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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Autoren: Inga Lindström
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wirklich schmeichelhaft, aber ich wüsste nicht, wieso ich von Wilander weggehen sollte. Meine Heimat ist hier in Schweden, und der Job ist perfekt.«
    Thomas schienen seine Worte nicht zu überzeugen. »Ach komm, kein Job ist perfekt. Wenn du genau hinsiehst, gibt es immer etwas, das du gerne anders hättest.« Er reichte Markus einen Umschlag. »Sieh dir unser Angebot einfach mal an«, bat er.
    Markus nahm widerstrebend den Umschlag und wendete ihn zwischen seinen Fingern. Das Angebot interessierte ihn im Grunde überhaupt nicht.
    »Ich habe meinem Chef gesagt, ich käme nicht ohne ein Ja von dir zurück. Also kannst du mich jetzt nicht hängen lassen.« Thomas gab nicht auf. »Oder soll ich mich hinter Leonie klemmen? Vielleicht will sie ja mal was von der Welt sehen.«
    Markus lachte erneut laut auf. Thomas war sich wirklich treu geblieben. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht mehr davon abzubringen. »Bei Leonie würdest du vielleicht sogar offene Türen einrennen«, sagte er nachdenklich. Er beugte sich ein wenig vor, grinste breit und fügte hinzu: »Aber wenn ich das richtig verstanden habe, sucht ihr keine Journalistin, sondern einen Braumeister.«
    Thomas hob den Kopf und schaute sich um. »Apropos Leonie: Wo bleibt sie denn? Sie wollte sich doch hier mit uns treffen.«
    Markus leerte seine Kaffeetasse. »Scheint mal wieder was dazwischengekommen zu sein«, sagte er und konnte nicht verhindern, dass ein bitterer Ton in seiner Stimme mitschwang. Wenigstens diesmal hätte sie sich freinehmen können. Thomas war auch ihr Freund. Er stellte die Tasse ab. »Sie ist sehr eingespannt in ihrem Job«, fügte er hinzu und wusste selbst nicht so genau, ob er die Abwesenheit seiner Frau damit vor dem Freund oder doch mehr vor sich selbst rechtfertigen wollte.
    »Schade«, sagte Thomas. »Ich hätte mich gefreut, sie mal wiederzusehen.«
    Markus zuckte mit den Schultern. Er war ja selbst enttäuscht, obwohl er sich inzwischen daran gewöhnt haben sollte, dass seine Frau ständig unterwegs war und zu Verabredungen entweder zu spät oder gar nicht erschien. Er wusste, wie wichtig ihr ihre Arbeit war, und konnte es bis zu einem gewissen Punkt sogar nachvollziehen. Schließlich liebte auch er seinen Job, aber der war nicht alles in seinem Leben.
    »Ich habe ja noch oft Gelegenheit, sie zu treffen, wenn ihr erst einmal in Kanada lebt«, sagte Thomas grinsend.
    Als sie sich kurz darauf verabschiedeten, ließ Thomas keinen Zweifel daran, dass er nichts unversucht lassen würde, seinen Freund zu einer Zusage zu überreden.
    Es war wie verhext. Während Valerie gestern erst in letzter Sekunde zum Tennisspiel ihres Sohnes erschienen war, hatte sie heute ausnahmsweise einmal pünktlich Feierabend machen können. Heute hätte sie Zeit für ihren Sohn gehabt, aber Lasse hatte sich mit einem Freund zum Radfahren verabredet.
    Valerie war enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken. Sie wusste, dass dieses Gefühl vollkommen irrational und ungerecht war, und beschloss, die freie Zeit für sich zu nutzen. Sie zog ihre Laufhose und die neuen, kaum benutzten Joggingschuhe an und verließ gemeinsam mit ihrem Sohn die Wohnung, die sie schon vor Lasses Geburt mit Dag bezogen hatte. Als ihr Mann sie und Lasse vor fünf Jahren verlassen hatte, hatte sie kurz mit dem Gedanken gespielt, sich eine andere Wohnung zu suchen. Der Alltag in dieser Wohnung war am Anfang fast unerträglich gewesen. Jede Ecke, jedes Möbelstück, jedes Bild und selbst die Aussicht aus dem Fenster atmete die Erinnerung an glückliche Zeiten aus.
    Sie hatte es ausgehalten. Vor allem wegen Lasse, weil der Junge nach dem Vater nicht auch noch das vertraute Zuhause verlieren sollte.
    Inzwischen war sie froh über ihre Entscheidung. Die Scheidung von Dag lag so lange zurück, dass die Erinnerung nicht mehr wehtat. Sie konnten heute sogar wieder unbefangen miteinander umgehen, und das war nicht zuletzt für Lasse wichtig. Er hatte nach wie vor einen guten Kontakt zu seinem Vater, auch wenn sie sich nur in den Ferien sahen, weil Dag inzwischen auf Gotland lebte.
    Jetzt hob Lasse draußen vor der Haustür mahnend den Zeigefinger. »Lass dich nicht ansprechen, Mama.«
    Valerie schmunzelte. Wann hatte ihr Sohn eigentlich angefangen, sich als ihr Beschützer aufzuspielen? In letzter Zeit ermahnte er sie ständig, sie solle sich nicht von fremden Männern anreden lassen, und das in einem Tonfall, als wäre er ihr Vater und nicht sie seine
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