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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don
Autoren: Tage der Toten
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Balustrade. »Meine auch«,
sagt Keller.
    Scachi legt Kellers 38er daneben.
Dann blickt er hinüber zum Berghang und nickt.
     
    Callans Signal.
    Er nimmt Kellers Hinterkopf ins
Fadenkreuz und atmet durch.
    Ein neuer
Anfang.
     
    Keller sagt zu Nora: »Nora, wirf die eine Pistole runter,
und gib die andere mir.«
    Da muss Adán Barrera lachen.
    Er lacht, bis Nora an die
Balustrade geht und die eine Pistole ins Dunkel wirft.
    »Was machst du da!«, brüllt Adán.
    Sie schaut ihm geradewegs in die Augen.
    »Ich war die Quelle, Adán. Es war immer ich.«
    Adán wirft den
Kopf zurück. »Ich habe dich geliebt!«
    »Du hast den Mann ermordet, den
ich geliebt habe. Dich habe ich nie geliebt.«
    Sie gibt Keller die Pistole.
    Scachi schaut über die Schulter
zum Berghang und schreit: »Schießen!«
     
    Keller dreht sich um, zu dem verborgenen Schützen.
    Scachi zieht eine zweite Pistole
und richtet sie auf Kellers Rücken.
     
    Callan platziert
den Schuss in der Mitte von Scachis Stirn. Scachi verschwindet aus dem
Fadenkreuz. Tío duckt sich
blitzschnell und greift nach Scachis Pistole. Keller dreht sich zu ihm um. Tío hebt die Pistole.
    Keller schießt ihm zweimal in die Brust. Tíos Schuss durchschlägt die Hüfte von Hobbs und landet in Kellers Bein.
    Beide gehen zu Boden.
     
    Hobbs rappelt sich hoch, greift nach seinem Stock und
humpelt los, zurück zu seinem Auto, mit grotesken Verrenkungen wie ein
schlechter Schauspieler.
    Callan richtet
das Zielfernrohr auf die hinkende Gestalt.
    Ein Blutfleck erscheint auf seinem
Rücken.
    Der Stock fällt klappernd zu
Boden.
     
    Adán kriecht
auf Tío zu.
    Er greift nach der Pistole seines
Onkels.
    Callan nimmt ihn
ins Visier, aber Nora steht im Weg.
     
    Keller richtet sich auf, sieht Adán neben Tío knien.
    Adán schießt,
zweimal, beide Schüsse sirren an Kellers Kopf vorbei.
    Keller, taumelnd, drückt ab und trifft Tíos Leiche. Adán schießt
erneut.
    Kellers Kopf zuckt zurück, eine
Blutfontäne spritzt hoch, er stürzt gegen die Balustrade, seine Pistole fällt
auf den Highway unter der Brücke.
    Adán richtet
die Pistole auf Nora.
    »Hinlegen!«, brüllt Callan von weitem.
    Nora lässt sich fallen.
     
    Auch Adán.
    Er wirft sich auf den Bauch,
kriecht an der Balustrade entlang und schießt zurück.
    Callan kann ihn
so nicht treffen, er kann ihn nicht mal sehen. Er lässt das Gewehr liegen und
rennt auf die Brücke zu.
     
    Adán steht auf
und rennt los.
     
    Der Schmerz ist ungeheuer. Keller schwankt, das Blut
strömt ihm über die Stirn, nimmt ihm die Sicht. Sein Blickfeld schrumpft zum Tunnelblick,
die Bewusstlosigkeit naht. Nur schemenhaft erkennt er den flüchtenden Adán auf der schwankenden, kippenden Brücke.
    Keller sucht Halt, fällt um und steht wieder auf. Dann
läuft er los.
     
    Adán hört
Schritte hinter sich.
    Renn schneller, sagt er sich. Er
muss es nicht über die Grenze schaffen, nur bis ins Barrio, dort an die
richtige Tür klopfen, an eine Tür, die sich für Adán öffnet und für Art Keller schließt.
    Er rennt den Prado entlang, der um diese Zeit menschenleer ist, zwischen den Museen hindurch,
die dunkel aufragen wie Mauern einer Geisterstadt. Wenn er es bis zum Park
Boulevard schafft, ist er so gut wie in Sicherheit. Dort gibt es tausend Ecken
und Winkel, er kann sich verstecken und sich dann bis zum Barrio durchschlagen.
    Er sieht den Springbrunnen im
Kreisverkehr, bis dahin sind es noch fünfzig Meter, dann ist der Prado zu Ende. Die Fontäne glitzert silbern im Lampenlicht.
    Auch Keller sieht den Brunnen und weiß, was das bedeutet.
    Wenn Adán es bis dorthin schafft, kann er ohne weiteres entkommen. Die Jungs
von der 28th Street werden ihn verstecken, über die Grenze schmuggeln. Er
zwingt seine Beine zu mehr Tempo, obwohl jeder Schritt schmerzt wie tausend
Nadelstiche.
    Er hört Sirenen in der Ferne und
fragt sich, ob sie echt sind oder Einbildung.
     
    Auch Adán hört die
Sirenen, er rennt weiter. Noch ein paar Meter, und er ist gerettet. Er dreht
sich nach Keller um.
     
    Keller springt, wirft sich auf ihn, packt ihn bei den
Schultern und schiebt ihn über den Brunnenrand ins Wasser.
    Adán bäumt sich
auf und krallt seine Hand in Kellers Gesicht, in Kellers Augen fest.
    Keller brüllt vor Schmerz, aber er
hat Adán fest am Hemd und lässt nicht los.
Einfach festhalten, einfach festhalten, schärft er sich ein. Bis das Hemd in
Fetzen hängt und Adán sich
losreißt.
    Keller wirft sich blind auf ihn,
mit der Kraft der Verzweiflung, hört
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