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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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diesem Moment habe ich beschlossen, die Scheidung zu beantragen. Und ich wollte ihn nicht einfach so davonkommen lassen. Er sollte noch etwas für mich tun, besser gesagt für Viola. Ich war fest entschlossen, ihn dazu zu zwingen, sich für sie einzusetzen. Und dafür brauchte ich ein Druckmittel.«
    »Die Fotos«, sagte ich.
    »Ja. Mit den Fotos wollte ich ihn erpressen. Entweder er würde Viola eine Stelle verschaffen oder die Fotos würden, auf welche Art auch immer, an die Öffentlichkeit gelangen. Einen genauen Plan hatte ich noch nicht.«
    »Ist das alles?«, fragte ich.
    »Das ist die ganze Wahrheit.«
    Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. »Das hättest du mir ruhig sagen können.«
    Sie lehnte ihre Stirn gegen meine Schulter. »So einfach, wie du dir das vorstellst, war das nicht.«
    In meinem Kopf kreisten die Gedanken. Vieles, das ich bislang nicht verstanden hatte, passte jetzt zusammen. Aber es gab immer noch weiße Flecken.
    Wir lösten uns voneinander.
    »Trotzdem gibt es noch offene Fragen«, sagte ich. »Was hat der Einbrecher im Arbeitszimmer deines Mannes gesucht? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den Einbrüchen und dem Mord?«
    »Du hältst Wolfgang Kohlmann für unschuldig?«, fragte Marie.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete ich. »Mein Gefühl sagt mir, dass er es nicht war.«
    »Und wer soll Günter dann getötet haben?«
    »He!« Ich schnippte mit den Fingern. »Das ist eine gute Frage.«
    Sie grinste. »Mir ist nach einem Kaffee. Willst du auch einen?«
    »Klar.«
    Wir gingen in die Küche. Marie goss aus einer Thermoskanne Kaffee in zwei Becher.
    »Dein Mann soll in der Zeit vor seinem Tod sehr intensiv mit Sven Weichert zusammengearbeitet haben«, sagte ich.
    »Sven war Günters Liebling«, bestätigte sie. »Er ist sogar ein paarmal hier gewesen. Dann haben sich die beiden in Günters Arbeitszimmer zurückgezogen.« Sie lächelte versonnen. »Günter mochte nicht viele gute Eigenschaften haben, aber dafür habe ich ihn ein bisschen bewundert. Ich meine, er hat gegen den Widerstand des gesamten Fachbereichs Sven als Assistenten durchgesetzt, trotz dessen Tourette-Syndrom. Das erforderte einiges an Mut.« Sie seufzte. »Ich hätte mir nur gewünscht, Viola wäre auch in den Genuss seiner Förderung gekommen. Aber ihr hat er die Arbeit aufgehalst, die er Sven abgenommen hat.«
    »Weißt du, worüber die beiden geredet haben?«
    »Ich nehme an, es ging um Svens Habilitation, die kurz vor dem Abschluss stand. Es hat mich nicht sonderlich interessiert. Allerdings ist mir aufgefallen, dass sich Günter sogar mit Tourette beschäftigt hat. Er hat sich mehrere Bücher besorgt und abends manchmal darin gelesen und Notizen gemacht.«
    »Kannst du mir die Bücher zeigen?«, fragte ich.
    »Ja. Warum?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich ehrlich.
    Wir gingen durchs Wohnzimmer zu Kaisers Arbeitszimmer. Die Kinder spielten friedlich im Garten und schienen uns vergessen zu haben.
    Marie blieb vor einem Regal stehen und runzelte die Stirn. »Sie standen hier.«
    »Was heißt: sie standen?«
    »Dass sie weg sind.« Sie ging zum Schreibtisch und hob einige Bücher hoch, die dort lagen. »Im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer sind sie auch nicht, das wäre mir aufgefallen. Günter muss sie wohl ins Institut mitgenommen haben.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte ich langsam. »Der Einbrecher hat sie geklaut.«
    »Er soll Bücher über das Tourette-Syndrom gestohlen haben?« Marie konnte ihre Skepsis nicht verhehlen. »Georg, solche Bücher kann man in jedem Buchhandel oder per Internet bestellen. Die haben keinen Wert.«
    »Es sei denn, es stehen zusätzliche Informationen drin. Du sagst, dein Mann habe sich Notizen gemacht. Auch in den Büchern?«
    »Ja. Es war eine Angewohnheit von ihm, in den Büchern, die er las, herumzukritzeln.« Sie schaute mich fragend an. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Wenn ich das wüsste!« Ich blickte mich um. Das hatte ich im Lauf der letzten Woche schon mindestens drei Mal getan, aber eine alte Detektivweisheit besagt, dass man jedes Mal etwas Neues sieht, wenn man eine neue Erkenntnis hat. Ich bemerkte einen wuchtigen Kassettenrekorder, der ganz oben auf einem Regal thronte. Noch interessanter war das Mikrofon, das daneben stand.
    Ich zeigte auf den Kassettenrekorder. »Hat dein Mann Gespräche aufgezeichnet?«
    »Du meinst ...«
    »Könnte es sein, dass er die Gespräche mit Sven Weichert aufgenommen hat?«
    Marie zuckte mit den
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