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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don
Autoren: Tage der Toten
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seelenruhig.
»Von Miguel Angel Barrera.«
    Keller verschlägt es die Sprache.
    »Das lief alles aus dem Ruder,
Arthur. Ein paar vernünftige Leute mussten einschreiten, um das Schlimmste zu
verhüten.«
    »Vernünftige Leute! Sprechen Sie
von sich oder von Miguel Barrera? «
    »Er war entsetzt, als er hörte,
dass sich sein Neffe mit den Terroristen eingelassen hat«, sagt Hobbs. »Er
hätte dem sofort einen Riegel vorgeschoben, wenn er es gewusst hätte. Jetzt weiß
er es. Das ist eine gute Lösung, Arthur. Adán Barrera ist eine
unschätzbare Geheimdienstquelle für uns, wenn er Anlass zur Kooperation hat.«
    Das ist Blödsinn, wie Keller weiß.
Sie haben Angst, dass Adán Barrera auspackt,
wenn es zum Prozess kommt. Aus gutem Grund. Ich wollte keinen Deal mit ihm, sie
schon. Sie haben schon alles arrangiert. Sie verpassen ihm ein neues Gesicht,
eine neue Identität.
    Kommt nicht in Frage.
    »Sie kriegen ihn nicht.«
    Hobbs klingt wütend, als er sagt:
»Darf ich Sie daran erinnern, dass wir einen Krieg gegen den Terror führen?«
    Keller hält das Gesicht in die
Sonne und genießt die Wärme. »Ein Krieg gegen den Terror, ein Krieg gegen den
Kommunismus, ein Krieg gegen die Drogen. Irgendein Krieg ist immer.«
    »Das ist der Lauf der Welt,
fürchte ich.«
    »Ohne mich«, sagt Keller. »Ich
mach das nicht mehr mit.«
    Er steht auf.
    »Einmal muss es doch aufhören«,
sagt Keller. »An irgendeinem Punkt.«
    »Darf ich Sie des weiteren daran
erinnern, dass ich auch für Sie die Kastanien aus dem Feuer hole? Ihr
pfäffischer Ton der moralischen Überlegenheit ist schlechthin unerträglich. Und
untragbar, könnte ich hinzufügen. Sie waren selbst beteiligt an -«
    Keller hebt die Hand. »Er hat mir
den Deal schon angeboten. Ich habe abgelehnt. Ich übergebe Barrera dem Staatsanwalt und überlasse alles Weitere der Justiz. Und ich werde
aussagen. Über Operation Condor, Operation Kerberos, Red Cloud.«
    Hobbs wird bleich.
    »Das werden Sie nicht, Arthur.«
    »Warten Sie ab.«
    War Hobbs vorher bleich, sieht er
jetzt aus wie ein Gespenst. »Arthur, Sie sind doch ein Patriot!«
    »Allerdings.«
    Keller steht auf und geht davon.
    Es ist wirklich Frühling - die
Gärten im Park explodieren in frischen Farben, die Luft ist warm - mit einem
winzigen Restbestand an Winterkälte, so dass sie noch erfrischt. Er blickt
hinab zum Pavillon, wo sich Schüler in Grüppchen um Lehrer scharen, Pärchen
ihren Imbiss verzehren, Touristen mit umgehängten Fotoapparaten den Wegeplan
des Parks studieren, alte Leute mit gemächlichen Schritten spazieren gehen und
die milde Frühlingsluft genießen.
    Eben gerade fliegt eine
Passagiermaschine tief über den Park hinweg, um auf der kurzen Rollbahn von San
Diego Airport niederzugehen, der Lärm ist ohrenbetäubend, und er hört es kaum,
als Hobbs »Nora Hayden« sagt.
    »Wie bitte?«
    »Wir haben sie«, sagt Hobbs. »Wir
tauschen sie gegen Barrera. «
    Keller dreht wieder um.
    »Ernie Hidalgo konnten Sie nicht
retten«, sagt Hobbs. »Aber Nora Hayden können Sie retten. Ganz einfach. Bringen
Sie mir Barrera. Andernfalls
...«
    Er muss seinen Satz nicht beenden.
    »An der Cabrillo Bridge«, sagt
Hobbs. »Mitternacht wäre zu melodramatisch. Sagen wir, drei Uhr nachts. Nachdem
die Schwulen weg sind und bevor die Jogger kommen. Sie bringen Barrera von der westlichen Seite, wir bringen Ms. Hayden von der östlichen.
Und, Arthur, wenn Sie immer noch den pathetischen Drang verspüren, alles
offenzulegen, schlage ich Ihnen vor, zur Beichte zu gehen. Aber denken Sie nur
nicht, dass Ihnen irgendjemand glaubt oder sich für Ihre sogenannte Wahrheit interessiert.«
    Hobbs versenkt sich wieder in sein
Buch, mit aller Seelenruhe.
    Keller geht wortlos davon.
    »Soll ich die Sache vorbereiten?«,
fragt Scachi.
    Hobbs nickt, wenn auch nicht ohne
eine gewisse Trauer. Art Keller ist ein guter Mann, aber er bestätigt mal
wieder eine uralte Wahrheit: Ein guter Mann stirbt in der Schlacht.
    Keller fährt zu dem Ort, wo er Adán
Barrera festhält.
    »Du kriegst deinen Deal«, sagt
Keller.
     
    Dein letzter Job, verspricht Sal Scachi.
    Klar, denkt Callan. Es ist jedes Mal der letzte.
    Aber ich hab keine Wahl, ich muss
ihm glauben, denkt er, während er durch den Baiboa Park läuft.
    Wenn du's nicht machst, stirbt
sie.
    Am Old Globe Theater kauft er sich
eine Eintrittskarte für Betrogen von Harold
Pinter und geht hinein. In der Pause kommt er auf eine Zigarette heraus und
läuft hinter das Theater, zu dem Fahrweg,
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