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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition)
Autoren: Lucia Hodinka
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schaute Willküra ungläubig das Bild an.
    »Was denkt er, ich will wissen, was er denkt!«, schrie Willküra.
    »Denksignale werden vom Signalfänger nicht abgefangen. Noch nicht zumindest. Geplant ist es für den nächsten Frühherbst«, antwortete der Tisch wieder.
    Er will in die Stadt, weil, weil, Willküra dachte nach. Amanus!
    Wohin war Amanus eigentlich verschwunden? Willküra wusste es nicht. Sicher ist Amanus in der Stadt. Natürlich, sie hatte Angst vor mir, zu Recht, und ist abgehauen. Ja, das war die Lösung! Er wollte hinter Amanus her. Die Kursleiterin war, aus welchen Gründen auch immer, gerade in dem Moment neben der Blende gewesen, als der Willkürherrscher zurück kam. Und er hatte sie, verwirrt wie er von der Liebe gerade war, sofort nach Amanus gefragt. Und sie hatte ihm geantwortet, dass sie in der Stadt sei, und dann hatte sich die Kursleiterin sicher sofort angeboten, den Willkürherrscher dorthin zu begleiten. Deshalb gingen sie jetzt zu dem Geheimen Weg. Aber wieso waren es nur zwei blinkende Punkte? Wo war Jamel eigentlich?
    In dem Moment verschwanden die zwei Figuren aus dem 3D-Hologramm und nur die Wachmänner am Hintereingang waren noch zu sehen.
    »Wo sind sie denn jetzt?«
    Willküra verzweifelte. Das konnte doch alles nicht sein. Sie hatte nichts mehr unter Kontrolle. Alle ihre Pläne, Einfälle, Ideen, Wünsche, Hoffnungen, Träume, ihre Zukunft und die Zukunft des Staates hatten hier soeben keinen Bestand mehr. Denn das System funktionierte nicht.
    Eine Träne lief ihr die Wange herunter.
    »Es ist alles vorbei, alles!«
    Sie wischte die Träne weg.
    »Nur weil dieses Signalfängerding nicht funktioniert«, schrie sie plötzlich wieder und schaute den Tisch böse an.
    »Der Signalfänger ist nicht mit mir identisch«, rechtfertigte sich der Willkürherrschaftliche Tisch. »Es ist ein Programm, vor dem ich sogar gewarnt habe.«
    Gerolat öffnete vorne zärtlich die Decke, die Willküra immer noch um sich gelegt hatte, als sei es ein Herrschermantel, und legte ihre Arme um seinen Hals.
    »Doch Willküra«, flüsterte er ihr ins Ohr, während sie ihn fest mit der Decke umarmte. »Es funktioniert alles bestens!«

103
     
    Der Willkürherrscher konnte gar nicht fassen, was die Kursleiterin ihm soeben alles erklärt hatte.
    In relativ wenigen Worten hatte sie ihm das Gefühl vermittelt, dass er soeben in einen völlig anderen Staat zurückgekommen war, als er verlassen hatte.
    Natürlich wussten alle, dass die Kursleiterin eigen war, auch der Willkürherrscher wusste das, aber das alles hätte sie sich nicht ausdenken können.
    So etwas konnte sich keiner ausdenken, dachte der Willkürherrscher und schaute wie zum Beweis den ‚Willküra’-Schriftzug am Himmel an, welcher sich unaufhörlich mit immer neuem Knall eine neue Farbe gab.
    »Und hier in dem Geheimen Bereich warten Fürchtedich IX., Amanus und Raja auf uns. Also, hauptsächlich auf Sie, Willkürherrscher, nehme ich an. Auf mich werden die wohl kaum warten. Und vielleicht ist es nicht wichtig, aber ich warne Sie trotzdem mal: die Stimmung ist nicht die beste! Zumindest war sie es vorhin nicht, und ich glaube nicht, dass es inzwischen besser geworden ist.«
    Sie gingen weiter den steilen Weg hinab, die Kursleiterin hielt dem Willkürherrscher einen Ast aus dem Weg, damit er nicht darüber stolpere, worüber der Willkürherrscher froh war, denn er war gedanklich völlig von der neuen Situation absorbiert.
    Er würde sich am besten gleich mit Fürchtedich IX. beraten, entschied er, obwohl es ihm davor graute, denn er wollte jetzt, wo sie in der Blende seinen Körper wiederhergestellt hatten und er wieder normal denken und leben konnte, auf keinen Fall wieder einen Bohnenschnaps annehmen müssen, und einen Grund zum Anstoßen fand Fürchtedich IX. leider auch in solchen Situationen. Außerdem hatte er im Moment eigentlich nicht den Nerv dazu, sich immer und immer wieder ‚Willkürherrscher’ am Ende von jedem seiner Sätze anhören zu müssen.
    Aber dieses Opfer werde ich bringen müssen, dachte der Willkürherrscher. Denn er brauchte nun jemanden, der die Lage überschaute, Erfahrung hatte, wusste, was zu tun wäre und jetzt dazu fähig war, Entscheidungen zu treffen und Befehle zu geben.
    Amanus kam dafür natürlich überhaupt nicht in Frage, die war ja jetzt auch schwanger und somit aus allem rauszuhalten. Die Kursleiterin?, überlegte der Willkürherrscher, nein, die Kursleiterin auch nicht, und Raja war zwar eine nette und
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