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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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Jahre lang. Nicht einmal Ihrer Tochter haben Sie etwas gesagt.«
    »Wozu auch?«
    »Sie haben gesehen, dass sich Viola und Marie angefreundet haben.«
    Sie zuckte zusammen.
    »Und Sie haben sich gefragt, ob niemand bemerkt, wie ähnlich die beiden aussehen.«
    »Was ...«, sie schlug die Hand vor den Mund, »... reden Sie denn da?«
    »Ich rede davon, dass Viola und Marie Halbschwestern sind. Der Vater von Marie ist auch der Vater von Viola.«
    »Nein«, keuchte Baumann. »Das ist nicht wahr.«
    »Es ist wahr. Und irgendwann haben Viola und Marie das herausgefunden.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Die beiden sind intelligente Frauen«, widersprach ich. »Ich habe keine Ahnung, wie sie es herausgefunden haben, aber dass es so ist, steht für mich fest.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Baumann ohne Überzeugung.
    Ich stand auf. »Sie sollten mit Ihrer Tochter reden. Es würde Ihnen beiden gut tun.«
    Der Polizeiwagen vor dem Haus war verschwunden. Stürzenbecher schien sich sehr sicher zu sein, dass Kohlmann der Mörder war.
    »Georg!« In Maries Stimme schwang eine leise Frage mit.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte ich.
    »Georg, ich habe ...«
    »Nicht über dich und mich, sondern über den Mord an deinem Mann.«
    »Wenn du meinst«, sagte sie ohne Begeisterung.
    Es war ein warmer und sonniger Tag. Die Kinder tobten im Garten herum.
    Marie schaute hinaus. »Hauptkommissar Stürzenbecher hat mich angerufen. Er hat mir erzählt, dass er Wolfgang Kohlmann verhaftet hat.«
    Ich schwieg.
    Sie drehte sich zu mir um. »Und worüber willst du mit mir reden?«
    »Darüber, dass du mir die ganze Zeit etwas verheimlicht hast.«
    »Was soll das sein?«
    »Die Tatsache, dass Viola und du Halbschwestern seid.«
    Sie wirkte einen Moment lang erschrocken. »Wie hast du das erfahren?«
    »Ich habe es geahnt und Violas Mutter hat es mir bestätigt.«
    Marie winkte ihren Kindern zu, die neugierig zu uns herüberschauten. »Das geht niemanden etwas an.«
    »Du irrst dich. Es verändert die Sachlage.«
    »Welche Sachlage?«
    »Ich habe dich immer verteidigt«, sagte ich. »Weder Franka noch Stürzenbecher haben dir abgenommen, dass du nichts von den Affären deines Mannes wusstest. Ich mochte dich, ich habe mich sogar in dich verliebt. Deswegen war ich blind für das, was offen auf der Hand lag: Du hattest deinen Mann längst durchschaut. Entweder bist du allein darauf gekommen oder Viola hat es dir erzählt. Bei dem vertrauten Umgang, den ihr miteinander pflegt, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sie dich getäuscht hat.«
    Marie stand so dicht vor mir, dass wir uns fast berührten. »Georg, es tut mir Leid. Ich habe oft überlegt, ob ich dich einweihen soll.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ... weil Viola und ich uns geschworen haben, es niemandem zu verraten. Nicht einmal Günter, mein Mann, wusste davon. Und das aus einem ganz einfachen Grund: Wir wollten meinen Vater und Violas Mutter schützen. Über die Sache ist Gras gewachsen. Es hat lange gedauert, aber inzwischen redet auch in Hiddingsel keiner mehr davon. Stell dir vor, die Geschichte würde wieder aufkochen! Es wäre für meine Eltern und Frau Baumann die Hölle.«
    »Warum hast du mich engagiert?«, fragte ich.
    Marie wich zurück und begann, auf und ab zu gehen. »Das ... Kann ich dir noch vertrauen?«
    »Ja. Es sei denn, du hast einen Mord begangen. Dann werde ich es mir noch einmal überlegen.«
    »Ich habe keinen Mord begangen.«
    Wotan kletterte auf die Terrasse und kam ins Wohnzimmer. »Mama, Nike nimmt mir immer die Schüppe weg!«
    Marie nahm ihren Sohn an die Hand und schleifte ihn in den Garten, wo sie Nike ermahnte, mit ihrem Bruder pfleglicher umzugehen.
    »Ich hatte natürlich daran gedacht, mich scheiden zu lassen«, sagte sie unvermittelt, als sie zurückgekommen war, »aber aus Rücksicht auf die Kinder und vielleicht auch aus Angst, für mich selber sorgen zu müssen, habe ich nach außen hin den Schein gewahrt. Geschlafen habe ich mit Günter schon lange nicht mehr.« Sie schaute mich an. »Es war vor ein paar Wochen, spät abends, wir lagen schon im Bett. Günter erzählte vom Institut. Er amüsierte sich über Viola, auf eine absolut widerwärtige Weise. Wie sie sich für ihn krumm legen würde, um Karriere zu machen. Er hatte ihr Hoffnungen auf die Professorenstelle in Leipzig gemacht, wusste aber bereits, dass sie die Stelle nicht bekommen würde. Er malte sich aus, was für ein Schock das für sie sein würde. In
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