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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Versprechen Sie das?»
    «Ich verspreche es. Und ich muß Sie warnen, Madame, daß dieses Haus umstellt ist. Als meine Safetür zufiel, hat sie bei meinem Diener Alarm ausgelöst und ihn zu Scotland Yard geschickt. Ihre Freunde sind alle schon in Gewahrsam –»
    «Ja! Aber gehen Sie doch schon – kümmern Sie sich nicht um mich – schnell! Die Zeit ist schon fast um.»
    «Kommen Sie hier weg!»
    Er packte sie beim Arm, und stolpernd rannten sie durch den kleinen Garten. Im Gebüsch blitzte plötzlich eine Taschenlampe auf. «Bist du das, Parker?» rief Wimsey. «Ruf deine Leute zurück, schnell! Das Haus fliegt gleich in die Luft.»
    Plötzlich schien der Garten voller rufender, eilender Männer zu sein. Wimsey tappte im Dunkeln umher und landete schmerzhaft an der Mauer. Mit einem Sprung erreichte er die Mauerkappe und zog sich hoch. Seine Hand tastete suchend nach der Frau. Er riß sie neben sich empor. Sie sprangen; alle sprangen; die Frau blieb mit dem Fuß hängen und stürzte mit einem keuchenden Schrei hin. Wimsey versuchte anzuhalten, stolperte über einen Stein und flog längelang hin. Dann ging unter Blitz und Donner die Nacht in Flammen auf.
    Wimsey rappelte sich mühsam zwischen den Trümmern der Mauer hoch. Ein leises Stöhnen in seiner Nähe verriet, daß seine Begleiterin noch am Leben war. Plötzlich wurde ein Laternenstrahl auf sie gerichtet.
    «Da bist du ja!» rief eine vergnügte Stimme. «Alles klar, alter Schwede? Mein Gott – was für ein haariges Ungeheuer!» «Alles in Ordnung», sagte Wimsey. «Nur ein bißchen außer Atem. Ist die Dame wohlauf? Hm – offenbar Arm gebrochen – ansonsten aber unversehrt. Was ist passiert?»
    «Etwa ein halbes Dutzend von ihnen ist mit in die Luft geflogen; die übrigen haben wir kassiert.» Wimsey sah sich im winterlichen Morgengrauen von dunklen Gestalten umringt. «Mein Gott, was für ein Tag! Was für ein Come-back für eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens! Du alter Gauner – uns zwei Jahre lang in dem Glauben zu lassen, du wärst tot! Ich habe mir doch tatsächlich einen schwarzen Trauerflor gekauft.
    Wirklich! Wußte außer Bunter jemand Bescheid?»
    «Nur noch meine Mutter und meine Schwester. Ich hab’s in einem versiegelten Schreiben festgehalten – so einem Ding, wie man es an Testamentsvollstrecker und so weiter schickt.
    Ich fürchte nur, wir werden alle Hände voll zu tun haben, den Juristen zu beweisen, daß ich ich bin. Hallo – ist das nicht Freund Sugg?»
    «Doch, Mylord», sagte Inspektor Sugg, grinsend und vor Aufregung fast in Tränen. «Ich freue mich ja so, Eure Lordschaft wiederzusehen. Und gute Arbeit, Mylord. Alle möchten Ihnen so gern die Hand drücken, Sir.»
    «Meine Güte, und ich würde mich so gern vorher waschen und rasieren. Freut mich sehr, sie nach zweijährigem Exil in Lambeth alle wiederzusehen. Haben wir das nicht fein hingekriegt, was?»
    «Ist er in Sicherheit?»
    Wimsey zuckte bei dem bangen Aufschrei zusammen. «Ach du liebes bißchen!» rief er. «Ich habe doch glatt den Herrn in meinem Safe vergessen. Schnell, ruft einen Wagen.
    Der Großmogul der Bande erstickt nämlich bei mir zu Hause still und leise vor sich hin. Hopp – steig ein – und nehmt die Dame auch mit. Ich habe versprochen, daß wir hinfahren und ihn rausholen – obwohl», beendete er den Satz in Parkers Ohr, «es durchaus zu einer Mordanklage kommen könnte und ich seine Chancen vor dem Old Bailey nicht sehr hoch einschätze.
    Gib Gas. Lange hält er in diesem Käfig nicht mehr durch. Er ist der Kerl, hinter dem du her warst, der Drahtzieher in den Fällen Morrison und Hope-Wilmington und Hunderten anderen.»
    Der kalte Morgen färbte die Straße grau, als sie vor dem Haus in Lambeth anhielten. Wimsey faßte die Frau am Arm und half ihr aus dem Wagen. Die Maske war jetzt herunter und zeigte ein verhärmtes, verzweifeltes Gesicht, das bleich vor Angst und Schmerz war.
    «Russin?» flüsterte Parker in Wimseys Ohr.
    «So was Ähnliches sicher. Verflixt! Der Wind hat die Haustür zugeschlagen, und der Kerl hat den Schlüssel bei sich im Safe. Spring doch mal durchs Fenster rein, ja?»
    Parker stieg gehorsam durchs Fenster ein und öffnete ihnen Sekunden später die Tür. Im Haus war es sehr still. Wimsey ging ihnen voran in das hintere Zimmer, in dem sich der Tresor befand. Die Außentür und die zweite Tür standen offen, durch Stühle am Zuschlagen gehindert. Die innere Tür starrte ihnen als kahle grüne Wand
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