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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don
Autoren: Tage der Toten
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mein Sonnyboy, aber du musst verschwinden. Das Risiko, dass du den
Mund nicht hältst, ist einfach zu groß.
    Es ist alles vorbereitet. Eine
kleine Schießerei mit Drogengangstern auf der Brücke, dann morgen in den
Medien die öffentliche Trauer um den heldenhaften Arthur Keller und einen Tag
später die Enthüllung, dass er bestochen war, dass er auf der Gehaltsliste der
Barreras stand, seine Gier nicht zügeln konnte und die Rechung serviert bekam.
Erschossen von Barreras Leuten.
    Von dem berüchtigten Sean
Callan.
    Auch du kriegst heute Nacht eine
neue Identität, mein guter Sean.
    Diesmal stirbst du wirklich.
    John Hobbs inhaliert Noras Parfüm.
    Alte Männer, denkt er, müssen sich
ihre schalen Genüsse eben auf diese Weise besorgen. In früheren Zeiten, lang
ist's her, hätte er vielleicht versucht, sie zu verführen. Wenn man denn eine
Prostituierte überhaupt »verführen« kann. Jetzt will er von ihr nichts weiter,
als dass sie ihre Rolle spielt.
    Dass sie ihnen Adán
Barrera zuführt - reibungslos und ohne Ärger.
    Hobbs spürt ihretwegen keine
Gewissensbisse, nichts von dem Bedauern, das er Arthur Keller gegenüber
empfindet - wegen der unerfreulichen, aber leider notwendigen Maßnahme gegen
ihn.
    Klar, die nächste Welt wird
perfekt. Diese hat leider ihre Macken.
    Lüstern saugt er Noras Parfüm ein.
    Keller fährt mit dem eigenen Wagen zum Treffen.
    Adán Barrera sitzt
neben ihm, die Hände mit Handschellen gefesselt. Um diese Nachtzeit ist kein
Verkehr auf den Straßen. Keller fährt über den Harbor Drive, weil er den
Ausblick liebt - die Boote im Jachthafen, das glitzernde Mondlicht auf dem Wasser,
die Skyline von San Diego.
    Barrera sitzt
schweigend neben ihm, mit einem selbstgefälligen Grinsen.
    »Weißt du was, Adán?«, sagt
Keller. »Wegen deinesgleichen hoffe ich, dass es eine Hölle gibt.«
    »Glaub nicht, dass du so
davonkommst«, sagt Barrera. »Wir haben
noch eine Rechnung offen - wegen Raul.«
    Keller fährt an den Rand, steigt
aus, zerrt ihn vom Sitz und zwingt ihn in die Knie. Dann zieht er seine 38er
und weidet sich kurz an Adáns Erschrecken.
Er holt aus und rammt ihm die Pistole ins Gesicht. Der erste Schlag zerfetzt
seine Wange unter dem linken Auge, hinterlässt eine hässliche blutende Wunde.
Der zweite Schlag bricht ihm die Nase. Der dritte spaltet ihm die Oberlippe und
kostet ihn zwei Zähne.
    Adán kippt
vornüber, röchelnd, und spuckt Blut.
    »Nur damit du weißt, dass ich
keinen Spaß verstehe«, sagt Keller. »Wenn du mir dumm kommst, schlag ich dich
tot. Das schwöre ich bei Gott. Hast du mich verstanden?«
    Adán nickt.
    »Wer hat den Mord an Parada in Auftrag gegeben?«
    »Niemand, das war Zufall -«
    Klar, es war Zufall, denkt Keller.
Es war Zufall, dass Tío aus dem
Gefängnis freikam, es war Zufall, das Antonucci dir Absolution erteilt hat,
alles nur Zufall. Keller reißt seinen Kopf an den Haaren hoch und schlägt ihm
die Pistole ans Ohr.
    »Wer hat dich mit dem Mord an Parada beauftragt?«
    Was soll's, denkt Adán. Jetzt ist es schon egal.
    »Das war Scachi«, sagt er.
    Keller nickt. Genau, wie ich
dachte.
    »Warum?«
    »Er wusste über alles Bescheid«,
sagt Adán. »So wie ich.«
    »Er wusste von Kerberos?«
    »Ja.«
    »Red Cloud?«
    »Auch.«
    Keller zieht ihn hoch, schiebt ihn
zum Auto und drückt ihn auf den Sitz.
    Es wird Zeit, zur Brücke zu fahren.
     
    Callan geht in
Stellung.
    Er nimmt das schwere
Scharfschützengewehr aus dem Futteral, befestigt das Stativ und das
Infrarot-Zielfernrohr und schraubt den Schalldämpfer vor. Dann legt er sich ins
tote Gras und richtet das Gewehr auf die Brücke aus.
    Es wird eine leichte Übung. Sobald
Keller mit Barrera erscheint
und ihn übergeben hat, wird Scachi sich umdrehen und nicken.
    Callan erschießt
Keller, packt ein und geht.
    Scachi hält hinterher am Park
Boulevard, lädt ihn ein und bringt ihn zu Nora. Gibt ihnen neue Pässe, und auf
geht's nach L. A., zum Flug nach Paris.
    Ein neuer Anfang.
    Er bringt sich in Position und hält sich bereit. Operation
Red Cloud kommt nach Hause.
     
    Die Cabrillo Bridge überspannt den Highway 163 dort, wo er
den Baiboa Park durchschneidet.
    Keller parkt das Auto an der
westlichen Auffahrt, direkt am Bowlingplatz, wo tagsüber die alten Leute, ganz
in Weiß gekleidet, ihrem Zeitvertreib nachgehen. Er öffnet die Beifahrertür,
zieht Adán am
Ellbogen heraus, zeigt ihm die 38er im Hüftfutteral und sagt: »Versuch doch
einfach zu fliehen.«
    Er stößt ihn vor sich her,
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