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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition)
Autoren: Lucia Hodinka
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wie sie es sich erhofft hatten, oder nicht die Aufmerksamkeit bekamen, die sie gerne hätten. Da machte Gerolat sicherlich keine Ausnahme, dachte Willküra, denn sie kannte eigentlich keinen, der da eine Ausnahme machte. Aber zum Glück hatte sie gelernt, diesen drohenden Schmoll-Zustand, der noch lange klebrig sein würde, mit einem kleinen Häppchen wie dem Satz und dem Lächeln gerade, direkt zu verhindern. Denn die für einen kurzen Augenblick in die Ecke Gedrängten dachten dann tatsächlich, sie wären wichtig und würden gebraucht, und das reichte ihnen meist schon. Sie nannte ihr Vorgehen in diesen Situationen intern die ‚positive Erstarrung’. Denn sie könnte Gerolat so nun jederzeit wieder aktivieren und für ihre Zwecke dienlich machen, ohne ihm erst lang und breit entschuldigend erklären zu müssen, dass es ihr leid täte, dass sie ihn so schlecht behandelt hatte, aber es wäre eben ein Moment voll von Stress gewesen, und da sei sie nicht so in der Lage gewesen, ihn angemessen zu behandeln, es hätte aber auf keinen Fall etwas mit ihm zu tun, sondern wenn, dann nur mit ihr, und so weiter. Bis sich irgendwann der Schmoll-Zustand dann lösen würde, war es viel Arbeit, und die schmollende Klebrigkeit, die das nach sich zog, hielt sich noch eine Weile und brauchte immer und immer wieder Zuspruch und Anerkennung.
    Das konnte und wollte sie aber nie leisten, denn sie wollte diese Befindlichkeiten nicht zusätzlich hofieren. Also bevorzugte sie im richtigen Augenblick die schnelle Notlüge für die ‚positive Erstarrung’.
    Und tatsächlich nahm sich Gerolat einen Stuhl und setzte sich nackt in die Ecke.
    Willküra konnte sich nun also voll auf die blinkenden Punkte konzentrieren, die sie sich jetzt als Figuren darstellen ließ.
    »Die Daten des Signalfängers liefern folgendes Bild«, teilte der Tisch mit.
    Im 3D-Hologramm, in dem der Teil des Schlosses am Hintereingang, der Weg von dort zur Blende, die Blende selbst, der Weg zum Geheimen Weg, sowie auch Teile des Geheimen Bereichs zu sehen war, änderten sich nun genau vor der Blende die zwei blinkenden Punkte zu 3D-Figuren vom Willkürherrscher und der Kursleitern.
    »Also doch!«, rief Willküra entsetzt, »er ist zurück!«
    Die Figuren bewegten sich in Richtung Geheimer Weg.
    »Wer ist denn diese Frau?«, fragte Willküra Gerolat. »Erkennst du sie?«
    Gerolat, aus seiner Erstarrung gerufen, stand auf und kam näher.
    »Ja, das ist die Kursleiterin«, sagte er trocken.
    »Die Kursleiterin?«, fragte Willküra verwirrt, »was will die denn mit dem Willkürherrscher? Man bekommt doch nicht direkt einen Kurs, wenn man aus der Blende rauskommt, das weiß ich genau!«
    Ihr fehlte jedweder logische Erklärungsansatz, für das, was sie da soeben sah.
    Gerolat wollte gerade ansetzen, und ihr alles erklären, da rief Willküra fassungslos.
    »Wo gehen die denn hin? Zum Geheimen Weg? Wieso kommen die nicht hierhin, damit ich Taugtenichts XII. direkt sagen kann, dass ich ihn jetzt eliminieren werde?«
    Willküra starrte auf ihn und die Kursleiterin, wie sie zum Geheimen Weg gingen, sich scheinbar nett unterhaltend.
    »Ich verstehe das alles nicht!«
    Sie massierte sich wild mit beiden Händen ihre Kopfhaut. Gerolat holte gerade wieder Luft, um ihr alles zu erklären, da rief Willküra laut.
    »Was reden sie denn?«
    »Sprachsignale sind, neben einigen anderen, eine der Schwachstellen der Signalfänger«, antwortete der Tisch auf Willküras Frage. »Die Aktualisierung des Signalfängers, in der auch die Sprachsignalprobleme behoben wurden kommt erst nächste Woche raus. Die Signalfänger sind ein brandneues System, und auf brandneue Systeme kann man sich nie verlassen, darauf habe ich Sie rechtzeitig hingewiesen, Willküra. Sie haben ‚Ignorieren’ als Antwort gewählt.«
    »Das System, es ist kaputt! Der Tisch ist kaputt, oder die Signalfänger, oder die Sensoren, oder alles!« Willküra schrie Gerolat hysterisch an. »Alles hier ist kaputt! Alles! Wie soll ich denn da regieren?«
    Plötzlich stellte sie sich vor, der Signalfänger hätte alles falsch dargestellt und der Willkürherrscher ging vielleicht gar nicht zum Geheimen Weg, sondern stand schon vor ihrer Tür. Sie rannte panisch hin und riss die Tür auf.
    »Willküra!«, redete Gerolat von hinten beruhigend auf sie ein und legte ihr die Hand auf die Schulter. Doch sie rannte nur hektisch wieder zurück und starrte auf das Bild.
    »Warum geht der Willkürherrscher als direkt erstes in die Stadt?«,
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