Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don
Autoren: Tage der Toten
Vom Netzwerk:
der das Theater von der Zoo-Klinik
trennt. Er läuft bis zu dem Drahtzaun unter den Eukalyptusbäumen am Rand des
Abhangs, von dem man den Highway überblickt und links die Cabrillo Bridge sieht.
Von hinten und von der Seite ist er durch das Theater und die Klinik vor
Blicken geschützt, von der Straße her durch ein paar geparkte Sattelschlepper.
Er holt einen Entfernungsmesser aus der Tasche und richtet ihn auf Scachi aus,
der auf der Brücke steht und eine Zigarre raucht. Der Abstand beträgt gut
dreihundert Meter.
    Das wird ein leichter Schuss,
selbst bei Nacht.
    Er kehrt ins Theater zurück und
sieht das Stück zu Ende.
     
    Art Keller steht auf der Treppe und klingelt. Althea sieht
blendend aus. Überrascht, ihn zu sehen, aber blendend. ' »Arthur...«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Klar doch.«
    Sie führt ihn zum Sofa und setzt
sich neben ihn. Das könnte mein Zuhause sein, denkt er. Hätte es sein können,
wenn er es nicht weggeworfen hätte - für etwas, das es nicht wert war.
    Dich hab ich auch weggeworfen,
denkt er und mustert Althea.
    Manche Frauen werden schöner mit
dem Alter. Ihre Lachfalten zieren sie, und selbst die Sorgenfalten sind
liebenswert. Er stellt fest, dass sie gefärbte Strähnchen hat. Sie trägt eine schwarze
Bluse über den Jeans und eine Goldkette um den Hals. Irgendwann hat er ihr die
Kette geschenkt, aber er weiß nicht, ob zum Geburtstag oder zum Valentinstag.
Oder war es Weihnachten?
    »Michael ist nicht zu Hause«, sagt
sie. »Er ist mit seinen Freunden ins Kino.«
    »Dann erwisch ich ihn das nächste
Mal.«
    »Art, ist was mit dir los?«, fragt
sie und sieht plötzlich besorgt aus. »Du bist doch nicht krank, oder?«
    »Alles bestens.«
    »Du wirkst mir so -«
    »Weißt du noch? Vor langer Zeit
wolltest du, dass ich dir die volle Wahrheit sage.« Sie nickt.
    »Ich wünschte, ich hätte es
getan«, sagt er. »Und dich nicht weggeworfen.«
    »Vielleicht ist es nicht zu spät.« Doch, denkt er. Leider
ist es zu spät. Er steht auf. »Dann werd ich mal gehen.«
    »War schön, dich zu sehen.«
    »Dich auch.«
    An der Tür umarmt sie ihn, küsst
ihn auf die Wange.
    »Pass auf dich auf, Art.
Versprochen?«
    »Klar.«
    Er geht die Treppe hinunter. »Art?«
    Er dreht sich um. »Es tut mir leid.«
    Schon gut, denkt er. Ich bin
wirklich nur gekommen, um auf Wiedersehen zu sagen.
    Er weiß, dass er in einen
Hinterhalt läuft. Sie wollen ihn und Nora auf der Cabrillo Bridge erschießen.
Sie haben keine andere Wahl.
     
    Nora steigt zu Hobbs in den Wagen.
    Er benimmt sich sehr gentlemanlike
- ein alter Herr mit Anzug, Fliege, Überzieher, obwohl es eine warme Nacht
ist.
    Sie sieht großartig aus, und sie
weiß es. Ihr Haar ist auf Blond zurückgefärbt, sie haben ihr ein schwarzes
Kleid gekauft, das passt wie angegossen, sie trägt Brillantohrringe, ein
Brillanthalsband und hohe Schuhe. Ihr Make-up ist perfekt, ihre Augen leuchten
wie Scheinwerfer, ihre Lippen glänzen feucht.
    Sie kommt sich vor wie eine Hure.
    Für jeden Auftritt, sagt sie sich,
das passende Outfit.
    Hobbs geht noch einmal alles mit
ihr durch, aber sie hat schon verstanden. Sal Scachi hat es ihr geduldig erklärt. Sie muss auf der Mitte der Brücke
mit Adán zusammentreffen und ihn zu seinem
Auto begleiten. Weiter nichts.
    Dann ist sie frei. Sie und Callan.
    Beide bekommen sie eine neue
Identität, können ganz neu anfangen.
    Er erwartet sie an einem geheimen
Ort, und sie darf erst zu ihm, wenn sie ihre Rolle gespielt hat wie besprochen.
Die Mühe hätten sie sich sparen können, denkt sie. Bis jetzt hab ich alles
mitgemacht. Was bedeuten schon ein paar Sekunden geheuchelte Liebe?
    Nur dass Adán ungeschoren davonkommen soll, ärgert sie maßlos. Die CIA-Leute, um die
es sich zweifellos handelt, werden die Hand über ihn halten, und er wird nicht
für den Mord an Juan bestraft.
    Das ist schlimm, das ist unerträglich, aber sie tut es für
Sean. Und Juan wird es verstehen.
    Oder nicht?, fragt sie sich mit
einem Blick gen Himmel. Sag mir, dass du's verstehst, sag mir, dass ich's tun
soll. Sag mir, dass du meine Sünden vergibst, auch die Sünde, die ich jetzt
begehe.
    Sal Scachi taxiert
sie im Rückspiegel. Kein Wunder, dass die Kerle verrückt nach ihr sind. Sogar Callan hat sich in sie verknallt, und Callan ist ein
eiskalter Hund.
    Na, hoffen wir, dass sie dir heute
Nacht die Sinne benebelt. Es kann nicht schaden, wenn du ein bisschen abgelenkt
bist, weil ich derjenige bin, der dir die Kugel verpassen muss. Es ist zu
traurig,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher