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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition)
Autoren: M. Hart
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hatte. Im ersten Moment hatte er in jener Situation nämlich geglaubt, dass die Gang vom Pokern jemanden zu ihm nach Hause geschickt hatte, um Druck auf ihn auszuüben. Deshalb hatte er Ben derartig angefahren.
    Alex räusperte sich. Sein Vater nahm daraufhin die Zeitung herunter und blickte in seine Richtung.
    „Guten Morgen“, begrüßte er seinen Sohn.
    Alex ging zum Hundekörbchen und wuschelte seinem Hund liebevoll durchs Fell, bevor er kurz in der Küche verschwand, mit einem Tablettenstreifen in der Hand zurückkehrte und sich eine Aspirin heraus drückte. Erst daraufhin setzte er sich an den gläsernen und reichlich gedeckten Esstisch. Als er dort sah, wie Ben sich ein Stück Brot nach dem nächsten in den Mund schob, blickte er angewidert in dessen Richtung.
    „Hast du zu Hause nichts zu essen bekommen oder was?“, fragte Alex in seiner tiefen Stimme.
    „Vielleicht kann ich euch ja heute Morgen noch mal einander vorstellen, nachdem euer erstes Aufeinandertreffen gestern Nacht etwas eskaliert ist“, schlug Jo vor, und lenkte damit von Alex’ Kommentar ab. Er faltete die Zeitung zweimal und legte sie behutsam zur Seite.
    „Danke, ich verzichte“, erwiderte Alex sofort und schenkte sich etwas Wasser ein.
    Mit einem großen Schluck spülte er die Kopfschmerztabletten seine Kehle hinunter. Im Augenwinkel konnte er erkennen, wie sein Vater eine abtuende Geste in Bens Richtung machte.
    „Ich muss mit dir reden, Vater“, sagte er dann und stellte das Glas neben seinem Teller ab.
    „Geht’s wieder um Geld?“, fragte Jo sofort.
    Alex beobachtete Ben noch immer argwöhnisch.
    „Ich will mit dir allein sprechen“, erwiderte er dann streng an seinen Vater gewandt.
    Jo holte einmal tief Luft, nippte an seinem morgendlichen Kaffee und sagte laut: „Ben, entschuldigst du uns bitte einen Augenblick?“
    Dieser reagierte auf den umschriebenen Befehl so schlagartig, dass man ihn schon fast bemitleiden konnte. Er trank sein Glas hastig leer, griff nach seinem angebissenen Toast und eilte mit den Worten „Ich wollte eh noch was erledigen“, davon.
    Eine Weile füllte Schweigen den Raum, bis Jo das Gespräch begann.
    „Na, wie viel brauchst du dieses Mal?“, fragte er, während er seine Zeitung entfaltete und erneut darin zu lesen begann.
    „Wieso denkst du, dass es um Geld geht?“, fragte Alex unsicher.
    „Es geht doch immer nur um Geld“, erwiderte sein Vater und blätterte die Zeitung um. „Du solltest dir mal ein Beispiel an Ben nehmen. Der meistert sein Leben ohne ständig irgendwelche Almosen zu bekommen. Er ist sogar noch in der Regelstudienzeit, macht jetzt freiwillig ein Praktikum hier und macht was aus seinem Leben.“
    „Schön für ihn“, entgegnete Alex genervt.
    Die Aussage seines Vaters verstärkte seine Abneigung gegenüber Ben um ein Vielfaches.
    „Und du verbringst deine Freizeit mit Typen, mit denen ich nicht mal für Geld etwas unternehmen würde“, fuhr Jo fort. „Aber was soll’s. Du hörst ja sowieso nicht auf mich. Also, wofür soll das Geld dieses Mal sein?“
    Alex ignorierte die Worte seines Vaters. Sie trafen ihn längst nicht mehr. Das Verhältnis der beiden war auf das Nötigste beschränkt und so sollte es besser auch bleiben. Er empfand schon beinahe Hass für seinen Vater, konnte diesen Zorn jedoch gerade so überspielen, dass es nicht auffiel. Statt Zuneigung und Interesse versuchte er somit wenigstens Geld von seinem Vater zu bekommen, um sein Leben damit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
    „Es ist nur eine Kleinigkeit“, erklärte Alex. „Eine Sache, die es aus der Welt zu schaffen gilt. Ich will einem Kumpel helfen. Du kriegst das Geld ja später wieder. Ansonsten kannst du’s mir gern vom Erbe abziehen.“
    „Alex, deine Argumentation langweilt mich. Vom Erbe abziehen. Tz...“, machte sein Vater. „Du stiehlst mir schon am Morgen meine kostbare Zeit. Also machen wir’s doch kurz: Wie viel brauchst du?“
    Der Blonde schluckte, wandte den Blick von seinem Vater ab und versuchte gelassen zu wirken.
    „Vierzigtausend“, antwortete er und biss sich nervös auf die Unterlippe.
    Die Augen seines Vaters weiteten sich.
    „Vierzigtausend?“, wiederholte er ungläubig, „Und das nennst du eine Kleinigkeit? Alex, was willst du mit so viel Geld?“
    „Gibst du’s mir oder nicht?“, lenkte Alex ab.
    „Hast du irgendwelche Probleme, von denen ich besser wissen sollte?“, fragte Jo zurück.
    „Danke, dass du so viel Vertrauen in mich hast“,
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