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Winterland

Winterland

Titel: Winterland
Autoren: Åke Edwardson
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Winter.
    »Er ist mein Bruder«, sagte Richardsson.
    »Keine große Ähnlichkeit«, meinte Winter.
    »Weil er mein Stiefbruder ist«, sagte Richardsson und lächelte auf eine Weise, die die Kälte in Winter wieder aufsteigen ließ. »Und seinem Bruder muss man doch helfen, nicht wahr?« Er hob die Pistole. »Nicht wahr?«
    »Und wie ist es vor sich gegangen?«, fragte Winter schnell.
    »Hatte Erland es schon lange geplant?«
    »Nein, nein. Er ist länger geblieben, um mit Hirschmann über die Schulden zu reden, aber Hirschmann hat ihn nur ausgelacht.« Plötzlich gab Richardsson auch ein Lachen von sich. »Und dann hat er irgendwann nicht mehr gelacht.«
    Richardsson zeigte mit der freien Hand auf sich selbst. »Und dann hat er mich angerufen, und ich durfte kommen und mich um alles kümmern.« Er wies mit der Pistole auf Winter.
    »Genau, wie ich mich jetzt auch um alles kümmern darf. Erland macht gar nichts. Alles darf ich machen.«
    »Und was werden Sie dann tun?«, fragte Winter. »Fahren Sie wieder nach Italien?«
    »Italien? Ja, vielleicht. Mir hat es in Italien gefallen.«
    Richardsson sah aus, als würde er sich weit weg träumen und in einem eigenen Raum, einem eigenen Universum schweben.
    Er blinzelte und richtete den Blick auf Winter.
    Ich muss Zeit gewinnen, dachte Winter. Zeit ist alles, was mir bleibt, aber sie verrinnt schrecklich schnell.
    »Und was werden Sie jetzt tun, Bengt?«, fragte er.
    »Ich werde Sie wohl erschießen müssen«, sagte Richardsson.
    »Das müssen Sie doch nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Richardsson.
    Warum, warum nicht. Winter verspürte plötzlich eine seltsame Verzweiflung, als ob dieses Warum, mit dem er in seiner Arbeit ständig beschäftigt war, auf das er immer wieder zurückkam, nun das letzte Wort sein würde, das er einen Menschen aussprechen hörte, und das letzte Wort, das er selbst dachte.
    »Ich werde niemandem etwas sagen«, sagte Winter.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er in dem Fenster schräg hinter Richardsson einen Reflex.
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Richardsson.
    Plötzlich sah er ängstlich aus. Ängstlich und lebensgefährlich.
    »Ich verspreche es«, sagte Winter. »Mein Ehrenwort.«
    »Ehrenwort?«
    »Ich schwöre, dass ich unser Geheimnis nie verraten werde«, sagte Winter.
    »Aber warum sollte ich Ihnen glauben?«, schrie Richardsson und hob die Pistole, so dass sie direkt auf Winters Kopf gerichtet war. »Waru…«, und das war das Letzte, was er rief, denn eine Kugel aus einer anderen Dienstwaffe durchschlug das Fenster und traf ihn in den Hinterkopf. Richardssons blasse Augen wandten sich nach innen, und er wurde zu Boden geschleudert, einen Meter entfernt von dem Ordner mit den besten Rezepten der Welt.
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