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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Autoren: Inga Lindström
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lächelnd.
    Lasse riss ihr den Brief aus der Hand und studierte im Gehen den Absender. »He, der ist ja von der Kanzlei Stekkelson!« Er schien sich wirklich zu freuen und schaute seine Mutter erwartungsvoll an: »Nehmen sie dich?«
    Valerie freute sich über die Neugier ihres Sohnes. Natürlich hatte sie vor ihrer Bewerbung mehrfach mit ihm darüber gesprochen, eine solche Entscheidung konnte und wollte sie nicht alleine treffen. Sollte sie die Stelle bekommen und annehmen, würden sie aus Stockholm wegziehen, und damit würden sich auch für Lasse einige Dinge gravierend ändern. Er war hier aufgewachsen, besuchte hier die Schule und hatte hier seine Freunde.
    Andererseits konnte Valerie aufgrund der Umstände nur wenig Zeit gemeinsam mit ihm verbringen. Sie war inzwischen als Rechtsanwältin sehr erfolgreich, die Fälle auf ihrem Schreibtisch häuften sich und nahmen immer mehr Zeit und Kraft in Anspruch. Valerie hatte in letzter Zeit zwar den Erfolg genossen, aber gleichzeitig das Gefühl gehabt, ihren Sohn zu vernachlässigen. Sie wusste, dass das eigentlich nicht stimmte, tief in ihrem Inneren aber machte sie dieser Umstand so unzufrieden, dass sie zu dem Schluss gekommen war, die Situation zu ändern. Nicht nur für Lasse, sondern auch für sich. Sie hatte zunächst überlegt, ihre Arbeitszeit zu verkürzen, sich in einem ehrlichen Moment aber eingestanden, dass dies nicht die optimale Lösung war. Ihr Leben schien ihr eng und hektisch, sie sehnte sich nach Ruhe und Weite.
    Alles lief gut, sie konnte eigentlich zufrieden sein, und doch war da etwas, was ihr fehlte, ohne dass sie es benennen konnte. Es war nur ein Gefühl, das nicht verschwand.
    Deshalb war in ihr der Entschluss zu einem großen Schnitt gereift: In einer Kleinstadt wie Boxenberg würde sie zur Ruhe kommen, durchatmen und auch mehr Zeit für Lasse haben. Das würde ihnen beiden guttun.
    »Sie laden mich erst einmal zu einem Gespräch ein«, versuchte sie, seine Erwartungen zu bremsen. »Aber das ist der erste Schritt.«
    Lasse war optimistisch. »Die nehmen dich ganz bestimmt«, prophezeite er und gab ihr den Brief zurück. Sein Blick fiel auf eine Gruppe junger Leute, die an ihnen vorbeihasteten. Er griff erneut nach der Hand seiner Mutter und zog sie eilig hinter sich her.
    »Komm schon, Mama, ich bin gleich dran! Und drück mir die Daumen!«
    »Mache ich«, versicherte Valerie und verfiel wie ihr Sohn in Laufschritt. Sie liebte dieses Kind so sehr und wünschte sich nichts mehr, als dass sie viel mehr solcher Momente miteinander verbringen konnten.
    Auch am nächsten Tag schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Olof Wilander freute sich auf den Ausritt mit seinem besten Freund. Als Arbeitgeber trug er zwar die Last der Verantwortung für die Firma und seine Mitarbeiter, konnte sich andererseits seine Zeit aber einigermaßen frei einteilen und sich ab und an eine Auszeit während der regulären Arbeitszeit leisten.
    Zumal er wusste, dass er sich hundertprozentig auf seine Mitarbeiter verlassen konnte. Es wäre ihm natürlich lieber gewesen, wenn sein Schwiegersohn in der Brauerei gewesen wäre, aber der traf sich heute mit seiner Frau in Stockholm. Zumindest glaubte Olof das.
    Er war froh, dass seine eigene Frau nicht so umtriebig war wie seine Tochter. Sie betrieb mit großer Leidenschaft eine kleine Galerie in Boxenberg, in der sie Kunstgegenstände und Bilder von schwedischen Malern ausstellte. Aber sosehr sie ihre Arbeit auch liebte, trieb es sie nicht weg von Boxenberg. Sie war bodenständig und ein eher besonnener Typ. Olof fragte sich oft, wieso seine Tochter von dieser Unrast erfüllt war. Die hatte sie weder von Irma und schon gar nicht von ihm.
    Olof schüttelte diese Gedanken ab, als er die Stallungen erreicht hatte. Dankbar betrachtete er die ausgedehnten Gebäude in falunroter Farbe mit weiß abgesetzten Fenstern und Türen, die inmitten blühender Wiesen vor ihm lagen. Erstaunt bemerkte er, dass vor dem Stall bereits ein gesatteltes Pferd am Gatter festgebunden stand. In diesem Moment schritt Ludvig mit einem zweiten aufgesattelten Pferd aus der offenen Stalltür.
    »Du bist ja schon da«, stellte Olof fest. »Ich wundere mich immer wieder, dass der Chef der besten Kanzlei von Boxenberg es sich leisten kann, am helllichten Tag dem Müßiggang zu frönen.«
    »Das sagt gerade der Richtige«, erwiderte Ludvig amüsiert. »Du bist ja auch nicht in deinem Büro.«
    »Ich habe immerhin eine Ausrede, ich muss mich
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