Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterzauber

Winterzauber

Titel: Winterzauber
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
aufgebraucht, um hierherzukommen. Hoffentlich fand Wynn einen Anfang und die richtigen Worte, mir waren sie ausgegangen.
    „Ich hatte zwar gehofft, dass du mir den Stern eines Tages zurückschickst, aber ich habe nie damit gerechnet, dass du ihn selbst vorbeibringst.“
    Wynns Hand legte sich behutsam auf meine linke Schulter. Ich wollte nicht zusammenzucken, trotzdem tat ich es.
    „Du hast Angst“, schlussfolgerte er daraus und ich nickte, zu mehr war ich nicht fähig „Vor mir? Oder vor dem, was wir vielleicht sein könnten?“
    Meine Antwort bestand aus einem Kopfschütteln und dann einem weiteren Nicken, worauf Wynn langsam einen Arm um mich legte. Er ließ sich soviel Zeit dabei, dass ich vor seiner Berührung jederzeit hätte zurückweichen können, aber ich tat es nicht. Als ich mich nicht wehrte, atmete er erleichtert auf und ich konnte spüren, wie der Widerstand in mir langsam zu bröckeln begann.
    „Gut, dass du vor mir keine Angst hast“, sagte Wynn und jetzt war ich erleichtert. Er hatte meine stumme Antwort also richtig gedeutet. „Ich freue mich, dass du hier bist.“
    Da war er mir einen Schritt voraus. Ich kämpfte momentan noch gegen die Reste meiner Angst und den Wunsch, einfach abzuhauen und nicht zurückzublicken. Noch vor einer Woche hätte ich der verlockenden Vorstellung wohl nachgegeben und Wynn für immer den Rücken gekehrt. Genau hier, in diesem Augenblick, brachte ich es nicht fertig.
    „Logan? Ich möchte gern...“ Er unterbrach sich kurz. „Nein, das stimmt nicht, ich möchte nicht, sondern wir beide müssen herausfinden, ob etwas zwischen uns ist.“
    Der Gedanke kam meiner Meinung nach ein wenig zu spät, denn ich wäre kaum hergekommen, wenn da nichts wäre, und das wusste Wynn genau, was mir sein leises Lachen bewies, als ich ihm für seinen Satz mit dem Ellbogen in die Seite boxte.
    „Entschuldige, aber es ist schwer mit jemandem zu reden, der schweigt. Da bleiben mir nur Reaktionen wie diese, um zu wissen, woran ich bin.“
    „Du bist ein Idiot“, schaffte ich es danach endlich meinen Mund aufzumachen und wurde dafür umgehend ausgelacht. Seufzend sah ich über die Schulter. „Das ist nicht lustig.“
    „Ein bisschen schon“, antwortete Wynn amüsiert und hatte natürlich Recht.
    Ich sah wieder nach vorne und ließ meinen Blick über die hinter dem Fluss liegende Skyline der Stadt schweifen. Da das Haus von Wynns Mutter am Wasser lag, konnte ich durch die Bäume hindurch direkt auf Brooklyn schauen. New York City war nachts ein toller Blickfang, mit den ganzen Lichtern und der Brücke, daran hatte sich nicht geändert. Trotzdem machte mich der Anblick nervös. Ich hatte nicht damit gerechnet, den 'Big Apple' je wiederzusehen, trotzdem war ein kleiner Teil von mir froh, es gewagt zu haben.
    Für Wynn.
    Für mich.
    Für das, was daraus vielleicht irgendwann entstehen würde. Dennoch war die Vorstellung merkwürdig. Es hieß zwar, dass man sofort wieder aufs Pferd oder Fahrrad steigen sollte, wenn man runterfiel, aber nach Gabriels Tod wäre ich, selbst wenn ich es gewollt hätte, nicht in der Lage gewesen, mich auf etwas Neues einzulassen. Ich war mir ja nicht einmal jetzt sicher, ob ich soweit war und Gabriels Tod lag über zwei Jahre zurück.
    „Es ist für uns beide lange her“, sprach Wynn im nächsten Moment aus, wozu ich nicht in der Lage war. „Wir haben Zeit, Logan. Niemand hetzt uns.“
    „Und wenn es nicht funktioniert?“
    „Dann funktioniert es nicht“, antwortete Wynn ruhig und drehte mich sanft, aber bestimmt, zu sich herum. Er schwieg, bis ich zu ihm aufsah. „Wir führen keinen Wettkampf, Logan. Es kann alles passieren, oder auch gar nichts. Vielleicht wird es mehr, vielleicht sind wir am Ende einfach nur gute Freunde.“ Er lächelte. „Einen Versuch ist es wert, findest du nicht?“
    Er hatte auch damit Recht, es war nur nicht leicht, das zu akzeptieren. Wynns Ähnlichkeit mit Gabriel war einfach nicht zu übersehen und sie machte mich immer noch sehr nervös, obwohl ich längst begriffen hatte, dass sie äußerlich war.
    „Ich weiß, wovor du Angst hast“, sagte Wynn plötzlich in meine Grübeleien hinein und strich mir mit einer Fingerspitze über die Wange. „Mir geht es genauso. Ich war sehr lange allein und die Vorstellung, es vielleicht ab sofort nicht mehr zu sein, macht mich ziemlich nervös.“
    „Merkt man dir nicht an“, murmelte ich und brachte Wynn damit zum lächeln.
    „Kunststück. Du bist nervös genug für uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher