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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition)
Autoren: M. Hart
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Kapitel 1

    Braune Augen blickten verärgert in den Rückspiegel. Seit einigen Minuten drängelte ihn der Fahrer eines schwarzen Mercedes. Neben der Tatsache, dass Ben sich in dieser Gegend nicht auskannte, verschlimmerten auch die verschneiten Straßen seine Situation. Nach weiteren Metern setzte Ben schließlich den rechten Blinker und hielt genervt am Straßenrand.
    „Idiot!“, fluchte er, als er endlich von dem fremden Wagen überholt wurde.
    Ben besaß keinen ausgeprägten Orientierungssinn. Wahrscheinlich hätte ihn ein Blick in den Wetterbericht davor bewahrt, sich noch am späten Abend einer Februarnacht auf den Weg nach Hamburg zu machen.
    Er seufzte, fischte dann eine Karte der Hansestadt vom Beifahrersitz und breitete diese vor sich auf dem Lenkrad aus. Mit dem Zeigefinger fuhr er über die aufgedruckten Straßen und verharrte kurze Zeit später an einer Kreuzung, an der er sich zu befinden glaubte. Die Innenscheiben seines Wagens beschlugen minutiös, so dass er mit der Hand über sein Seitenfenster wischen musste, um hinaussehen zu können. Doch auch der weiße Schnee genügte in der dunklen Neumondnacht nicht, um es wenigstens so hell sein zu lassen, dass Ben draußen irgendetwas erkennen konnte. Also befreite er sich aus dem Gurt, stieg aus und blickte sich erneut unter dem schwachen Licht der Straßenlaternen um. Der kühle Wind brannte an seinen Wangen. Aufgrund der großen Schneeflocken musste er unentwegt blinzeln, damit sie ihm nicht in Massen in die Augen flogen. Er sah abwechselnd von einer zur anderen Straßenseite. Rechts von ihm erstreckte sich ein großer Park, links von ihm floss die Elbe, die in dieser winterlichen Nacht grau und trüb wirkte.
    Ben seufzte erneut, bis er endlich ein Straßenschild mit der Aufschrift Elbchaussee entdeckte.
    „Na, wer sagt’s denn“, sprach er zufrieden mit sich selbst und kletterte zurück in sein Auto.
    Er schmiss den Motor an, ließ die Scheibenwischer den Neuschnee entfernen und fuhr vorsichtig weiter. Irgendwo in dieser Straße musste das weiße Haus sein. Er erinnerte sich genau an die Fotos, die sein Vater ihm von der Villa gezeigt hatte. Doch die Müdigkeit ließ seine Augen brennen und erschwerte es ihm, die Hausnummern der vielen teuren Immobilien zu erkennen.
    Fast am Ende der Straße angekommen atmete Ben erleichtert auf und lächelte. Er hatte das Zielobjekt gefunden. Vorsichtig bog er rechts auf die Einfahrt und folgte dieser bis vor die Garage, die sich rechts vom Haus befand. Er schaltete den Motor ab. Erst durch das erloschene Scheinwerferlicht bemerkte er dann, dass das gesamte Grundstück nur schwach beleuchtet war und in keinem der Sprossenfenster mehr Licht brannte. Die weiße Fassade der Villa zusammen mit den hohen Fenstern und den schwarz lackierten Holzklappläden wirkte sowohl elegant als auch klassisch. Der Landhauscharakter zog sich über das gesamte Anwesen. Ben fand sofort Gefallen an seinem zukünftigen Wohnen auf Zeit.
    Glücklicherweise pflegte sein Vater gute Kontakte und so war es gekommen, dass Ben, der Architektur studierte, ein Praktikum bei Johannes Tannenberger, einem der angesehensten Namen der Baubranche, vor sich hatte. Bens Ehrgeiz trieb ihn zu alledem an und zwang ihn förmlich dazu, auch diese nun vor ihm liegende Herausforderung mit Bravour zu meistern. Mit seinen 21 Jahren befand er sich im vierten Semester und hatte bislang alles genau so absolviert, wie es der Universitätsstundenplan von ihm verlangt hatte.
    Auch wenn er durchaus dazu in der Lage war, Karriere von Privatem zu trennen, kam es ihm dennoch sehr recht, die Semesterferien an einem anderen Ort zu verbringen. Er bemühte sich zwar sehr um Ablenkung, doch setzten sich dennoch oftmals Gedanken an Nick, seinen Exfreund, durch. Vor rund zwei Monaten hatten die beiden sich getrennt, waren davor beinahe drei Jahre lang ein Paar gewesen. Es hatte immer Höhen und Tiefen gegeben, aber genau diese Abwechslung hatte die Beziehung sehr lebhaft gemacht und nie Langeweile aufkommen lassen. Es zermarterte Ben tagtäglich den Kopf, dass es keine wirklichen Gründe für die Trennung gab. Er war nämlich jemand, der Antworten und gute Argumente brauchte, um eine Sache aus seinem Kopf streichen zu können. Genau das war bezüglich der Trennung nicht möglich. Nick fehlte ihm. Das spürte er immer wieder aufs Neue. Es gab einfach zu viele Situationen, die sie gemeinsam erlebt hatten und die Ben in ihrer Ähnlichkeit an die alte Zeit erinnerten.
    Ben fuhr sich
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