Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition)
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
ja, jedenfalls“, begann er zu erklären, „bin ich viel zu spät von zu Hause losgekommen und irgendwie hat mich der ganze Schnee dann noch überrascht. Außerdem hab’ ich mich ein paar Mal verfahren und deswegen bin ich erst jetzt hier.“
    Während er auf eine Reaktion des anderen wartete, beugte er sich noch einmal in sein Auto, angelte sich sein Portemonnaie und das Handy, zog außerdem den Autoschlüssel heraus und richtete sich daraufhin wieder zu seiner vollen Größe auf. Seinen ganzen Kram stopfte er in seine Hosentaschen. Dann ging er zum Kofferraum, um seine Tasche zu holen.
    „Ich wollte deinen Vater nicht wachklingeln und dachte schon, ich müsste bei dieser Mordskälte hier draußen übernachten“, fuhr Ben fort und lachte erneut.
    Vorsichtig hievte er sein Gepäck aus dem Wageninneren und blickte erst dann wieder in Alex’ Richtung. Wie festgefroren stand dieser in seiner schwarzen Jacke da, bevor er sich wortlos umdrehte und den verschneiten Pfad in Richtung Haustür stapfte. Ben warf die Kofferraumtür zu, schloss ab und taumelte samt schwerer Tasche hinterher. Ob es an der Uhrzeit oder etwas anderem lag, dass Alex sich so merkwürdig verhielt, konnte Ben nicht einschätzen. Er fragte sich lediglich, warum dieser ihn am Auto wie einen Verbrecher behandelt hatte.
    Alex blieb schließlich vor der schwarz lackierten Haustür stehen und schloss sie auf, während Ben unsicher hinter ihm wartete. Alex’ düstere Art machte ihn irgendwie nervös. Der Blonde betrat die Villa, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Ben wollte ihm folgen, doch wurde ihm die Tür direkt vor der Nase zugeschlagen. Erschrocken wich er zurück.
    „Hey!“, schrie er entsetzt und klopfte kräftig gegen die massive Tür.
    „Solange ich nicht weiß, wer du bist, lass ich dich hier nicht rein“, entgegnete Alex von der anderen Seite.
    Ben schlug wütend mit der Faust gegen die Tür: „Das ist ja wohl nicht dein Ernst!“
    Er konnte ein unruhiges Hundebellen vernehmen und hoffte inständig, dass die Tür sich jeden Augenblick wieder öffnen würde. Sein Gesicht schmerzte vor Kälte und der Griff seiner schweren Tasche schnürte in seine taub gewordene Hand.
    Der Beginn seines Praktikums in Hamburg hätte kaum katastrophaler beginnen können.
    Ben wartete vergeblich unter dem Vordach und wollte schließlich zu seinem Auto zurück, bis er plötzlich eine weitere Stimme hinter der Tür hören konnte. Eine Stimme, die Ben von Telefonaten kannte. Es war eindeutig die von Johannes Tannenberger, welcher mit Alex zu streiten schien. Das aufgeregte Hundebellen verstummte allmählich. Ben trat einen kleinen Schritt vom Eingang der Villa zurück und wartete gespannt. Kurz darauf öffnete sich die Tür endlich wieder und ein Mann im weißen Bademantel begrüßte ihn freundlich: „Hallo, Ben! Komm rein!“
    Ben verharrte noch einen Augenblick lang, bevor er an Johannes Tannenberger vorbei schritt und den mit hellem Marmor gefliesten Flur betrat, in dem es leicht süßlich nach Vanille roch.
    „Wie kommt es, dass du mitten in der Nacht hier aufschlägst?“, wurde er von dem Mann, vermutlich Anfang fünfzig, gefragt.
    Ben blickte sich um, konnte jedoch aufgrund der nächtlichen, dürftigen Beleuchtung nicht viel erkennen. Vom Flur aus gingen vier Türen ab. Auf der linken Seite führte eine aus demselben Marmor gefertigte Treppe zur zweiten Etage. Am Ende des Flures sah Ben Alex an der Seite eines schwarz-lohen Schäferhundes stehen. Der muskulöse Vierbeiner fiepte kläglich und schien Ben begrüßen zu wollen, doch bückte Alex sich und hielt den Hund am Halsband zurück. Alex selbst schwieg.
    „Bitte entschuldigen Sie die nächtliche Störung, Herr Tannenberger!“, wandte Ben sich schließlich wieder an den bekannten Architekten. „Ich hab’ mich ein paar Mal verfahren und dann noch der viele Schnee.“
    Johannes Tannenberger nickte. Seine braunen Haare hatten dem Anschein nach seit Längerem zu ergrauen begonnen. Seine hohe Stirn ließ ihn dabei noch älter wirken. Die deutlichen Krähenfüße an seinen Augen und die Grübchen strahlten allerdings eine große Sympathie aus. Im Gegensatz zu Alex sah man dem Gesicht Charakter an. Jede Falte erzählte etwas von seinem Leben.
    „Nenn’ mich einfach Jo“, erwiderte er. „Das reicht vollkommen.“
    „Ich muss gleich kotzen“, warf Alex plötzlich ein, drängelte sich an Ben vorbei auf die Treppe und verschwand schließlich im zweiten Stock.
    „Bitte entschuldige meinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher