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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mit solch gefährlichem Wissen zu belasten – schon gar nicht solche, die mir teuer sind.»
    «Schön. Wird dem zugestimmt – ja?»
    Zustimmendes Gemurmel war die Antwort, allerdings schon weniger bereitwillig als vorhin.
    «Dann will ich Ihnen die Information geben, die Sie haben wollen. Das Kennwort für die Kombination lautet UNZUVERLÄSSIG.»
    «Und die Innentür?»
    «In Erwartung des Polizeibesuchs ist die Innentür – die Ihnen einige Schwierigkeiten hätte bereiten können – offen.»
    «Gut! Es ist Ihnen klar, wenn die Polizei unsern Boten abfangen sollte –»
    «Bekäme mir das nicht gut.»
    «Es ist ein Risiko», sagte der Präsident nachdenklich, «aber eines, das wir eingehen müssen, glaube ich. Bringt den Gefangenen in den Keller. Dort kann er sich zum Zeitvertreib die Apparatur für Stufe fünf ansehen. Inzwischen gehen Nummer Zwölf und Sechsundvierzig –»
    «Nein! Nein!»
    Mißlaunige Gegenstimmen erhoben sich und schwollen zu bedrohlicher Lautstärke an.
    «Nein», sagte ein großer Mann mit einer Stimme wie Sirup.
    «Nein – wieso sollen irgendwelchen Mitgliedern diese Beweismittel anvertraut werden? Wir haben heute nacht schon einen Verräter in unserer Mitte gefunden, und mehr als einen Idioten. Woher sollen wir wissen, daß Nummer Zwölf und Sechsundvierzig nicht ebenfalls Verräter und Idioten sind?»
    Die beiden Männer fuhren wütend nach dem Sprecher herum, doch eine Frauenstimme mischte sich hoch und erregt in die Diskussion.
    «Hört, hört! Das stimmt, sage ich. Was ist mit uns? Wir wollen nicht, daß jemand unsere Namen liest, von dem wir nichts wissen. Ich habe genug! Die könnten uns doch ohne weiteres alle miteinander an die Schnüffler verkaufen.»
    «Der Meinung bin ich auch», sagte ein anderes Mitglied.
    «Wir können keinem trauen. Keinem.»
    Der Präsident zuckte mit den Schultern.
    «Und was, meine Damen und Herren, schlagen Sie vor?»
    Stille trat ein. Dann meldete sich wieder die Frau von vorhin mit ihrer schrillen Stimme: «Ich sage, der Präsident soll selbst hingehen. Er ist der einzige, der unsere Namen alle kennt. Für ihn ist das nichts Neues. Warum sollen immer wir alles Risiko und alle Mühen auf uns nehmen und er nur dasitzen und das Geld kassieren? Er soll selbst hingehen, sage ich.»
    Um den ganzen Tisch herum machte sich anhaltende Zustimmung laut.
    «Ich unterstütze den Vorschlag», rief ein rundlicher Mann, der eine ganze Sammlung goldener Siegel an der Uhrkette trug. Wimsey mußte bei ihrem Anblick lächeln; diese kleine Eitelkeit war es gewesen, die ihn geradewegs zu Namen und Adresse des Dicken geführt hatte, und er empfand darum so etwas wie zärtliche Zuneigung zu diesem Tand.
    Der Präsident schaute sich in der Runde um.
    «Ist es demnach der Wunsch der Versammlung, daß ich selbst hingehe?» fragte er mit unheildrohender Stimme.
    Fünfundvierzig Hände gingen zustimmend in die Höhe. Nur die Frau mit der Nummer Zwei blieb reglos und stumm da sitzen, die kräftigen weißen Hände um die Lehnen ihres Stuhls geklammert.
    Der Präsident ließ den Blick langsam über die feindselige Runde wandern, bis er schließlich bei ihr innehielt.
    «Muß ich annehmen, daß dieser Beschluß einstimmig ist?» fragte er.
    Die Frau hob den Kopf.
    «Geh nicht», sagte sie mit matter Stimme.
    «Sie haben gehört», sagte der Präsident in leicht spöttischem Ton, «daß diese Dame meint, ich soll nicht gehen.»
    «Ich finde, es hat nichts zu bedeuten, was Nummer Zwei sagt», erklärte der Mann mit der Sirupstimme. «Unsere Frauen hätten wohl auch etwas dagegen, daß wir gingen, wenn sie in Madames privilegierter Stellung wären.» Sein Ton war eine einzige Beleidigung.
    «Hört, hört!» rief ein anderer Mann. «Das ist hier eine demokratische Gesellschaft, klar? Privilegierte Klassen können wir nicht brauchen.»
    «Schön, schön», sagte der Präsident. «Du hast gehört, Nummer Zwei, daß die Versammlung anderer Meinung ist als du. Hast du irgendwelche Gründe vorzubringen, die für deine Meinung sprechen?»
    «Hundert. Der Präsident ist Kopf und Seele unserer Gesellschaft. Wenn ihm etwas zustößt – was wird aus uns? Sie –» sie ließ hoheitsvoll den Blick über die Versammlung schweifen –, «Sie alle haben versagt. Das alles hier verdanken wir Ihrer Unvorsichtigkeit. Bilden Sie sich ein, wir wären hier auch nur noch eine Sekunde sicher, wenn der Präsident nicht da wäre, um Ihre Dummheiten auszubügeln?»
    «Da ist was dran», sagte ein Mann, der
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