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Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Titel: Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer
Autoren: Juergen Kehrer
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ich nichts kann«, fuhr ich dazwischen.
    »Ja. Wir erwarten, dass Sie sich uns gegenüber fair verhalten. Kratz wird zu diesem Zweck einen kleinen Vertrag aufsetzen.«
    »Bliebe noch eine Frage«, sagte ich rasch, »wie hoch ist mein Erfolgshonorar, wenn ich das Geld übergeben habe?«
    Der Weihbischof drehte seinen schweren Kopf zu Kratz. »Was kriegt er?«
    »Noch mal zehntausend«, schnarrte Kratz.
    »Fein«, sagte ich, »dann kann's ja losgehen.«
    Der Weihbischof lehnte sich zurück. »Na schön. Alles Weitere regeln Sie mit Kratz. Er ist Ihr Ansprechpartner. In dringenden Fällen bin ich selbstverständlich weiterhin …«
    Das Kommando Jan van Leiden hatte sich noch nicht zu den näheren Modalitäten der Geldübergabe geäußert und auf einen folgenden Brief verwiesen.
    Monsignore Kratz verabschiedete mich mit einem feuchtkalten Händedruck: »Kommen Sie morgen früh ins Generalvikariat. Dann regeln wir das Vertragliche. Und halten Sie sich bitte zur Verfügung!«
    »Wohin soll ich schon reisen? Und mit wem?«
    Kratz schenkte mir ein gallebitteres Lächeln. »Wenn Sie ein Ziel brauchen, Herr Wilsberg: die Kirche ist immer für Sie da.«
    »Nein, danke, ich komme schon zurecht.«
    »Wie Sie meinen.«
    Dann schloss er die Tür hinter mir, und ich stand unter dem wolkenverhangenen Himmel, der nach mehr Schnee, Hagel oder saurem Regen roch. Ich steuerte eine Prise Zigarillorauch bei und schlenderte langsam aus dem Kirchenreich ins weltliche, das heißt auf den Marktplatz, hinüber.
    Jemand schnäuzte sich geräuschvoll, und ich erkannte die dazugehörige, rot geschwollene Nase.
    »Was treibst du dich bei diesem Wetter hier herum? Du solltest lieber im Bett liegen.«
    »Würde ich ja gerne. Aber es gibt Kollegen, die sind noch kränker als ich. Zumindest behaupten sie es.«
    Hauptkommissar Stürzenbecher steckte sein Taschentuch weg und sah mich aus triefenden Augen an. Eigentlich hatte er, seitdem ich ihn kannte, noch nie gesund ausgesehen, aber es ging eindeutig bergab.
    »Wir werden alle nicht jünger«, sagte er, als hätte er meine Gedanken erraten.
    »Wem sagst du das? Also: bis dann!«
    »Warte mal!«
    Ich blieb stehen.
    »Was hast du da drin gemacht?«
    »Mit dem Bischof geplaudert.«
    »Worüber?«
    »Tut mir leid, das darf ich dir nicht sagen.«
    Stürzenbecher wurde hartnäckig. »Komm schon! Du arbeitest doch gar nicht mehr als Privatdetektiv.«
    »Du wirst es nicht glauben, aber vor zehn Minuten habe ich mich entschlossen, wieder damit anzufangen.«
    Ich machte ein paar Schritte Richtung Prinzipalmarkt, konnte Stürzenbecher jedoch nicht abhängen. »Ging es um den Anschlag im Dom?«
    Ich guckte ihn mitleidig an. »Für wie blöd hältst du mich? Und bevor du es jetzt auf die harte Tour versuchst: Du wirst keinen Untersuchungsrichter finden, der mich in Erzwingungshaft nimmt, wenn ich denen verrate, dass der Bischof von Münster mein Mandant ist.«
    »Ja, ja«, maulte Stürzenbecher, »ist mir schon klar. Die wissen mehr, als sie mir sagen. Wie soll ich denn die Täter finden, wenn mir wichtige Informationen vorenthalten werden?«
    »Dein Problem.« Ich setzte meinen Weg unbeirrt fort.
    »Scheiße.« Er nieste jämmerlich. »Du bist wirklich ein Freund.«
    Er tat mir aufrichtig leid, aber nicht so leid, dass ich dafür zehntausend Mark aufs Spiel gesetzt hätte.
    Als die traurige, frostgeschüttelte Gestalt verschwunden war, kehrte ich um. Mitten im Gespräch mit Stürzenbecher war mir eine Idee gekommen. Mehr ein Impuls. Ich wollte mir das Bild ansehen, von dem der Weihbischof gesprochen hatte. Irgendwie war ich ja in die Geschichte verwickelt. Zumindest ein Mitglied dieses ominösen Kommandos Jan van Leiden musste mich kennen, anders war nicht zu erklären, wieso mein Name in dem Bekennerbrief auftauchte. Und wenn schon der Weihbischof vermutete, dass ich mit den Erpressern unter einer Decke steckte, was würde dann erst die Polizei denken, wenn sie den Brief in die Finger bekam? Also konnte es nicht verkehrt sein, vor allen anderen herauszufinden, welcher von meinen Bekannten zum Kirchenhasser geworden war.
    Der alte Mann mit Armbinde, der den Eingang des Paulus-Domes bewachte, wusste sofort Bescheid. »Das Waldeck-Bild von Lucas Drueger? Das hängt in der Domkammer. Aber im Moment ist es nicht zu besichtigen, es wird restauriert.«
    Ich bedankte mich und ging durch das Kirchenschiff. Vor der astronomischen Uhr aus dem sechzehnten Jahrhundert standen ein paar Touristen und warteten auf einen
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