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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition)
Autoren: M. Hart
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Sohn“, bat Jo. „Er ist etwas sonderbar.“
    Ben konnte dies bislang durchaus bestätigen, schwieg jedoch auf die Aussage hin. Unsicher befreite er sich aus seinen nassen Schuhen und schob sie unter die Garderobe.
    „Ich zeig’ dir dein Zimmer. Den Rest machen wir dann morgen“, sagte Jo entschlossen und ging voran. Er führte Ben langsam die Treppe hinauf.
    Ben folgte ihm, trug sein Gepäck dabei in der linken Hand und hielt sich mit der rechten am kühlen Geländer fest. Das, was er bislang von der Villa gesehen hatte, wirkte sehr luxuriös. Er tastete sich nur sehr langsam aufwärts, denn mit jedem Nachgreifen am Geländer befürchtete er, etwas kaputt machen zu können. Jo führte ihn einen mit sandfarbenem Teppich ausgelegten Flur entlang und blieb schließlich vor der hintersten Tür stehen.
    „Das ist dein Zimmer“, sagte er und öffnete die Tür. „Ich hoffe, du kannst dich hier wohlfühlen.“
    „Vielen Dank“, erwiderte Ben schüchtern.
    „Dann mal eine gute Restnacht!“, wünschte Jo, bevor er sich umwandte und am Ende des Ganges hinter einer anderen Tür verschwand.
    Ben blickte ihm noch eine Weile nach, bevor er sein Zimmer betrat und die Tür leise hinter sich schloss. Er tastet nach dem Lichtschalter und blickte sich schließlich um. Seine Tasche ließ er neben das große, kirschhölzerne Bett fallen. Hinter dem Kopfende des Bettes befanden sich zwei große Fenster mit Blick auf den großen Vorgarten des Anwesens. Ben zog die weinroten Vorhänge zu und ließ sich aufs Bett sinken. Seine Sachen würde er am nächsten Tag auspacken. Müde stülpte er sich die nassen Socken von den Füßen und streifte sich seine Jacke von der Schulter. Gleich darauf legte er sich in das weiche Bett und zog eine Decke über sich. Er hatte keine Lust, sich noch umzuziehen. Seine Augen fielen wie von selbst zu. Er wollte über das Erlebte und den morgigen Tagesverlauf spekulieren, doch wurde ihm bei dem kleinsten Ansatz nachzudenken nur schwindelig vor Übermüdung.
    Es dauerte somit nicht lange, bis er schließlich erschöpft in einen tiefen Schlaf überdriftete.

Kapitel 2

    Angestrengt versuchte Alex seine Augen zu öffnen. Ein bitterer Geschmack füllte seinen Mund. Sein Kopf schmerzte und seine Glieder brannten bei jeder Bewegung. Am Vorabend hatte er eindeutig zu viel getrunken. Die Folgen davon bekam er an diesem Morgen deutlich zu spüren.
    Mit nur halb geöffneten Augen zog er die dunkelbraunen Vorhänge zur Seite und blinzelte in die tief stehende Sonne, welche von der unberührten Schneedecke so stark reflektiert wurde, dass es blendete.
    Auf der Fensterbank lag sein Portemonnaie, das er nun sorgsam zur Seite schob. Er war ein sehr ordnungsliebender Mensch, der mit seinem Ordnungstrieb schon einige Mitmenschen in den Wahnsinn getrieben hatte.
    Alex blickte nach draußen. Nebenbei schob er den Stoff der Vorhänge in die dafür vorgesehene Halterung. Er wollte an nichts und niemanden denken und erst einmal in Ruhe wach werden. Immer wieder streifte er sich einige seiner blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht, versuchte sie hinter sein Ohr zu klemmen, doch rutschten sie bei jeder kleinen Bewegung sofort wieder heraus.
    Schließlich wandte er sich wieder von dem Fenster ab. Doch als hätte diese Geste gleichzeitig und vollkommen unerwartet einen Schalter in seinem Kopf betätigt, der ihn radikal aus der morgendlichen Benommenheit riss, wurde Alex mit einem Mal kreidebleich. Ihm wurde übel und der Kopfschmerz pochte so regelmäßig und stärker werdend, als würde man ein Metronom von Minute zu Minute schneller stellen. Wirre Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei und ergaben zusammengefügt den gestrigen Abend. Plötzlich wurde ihm wieder alles bewusst: Er hatte eine Menge Geld verspielt. Seinen Kumpel, Diego, hatte er mit in diese Sache gezogen.
    Nervös fuhr er sich mit der Hand über die Lippen.
    Mit einem Mal konnte Alex sich an jedes Detail erinnern. Daran, wie er und sein Kumpel, Diego, wieder einmal zu einem illegalen Pokertreffen gegangen waren.
    Diego war ein etwa gleichaltriger Italiener, den Alex vor einigen Wochen während einer öffentlichen Pokerrunde kennengelernt hatte. Er und Alex waren zwar aus völlig unterschiedlichen Hölzern geschnitzt, hatten sich aber auf Anhieb gut verstanden. Der gebürtige Italiener hatte ihn kurz nach ihrer Bekanntschaft in die illegale Pokerszene geschleust, in der man in dreckigen Hinterzimmern um viel Geld spielte. Seitdem beschäftigte sich Alex fast
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