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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie
Autoren: Valentin Zahrnt
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Moped auf. Der Fahrer musste ihren Motor gehört haben, denn er blickte sich mehrmals um. Die Frau tippte flink auf dem Smartphone herum und reichte es Jan gerade rechtzeitig weiter, um auch die zweite Hand ans Steuer zu bringen, während sie zwischen Moped und Gegenverkehr hindurchrasten.
    „ Hallo? Hello?“
    Jan hatte sich nach dem Moped umgedreht und antwortete rasch: „Guten Tag, ich wollte fragen, wann die nächste Fähre nach Helsinki fährt?“
    „ In zwanzig Minuten. Der Check-in ist längst geschlossen.“
    „ Ich muss unbedingt noch an Bord. Wir haben es nicht mehr weit.“
    „ Tut mir leid, da müssen Sie bis morgen warten, um 9:15 Uhr -“
    Jan legte auf und sagte: „Der Check-in ist schon vorbei. Wir fahren trotzdem hin.“
    „ Ist der Schlüssel so wichtig oder kann sie ohne das Handy nicht leben?“ Sie erwartete offensichtlich keine Antwort.
    Die Überholmanöver wirkten auf Jan beruhigend, sie lenkten ihn von seiner Angst um Anna ab. Bald kamen sie über Felder und Dörfer zu einer Abzweigung, an der ‚Seehafen‘ stand. Hinter den Zäunen, die auf beiden Seiten die Straße einfassten, erhoben sich marode Lagerhallen, notdürftig reparierte Schuppen und aufgebockte Container.
    Sie hingen hinter einem Lieferwagen, während eine Kolonne von LKWs ihnen in engen Abständen entgegenkam. Seine Sorgen holten Jan ein. Eben hatte er sich Anna noch so nahe gefühlt wie nie zuvor einem Menschen, und nun hatte sie ihn verlassen, wollte in ein fremdes Land fliehen oder in den Tod, er wusste es nicht mehr, obwohl er nach dem Erwachen überzeugt gewesen war, dass sie den Tod suchte.
    Berge von Sand, Erde, Schotter und Steinen, am Zaun das Firmenschild einer Tiefbaugesellschaft. Eine Müllverwertungsanlage. Getreidesilos. Gastanks. Eine Pipeline-Fabrik, die Rohre groß genug, dass einer der abgestellten Bagger hindurchfahren könnte. Das erste kranumstandene Hafenbecken.
    Das letzte diente der Fährschifffahrt. Die Frau bremste direkt vor den Stufen, die zur Abfertigungshalle hinaufführten.
    „ Willst du auch wieder zurück?“
    „ Nein.“ Er stieg aus.
    „ Na denn. Geht ohne Trinkgeld.“
    Er schlug die Tür zu, hastete zum Eingang und durch den Wartebereich, in dem ein Reisender in Prospekten blätterte. Am einzigen geöffneten Schalter erledigte ein Angestellter Papierkram.
    „ Nach Helsinki“, rief ihm Jan entgegen.
    Der Angestellte blickte auf und sagte in freundlichem Norddeutsch: „Jo, da sind Sie wohl mal ein bisschen spät, die Fähre legt gleich ab, da kann ich wohl mal nichts machen.“
    „ Ich muss auf die Fähre!“
    „ Dann kann ich Ihnen helfen“, sagte eine Stimme hinter Jan.
    Er fuhr herum. Der Reisende hielt ihm einen Ausweis entgegen. Sein Haaransatz war weit zurückgewandert, dafür bedeckte ein kurzgeschnittener Bart die untere Hälfte seines robusten Gesichts. Er mochte um die fünfzig sein und sah aus wie ein Abenteurer, der in die Jahre gekommen war. „Kommissar Thomsen, Kriminalpolizei. Ist Frau Herrera auf der Fähre?“
    Jan erstarrte. In seiner Aufregung hatte er völlig außer Acht gelassen, dass die Polizei nicht nur Anna, sondern auch ihn erkennen konnte. Was sollte er sagen? Wenn er an Bord wollte, musste er kooperieren. „Ich weiß es nicht. Sie hat mich vor einer ganzen Weile in der Rostocker Heide verlassen, das ist bestimmt eine Stunde her, eher länger. Sie hat davon gesprochen, eine Fähre nach Helsinki zu nehmen. Ist Kommissar Schiefer hier?“
    „ Nein, der ist von diesem Fall abgezogen worden.“ Thomsen blickte zum Schalterbeamten und wies ihn an: „Halten Sie die Fähre auf, bis wir an Bord sind, aber nennen Sie keinen Grund für die Verzögerung.“ Mit einem Handgriff holte er ein kleines Funkgerät aus seiner Hosentasche und sagte im gleichen ruhigen Befehlston: „Hier Thomsen. Herr Reber ist bei mir. Er vermutet, dass sich Frau Herrera auf der Fähre nach Helsinki befindet. Schmidt und Werflein holen uns mit dem Wagen ab, der Rest bewacht weiter den Hafen. Wir fahren mit der Fähre und lassen uns von der Küstenwache einsammeln, sobald wir Frau Herrera haben oder mit der Durchsuchung fertig sind.“
    Sie eilten durch einen Hinterausgang, ein Passat kam mit quietschenden Reifen um das Gebäude gefahren und bremste scharf auf ihrer Höhe. Thomsen stieg als Erster hinten ein und rutschte durch, Jan folgte ihm.
    „ In welchem Zustand ist Frau Herrera?“, fragte Thomsen.
    „ Sie war verhältnismäßig klar und depressiv. Sie hat mich verlassen,
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