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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Autoren: Inga Lindström
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schwer nachvollziehen konnte.
    Markus lächelte und küsste sie auf die Wange, bevor er sich von ihr verabschiedete. Am Ende der Straße
    drehte er sich noch einmal um. Irma stand immer noch an derselben Stelle und schaute ihm nach. Ihre Miene
    wirkte besorgt.
    Die Kanzlei gefiel ihr. Die Büros waren ansprechend, die Sekretärinnen wirkten so nett wie Ludvig Stekkelson offen und sympathisch. Nun saß Valerie ihm in seinem Büro gegenüber. Er hatte hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, nachdem er ihr den Stuhl davor angeboten hatte. Vor ihm lag ihre Bewerbungsmappe.
    Ludvig Stekkelson betrachtete Valerie nachdenklich. »Glauben Sie, Sie können sich an ein Leben in der Provinz gewöhnen?«
    Valerie blickte ihm offen ins Gesicht. »Ja«, sagte sie sicher und überzeugt. Woher sie diese Überzeugung nahm, wusste sie selbst nicht so genau, sie spürte es einfach. Sie hatte immer in Stockholm gelebt, war dort aufgewachsen. Vielleicht war es die Erinnerung an die langen Sommerferien bei ihren Großeltern auf dem Land.
    Valeries Mutter war ebenfalls alleinerziehend gewesen und hatte in den Ferien stets eine Betreuung für ihr Kind gebraucht, da sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdienen musste. Bei ihren Großeltern war Valerie immer herzlich willkommen gewesen.
    Ihren Vater hatte Valerie nie kennengelernt. Früher hatte sie das bedrückt. Sie hatte ihre Mutter immer wieder mit Fragen bestürmt, aber die hatte darauf nur geantwortet, dass dieser Mann in ihrem Leben keine Rolle spielen würde.
    Valerie hatte sich immer über die ausweichenden Antworten ihrer Mutter geärgert und trotzdem nie aufgehört zu fragen. Sie war sich sicher, dass der Vater im Leben eines Kindes sehr wohl eine Rolle spielte, hatte selbst immer wissen wollen, wer dieser Mann war. Wie dieser Mann war.
    Valeries Mutter war kurz nach Lasses Geburt überraschend schnell nach einer Krebsdiagnose gestorben. Trotz ihres Schmerzes war Valerie damals froh gewesen, dass ihrer Mutter ein langer Leidensweg erspart geblieben war. Die Antwort auf die Frage nach Valeries Vater hatte sie mit ins Grab genommen.
    »Was sagt denn Ihr Sohn zu einem Umzug aufs Land?«, wollte Ludvig Stekkelson wissen.
    Valerie lachte. »Wenn Lasse Sport treiben kann, wäre er sogar in der Wüste Gobi zufrieden. Und wenn er hier auch noch reiten lernen kann, packt er seine Sachen sogar schneller als ich.«
    Ludvig Stekkelson schmunzelte und warf einen kurzen Blick auf die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Er hob den Kopf und betrachtete sie ernst. »Modersson und Partner ist eine der renommiertesten Kanzleien in Stockholm. Sind Sie sicher, dass Sie da wegwollen?«
    Valerie konnte die Verständnislosigkeit hinter der Frage nachvollziehen. Es war ungewöhnlich, dass eine ehrgeizige Anwältin einen solchen Wunsch hegte, die meisten Anwälte würde viel dafür geben, gerade in dieser Kanzlei zu arbeiten. Valerie selbst wusste, dass es rational gesehen eigentlich verrückt war, dort zu kündigen. Aber sie hatte lange und gründlich darüber nachgedacht.
    »Ich habe sehr gerne in der Kanzlei gearbeitet«, sagte sie aufrichtig. »Und zudem sehr erfolgreich, wie Sie aus meinen Unterlagen ersehen können. Aber nach so vielen Jahren ist es an der Zeit, sich neu zu orientieren. Nicht nur, was den Wohnort angeht, sondern auch die Arbeit. Was ich im Internet über Ihre Kanzlei gelesen habe, hat mir sehr gefallen.«
    Ludvig Stekkelson lächelte. Er schien mit ihrer Antwort zufrieden zu sein. »Ich glaube, wir würden gut miteinander auskommen«, stellte er fest und stand auf. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    Valerie erhob sich ebenfalls lächelnd. Sie hatte ein gutes Gefühl und spürte, dass sie mit Ludvig Stekkelson auf einer Wellenlänge lag.
    »Ich werde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen melden«, sagte er, während er sie zur Tür brachte.
    Als er sie öffnete, sah Valerie im Vorzimmer einen Mann stehen, in dem sie sofort den Reiter erkannte, den sie auf der Hinfahrt gesehen hatten. Er reichte einer der beiden Sekretärinnen gerade ein Schriftstück.
    »Hej, Olof.« Ludvig Stekkelson schien überrascht. »Hatten wir eine Verabredung?«
    »Nein.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur schnell den Vertragsentwurf unseres neuen Werbepartners bringen, damit du ihn …« Er brach ab, als sein Blick auf Valerie fiel, die schräg hinter Ludvig Stekkelson stand. Er zögerte kurz, setzte neu an, um seinen Satz zu beenden, ohne die Augen von Valerie zu
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