Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition)
Autoren: Lucia Hodinka
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich auch nicht unintelligente Person, aber irgendwie vertraute er ihr nicht.
    Nein, Fürchtedich IX. würde die Sache nun in die Hand nehmen, dachte der Willkürherrscher erleichtert, dass er selbst hier nun nicht würde aktiv werden müssen.
    »Willkürherrscher!«, sprang Amanus dem Willkürherrscher plötzlich um den Hals und ließ ihn nicht mehr los. Dem Willkürherrscher gefiel die Freude, die Amanus hatte, und auch er umarmte sie fester, als er es normalerweise tat.
    »Zum Glück!«, begrüßte ihn Fürchtedich IX. »Es hat geklappt und du bist zurück! Welch Erleichterung. Ich hab nämlich keine Ahnung, wie es weiter gehen soll, und die einzige Hoffnung, die wir noch haben, ist, dass du die Sache hier wieder in Ordnung bringst.«

104
     
    »Ich habe dir auf der nächsten Seite aufgeschrieben«, rezitierte General Faulidös dem Koch, nebenbei ein paar Ziegenkäse-Stücke in Honig getunkt in den Mund steckend, »wie du in diesem Buch den Code entschlüsseln und die unüberwindbaren Grenzen überwinden kannst. Wenn du mich also auch immer noch liebst, dann komm mich holen!«
    Der Koch schaute General Faulidös gerührt an.
    »Sie liebt dich. Sie hat dich immer geliebt. Ich hab es doch gesagt. Du hättest bei Raja bleiben sollen.«
    »Sie hätte bei mir bleiben sollen!«, antwortete General Faulidös nun leicht gereizt, dass der Koch ihm Vorhaltungen machte, obwohl er gerade erst wieder gekommen war. »Sie ist doch immer wieder weggegangen. Immer irgendwelche Grenzen überwinden, die man nicht überwinden kann. Herumreisen und das Universum sehen, das war ihr doch wichtiger, als ich.«
    Er langte nun zu den Austern und schlürfte drei Stück hintereinander laut und schnell aus, dass es für Außenstehende sicher widerlich wirken müsste.
    »Herrlich! Ich liebe Essen!«, stieß er aus, bevor er noch eine vierte Auster nahm.
    »Und?«, fragte der Koch und gab den Buffetkräften immer wieder sofort Zeichen, was aufgefüllt werden sollte, denn General Faulidös mochte am liebsten ein volles Buffet, bei dem er sich ohne Gedanken aussuchen konnte, was er als nächstes nahm, und nicht an das Zuneigegehen des Buffets und damit an das Ende der Esserei denken musste.
    »Das ist doch nicht einladend!«, hatte er einmal mit dem Koch gelästert, als auf einem Empfang seiner Cousine nach wenigen Minuten schon das Buffet aussah, als hätte eine Schlacht stattgefunden. Er hatte auf ein paar Scheiben Käse gezeigt, die den hinteren Rand einer Platte traurig ausgetrocknet zierten. »Den armen Käse will doch so jetzt keiner mehr, nur wenn die Platte voll ist, und alles frisch aussieht will man gerne sofort alles davon in sich reinstopfen! Ein Buffet muss immer voll sein, oder mach sofort das ungemütliche Decken-Neon-Licht an und schick alle nach Hause: Party vorbei.«
    Und auch wenn der Koch vorher schon darauf geachtet hatte, und seine Buffets nie in einen solchen Zustand gekommen waren, so achtete er seitdem penibelst darauf, General Faulidös nicht mit einem halb-leeren Buffet zu belästigen.
    »Wirst du sie holen?«, fragte er neugierig.
    General Faulidös lachte uneindeutig.
    »Wenn ich sie hole, dann bin ich ja nicht mehr faul!« antwortete er dann. »Aber faul bleibt faul!«
    Er zuckte mit den Schultern, als könne man gegen das Schicksal einfach nichts tun, griff eine Johannisbeerrispe, steckte sie komplett in den Mund, bis auf die Stelle des Stiels, die er mit den Fingern hielt, und zog schnell nur den Stiel wieder heraus.
    Die Beeren im Mund hinderten ihn jedoch nicht daran, weiter zu sprechen, als er die Erdbeere aus seiner Tasche holte und auf den Tisch legte.
    »Ich werde die Daten aber auf jeden Fall gleich mal auswerten lassen und setze unsere besten Wissenschaftler daran, den Code entschlüsseln zu lassen.«
    Er lächelte den Koch neckisch an.
    »Nur mal so zur Sicherheit, versteht sich!«

105
     
    Fürchtedich IX. hatte sie also belogen und betrogen, stellte Willküra fest, nachdem Gerolat ihr alles erzählt hatte.
    »Und du hast wirklich die Kursleiterin geliebt?«, fragte sie Gerolat spöttisch.
    Gerolat nickte. Er hatte sich dazu entschieden, Willküra nichts, auch wirklich gar nichts zu verheimlichen. Er wäre nicht gut genug darin gewesen, die Geschichte so anzupassen, dass er Teile, die ihm unangenehm sein könnten, aussparen könnte, ohne dass sie es merken würde. Das wusste er. Und wie hätte er die Stellen mit der Kursleiterin begründen sollen, ohne sich in Lügen zu verstricken. Lügen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher