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Winterland

Winterland

Titel: Winterland
Autoren: Åke Edwardson
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Sohn?«
    »Ja.«
    »Warum ist er hier mit dabei?«, fragte Winter und wies auf die Fotografie.
    »Er war manchmal dabei und half aus«, sagte Björk gedehnt.
    »Jeden Sommer?«
    »Nee, wohl mehr gegen Ende.« Björk nahm die Kappe ab, fuhr sich durch das schüttere Haar und setzte die Kappe wieder auf. »Es waren wohl die letzten beiden Jahre oder so.«
    »Wann ist die Ferienkolonie geschlossen worden?«, fragte Winter. »Welches war die letzte Saison?«
    Björk dachte nach und nannte dann eine Jahreszahl.
    »In dem Jahr war das Mädchen hier«, sagte Winter.
    »Charlotte Sander.« Er wandte sich wieder den Fotos zu.
    »Dann müsste sie hier mit drauf sein.«
    Er studierte erneut die Bilder, Gesicht um Gesicht, konnte aber keines finden, das ihn an das der toten Frau erinnerte.
    »Charlotte …«, sagte Björk, der neben Winter ganz dicht an den Fotos stand. »Charlotte Sander …« In einer plötzlichen Bewegung wandte er sich Winter zu. »Mein Gott.«
    »Was ist denn?«, fragte Winter.
    »Sie war ja mit in dem Boot«, sagte Björk, »als es geschah. Sie war das!«
    »Das Boot?«, fragte Ringmar.
    »Was ist da geschehen?«, hakte Winter nach.
    »Sander. Ich erinnere mich. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass sie das Boot über den Sand gezogen haben. Dass es sozusagen dasselbe Wort war.«
    Er wandte sich wieder den Bildern zu und betrachtete sie intensiv mit seinen kurzsichtigen Augen.
    »Da ist sie«, sagte er und streckte einen Finger aus, mit dem er dann fast ein kleines Mädchengesicht berührte.
    »Ist das Charlotte?«, fragte Winter. Er sah ein Gesicht, ein junges Gesicht mit einem schwachen Lächeln. Plötzlich spürte er, wie es ihm kalt über die Kopfhaut kroch. War das ein Lächeln im Gesicht des Mädchens? Warum hatte er das nicht vorher gesehen? »Ist sie das?« Er fragte wieder, obwohl er die Antwort schon wusste.
    »Das ist sie«, sagte Björk und zog den Finger wieder weg. »Und da ist das Mädchen, das ertrunken ist. Sie stehen genau nebeneinander. Dass ich sie nicht vorher gesehen habe.«
    »Das ertrunken ist?«, echote Ringmar.
    »Sie waren mit dem Boot draußen«, erklärte Björk. »Weit draußen auf dem See. Es war Abend, aber es war immer noch hell. Es waren diese beiden Mädchen. Die beiden und Sivert.«
    »Sivert? Der Sohn?«
    »Er ist mit ihnen rausgerudert.«
    »Und was ist da draußen geschehen?«, fragte Winter. Er spürte immer noch das Schaudern. Er wusste, dass er Björk so leichthin und gleichzeitig so schnell wie möglich dazu bringen musste, zu erzählen.
    »Keiner weiß es«, sagte Björk. »Das andere Mädchen, es hieß Lena, sprang ins Wasser, um zu baden, das hat Sivert gesagt, und offenbar ging sie unter wie ein Stein.« Er schaute zu dem Foto. Winter und Ringmar sahen das Mädchen an. Es sah leicht aus, leicht und fröhlich. »Man fand sie am nächsten Tag. Mit Draggen über den Grund.«
    »Hätte Sivert sie nicht retten können?«, fragte Ringmar.
    »Offenbar nicht«, erwiderte Björk. Winter konnte die Veränderung in seiner Stimme hören.
    »Und was sagte Charlotte?«, fragte Ringmar. »Sie war doch dabei.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Björk und wandte das Gesicht ab.
    »Wann ist das passiert?«
    »Wann? Na, wann wohl?« Björk sah zu Ringmar und dann wieder zu der Fotografie. »Das war wohl im Juli.«
    »In welchem Jahr?«
    »Es war das letzte Jahr. Der letzte Sommer. Zwei Wochen nach dem Unglück haben sie geschlossen und die Tante wurde krank, und niemand kam je zurück.«
    »Was machte Sivert, wenn er hier war?«, fragte Winter.
    »Hat er irgendetwas gearbeitet? Hat er bei etwas geholfen?«
    Björk antwortete nicht. Er hatte den Fotos den Rücken zugewandt, als wolle er vergessen, was er gesehen hatte.
    Winter wiederholte seine Frage.
    »Er war keine Hilfe«, sagte Björk.
    »Ach so?«
    »Er hat nur Schaden angerichtet.«
    »Wobei?«
    »Bei den Mädchen«, sagte Björk. »Er hat den Mädchen geschadet.«
    »Wie das?«
    »Er … er …« Björk schienen die Worte zu fehlen.
    »Herr Björk?«
    »Ich habe versucht, mit der Tante zu reden, aber sie hat nicht zugehört. Sie wollte nicht zuhören.«
    »Was wollten Sie ihr sagen?«
    »Dass er … dass er ihnen Böses wollte.«
    »Böses? Auf welche Weise?«
    »Ich weiß nicht. Böses eben.«
    »Haben die Kinder Ihnen das erzählt?«
    »Ich hatte so meinen Verdacht.«
    »Trotzdem durfte er mit zwei Mädchen auf den See hinausrudern?«
    »Ich war zu dem Zeitpunkt nicht da«, sagte Björk.
    »Aber hinterher doch«, sagte
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