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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest
Autoren: Jørn Lier Horst
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Stunden hier sein. Bitte halte mich bis dahin telefonisch auf dem Laufenden.«
    Wisting versicherte ihr, dass er anrufen werde, falls etwas Dramatisches passieren sollte, und beendete das Gespräch.
    Der Nächste, mit dem er Kontakt aufnehmen musste, war Thomas R ø nningen. Er setzte voraus, dass der bekannte TV-Moderator eine Geheimnummer hatte, und rief stattdessen den Sender an.
    Er stellte sich vor und erklärte, es sei von entscheidender Bedeutung, dass er die Kontaktdaten von Thomas R ø nningen erhalte.
    Die Frau, die Nachtschicht in der Telefonzentrale des NRK hatte, hörte sich erfahren an. Sie bedauerte, dass sie keine Telefonnummer von R ø nningen habe, und bat ihn zu warten. Wisting hörte, wie sie auf einer Tastatur tippte.
    »Ich habe Handynummer und E-Mail-Adresse seines Agenten, Einar Heier«, sagte sie. »Möchten Sie die haben?«
    »Telefonnummer reicht.«
    Sie gab ihm die Mobilfunknummer.
    »Danke. Die Sendung, die heute Abend lief, wissen Sie, wann die aufgezeichnet wurde?«
    »Das war eine Direktsendung.«
    »Was heißt das?«
    »Früher haben wir die Sendung einen Tag vorher produziert, wodurch etwas von der Aktualität verloren ging. Jetzt zeichnen wir sie vier Stunden vor dem Sendetermin auf und senden sie ungeschnitten.«
    Wisting rechnete im Kopf. »Das heißt, die Aufzeichnung war gegen 18.00 Uhr beendet?«
    »Richtig.« Sie hielt kurz inne. »Ist das etwas, worüber Sie mit der Sicherheitsabteilung reden sollten?«
    »Nein, nein. Wenn, dann rufe ich später noch mal an.«
    Er beendete das Gespräch und wählte die Nummer des Agenten. Der meldete sich in betont entgegenkommendem Tonfall.
    Wieder stellte Wisting sich vor und bat um R ø nningens Kontaktdaten.
    »Ich gebe Ihnen gerne die Handynummer, aber es ist nicht gesagt, dass Sie ihn erreichen.«
    »Aha?«
    »Ich rufe ihn immer nach der Sendung an und sage ihm, wie ich sie fand, aber heute habe ich ihn nicht erreicht.«
    Wisting blickte aus dem Fenster, während er sprach. Er konnte einen Hubschrauber sehen, der im Niedrigflug über dem Fjord hereinkam.
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«, fragte er.
    »Gestern. Darf ich fragen, worum es geht?«
    »In seine Ferienhütte bei Helgeroa wurde eingebrochen.«
    »Aha. Da wird er dankbar sein, dass Sie angerufen haben.« Der Agent gab ihm die Nummer. »Falls er nicht rangeht, schicken Sie ihm lieber eine SMS, statt eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen.«
    »Vielen Dank.«
    »Kann ich vielleicht irgendetwas tun? Irgendwas Praktisches im Zusammenhang mit dem Einbruch?«
    »Vorläufig nicht. Ich habe ja Ihre Nummer.«
    Draußen stand der Hubschrauber in der Luft. Der Scheinwerfer strahlte das Hafengelände an. Abwartend.
    Wisting wählte Thomas R ø nningens Nummer, stand auf und ging zum Fenster. Die Mailbox sprang sofort an. Wisting legte auf und speicherte die Telefonnummer.
    Nils Hammers Stimme tönte aus der Rufanlage und durchbrach die Stille. »Sie haben dein Handy geortet. Es soll draußen auf Revet sein.«
    Der Hubschrauber neigte sich zur Seite und drehte Richtung Osten ab. Revet war ursprünglich eine Sandbank zwischen Lågen und dem Larvikfjord gewesen, inzwischen jedoch ein großes Industrie- und Hafengebiet, das wie eine Darmschlinge draußen im Meer lag. Dort gab es viele Stellen, wo man ein Fahrzeug verstecken konnte, aber gleichzeitig gab es auch nur einen Weg heraus.
    »Wir bauen eine Sperre am Kanalkai auf«, erklärte Hammer.
    Wisting wandte den Blick von dem Hubschrauber ab und starrte stattdessen sein Spiegelbild im Fenster an. Der Regen verzerrte seine Gesichtszüge und machte aus ihm einen Fremden. Die Lider fielen ihm zu. Er ließ die Augen geschlossen und versuchte, seine Gedanken zu sammeln.
    Dies war der erste große Ermittlungsfall seit seiner Rückkehr nach einer längeren krankheitsbedingten Auszeit. Er hatte seinen Beruf immer als herausfordernd und inspirierend erachtet, aber im vergangenen Sommer hatte er sich schlecht gefühlt. Die ständig wachsende Arbeitsmenge wurde auf immer weniger Personal verteilt. Es war eine konstante Überbelastung, die schließlich zu körperlicher und geistiger Erschöpfung führte.
    Er war drei Monate krankgeschrieben gewesen. Als er seinen Dienst wieder antrat, hatte er begriffen, dass er nicht unersetzlich war, und er hatte es geschafft, mehr Aufgaben und mehr Verantwortung an andere abzugeben.
    Jetzt stand er da und horchte in sich hinein, ob er für diesen Fall bereit war. Dann traf er seine Entscheidung.
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