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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
Autoren: Gerd Schneider
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Reale Zeit: Sonntag, 24. Oktober, 19.00 Uhr
Realer Ort: Thalstatt, Reihenhaus am Südpark 49, Kellerwohnung // Studentenbistro RADSCHU

    Der Spiele-Entwickler
    Tamas ist unruhig. Soll er sein Spiel ankündigen oder nicht? Es ist das erste, das er entwickelt hat. Genau genommen ist es nur der Trailer dazu, den er zeigen kann. Vor lauter Nervosität fängt er an, seinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Er ordnet DVDs in den Ständer, Bücher und elektronische Einzelteile des Rechners, den er gerade zusammenbaut, ins Regal. Einige Zeitschriften wirft er in den Papierkorb. Die Gitarre stellt er in eine andere Ecke. Er geht in seinem ausgebauten Keller hin und her, sieht dabei sein schmales, leicht nach vorne gekrümmtes Spiegelbild auf dem großen Bildschirm, der drei Viertel der Wand einnimmt. Er hebt die Hand, winkt sich zu, wie um sich Mut zu machen.
    Ein Plink kündigt eine Nachricht an. Er klickt auf den Chat-Button. „Willst du ein Spiel spielen, Tamas?“, liest er. Absender: „Pandora“.
    „Nein, will ich nicht. Keine Zeit. Wer bist du überhaupt? Woher weißt du meinen Namen?“, schreibt Tamas. Wer will ihn da hochnehmen?
    In diesem Augenblick springt sein schwarzer Kater durch das gekippte Fenster zwischen die Rechner und maunzt laut.
    „Hey Billy, Zeit für dein Fressen. Verstehe.“
    Tamas steht auf und holt die Dose Katzenfutter aus dem Kühlschrank. Er füllt den Napf. Der Kater frisst ihn hungrig leer und legt sich satt und zufrieden auf seinen warmen Platz zwischen die Rechner.
    „Egal, wer das ist, ich zeig erst mal mein Spiel“, sagt sich Tamas in einem plötzlichen Entschluss, als seine Nervosität etwas nachgelassen hat. „Mehr als verreißen können sie die Idee nicht!“ Er gibt die Daten für den Games-Chat 04/Beginners ein. Hier stellen freie Spiele-Entwickler ihre Kreationen vor. Agenten der Profis und Spiele-Schmieden haben ein wachsames Auge auf das Forum. Manchmal hatte ein Neuer Glück und seine Idee wurde gekauft.
    Tamas meldet sich mit seinem Chat-Namen: Helsing .
    Helsing: „Hi zusammen. Will jemand den Trailer für ein neues Spiel sehen?“
    Lingus: „Klar. Wie heißt es?“
    Helsing: „Die Eroberung von Dark-County.“
    Whisper: „Nicht besonders originell!“
    Helsing: „Ist der Arbeitstitel für meine erste Arbeit.“
    Xabu: „Wie lang?“
    Helsing: „Drei Minuten.“
    Lingus: „Lass sehen!“
    Tamas startet den Trailer seines Spiels.
    Man erkennt Häuserschluchten an einem Flussufer.
    Ein Titel wird eingeblendet:

    Gitarren-Riffs untermalen die Szene.
    Schneeflocken trudeln zwischen den Fassaden zu Boden. Der Blick folgt ihnen in die Tiefe. Unten lungern abgerissene Gestalten zwischen brennenden Mülltonnen und Autowracks. Wilde Hunde schleichen lautlos an den Wänden entlang. Schüsse peitschen, ein raketengleiches Gefährt donnert durch die Gasse und schleudert die Müllsucher zur Seite.
    Gitarren-Musik. Ein Hilfeschrei.
    Stimme: „Dark-County, vergessener Teil der Welt, beherrscht vom Clan der alten Teufel.“
    Xabu: „Die Story kommt mir irgendwie bekannt vor.“
    Lingus: „Ja, Mann, nicht besonders originell.“
    Pitti: „Viel zu dunkel und unruhig das Bild. Kaum was zu erkennen.“
    Helsing: „Vielleicht seht ihr’s euch erst mal bis zum Ende an!“
    Neue Szene.
    Reiter auf Flammenpferden haben am anderen Ufer Aufstellung genommen. Auf ein Zeichen des Anführers galoppieren sie auf die Brücke, die nach Dark-County führt.
    Pitti: „Sind das die alten Teufel?“
    Xabu: „Sehen harmlos aus.“
    Solar11: „Wie Kinderspielzeug.“
    Tamas ist beleidigt. Er kann Kritik nicht vertragen.
    Helsing: „Verdammt, ist noch nicht fertig!“
    Xabu: „Vergiss es, Helsing! Das ist Bullshit!“
    Helsing: „Wieso das denn?“
    Xabu: „Nichts Besonderes. Keine Spannung. Feuerreiter, alte Teufel, Dark-County, alles Kinderkram! Der übliche Kampf Gut gegen Böse. Schon tausendmal da gewesen.“
    Helsing: „Na und, wenn’s gut gemacht ist. Alles ist irgendwie schon mal da gewesen!“
    Pitti: „Beleidigt oder was?“
    Xabu: „Ich dachte, du wolltest Kritik hören ...“
    Ein Chat-Fenster blinkt auf.
    Pandora: „Willst du ein Spiel spielen?“
    Tamas: „Du schon wieder. Nee, jetzt will ich bestimmt kein Spiel machen!“
    Pandora: „Ein besonderes Spiel! Wird dir gefallen.“
    Tamas: „Keine Lust auf ein neues Scheißspiel!“
    Tamas hat genug und fährt den Rechner herunter. Er hat es ja gewusst, dass die anderen Entwickler grausam sein können. Jeder denkt, er sei der
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