
     
    5     
     
     
    Ich hatte Angst. Panik traf es vermutlich eher, aber ich war hier, also würde ich die Sache jetzt auch durchziehen. Gemäß den Fall, ich fiel nicht vorher in Ohnmacht. Diese Peinlichkeit wollte ich mir selbst und vor allem Wynns Familie allerdings wenn möglich ersparen.
    „Komm schon, Logan, so schwer ist es nicht“, versuchte ich mir selbst Mut zuzusprechen, um den Finger zu heben und an der Tür dieses kleinen Einfamilienhauses zu klingeln, in dem Wynns Familie lebte. Seine Mutter, um genau zu sein.
    Bei ihm zu Hause war ich vor einer Stunde schon gewesen, hatte aber niemanden angetroffen, worüber ich gleichzeitig enttäuscht und erleichtert gewesen war. Wahrscheinlich war Wynn auf einer der tausend Silvesterpartys feiern, die es heute überall in der Stadt gab. Ich wäre gar nicht hierhergekommen, wenn Janosch mir nicht am Telefon die sprichwörtliche Hölle heißgemacht hatte, nachdem ich ihm erklärt hatte, bei Wynn wäre niemand zu Hause und ich würde zurückkommen.
    Das würde ich meinem kleinen Bruder eines Tages wirklich nochmal heimzahlen. Nicht zu vergessen, Baxter, der die Idee gehabt hatte. Ich musste besoffen gewesen sein, als ich mich darauf eingelassen hatte, persönlich nach New York zu fahren, um Wynn den Stern zurückzubringen. Wieso hatte ich Wynns Adresse auch offen in der Küche herumliegen lassen? Wieso hatte ich sie überhaupt in Erfahrung gebracht? Und wieso war der Kerl so leicht zu finden gewesen?
    Ich konnte Janosch immer noch lachen hören, denn genau diese Frage hatte ich ihm auch gestellt. Als er ausgelacht hatte, wäre ich ihm für seinen amüsierten Kommentar, dass es Wynn als Architekt ziemlich schwerfallen würde, Geld zu verdienen, wenn er für seine Kunden nicht zu finden war, am liebsten an die Gurgel gesprungen.
    Das würde ich nachholen, sobald ich wieder zu Hause war. Jetzt galt es erstmal den Widerstand meines Arms irgendwie zu überwinden und zu klingeln. Ich könnte Wynn den Stern ja einfach in den Briefkasten werfen oder an die Tür hängen. Nur stand ich dann vor dem Problem, dass Janosch und Baxter mir dafür die Leviten lesen würde. Die beste Lösung wäre der Brief gewesen, den ich nach Weihnachten zu schreiben angefangen hatte. Nur war mir außer 'Hallo Wynn' irgendwie kein weiteres Wort eingefallen.
    Wozu war ich eigentlich Autor, wenn ich nicht mal einen harmlosen Brief zustande brachte?
    Die Frage hatte mir das Genick gebrochen, als ich sie Baxter gestellt hatte und der dadurch mit dem Vorschlag gekommen war, dass ich selbst nach New York fahren sollte. Natürlich war meine erste Antwort ein entrüstetes „Nein!“ gewesen, wonach Baxter sich Unterstützung von Janosch geholt hatte. Deswegen stand ich nun hier und starrte eine braune Holztür an. Weil mein lieber Bruder und dessen Freund tagelang und immerzu auf mich
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