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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie
Autoren: Valentin Zahrnt
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mein Junge, hier am Strand findet sie nur alte Knacker wie mich.“
    „ Sie ist selbstmordgefährdet! Ich muss sie finden! Ist sie hier vorbeigekommen?“
    Der Mann schaute erschrocken. „Hier ist in der letzten Stunde niemand unter fünfzig durchgekommen.“
    „ Sind Sie sicher?“
    Er blickte auf die drei leeren Bierflaschen neben sich. „Ja.“
    Entweder war Anna ins Wasser gegangen und längst ertrunken oder sie war aus ihrer Depression in eine andere Identität geflüchtet. Dann konnte sie sich wahrscheinlich nicht an ihr Gespräch mit Jan erinnern. Sie wusste also auch nicht, dass sie ihm verraten hatte, dass sie die Fähre nach Helsinki nehmen wollte. Natürlich konnte sie mit einer anderen Identität ganz andere Pläne hegen, aber lag es nicht nahe, übers Meer zu fliehen? Er musste zum Hafen, das war seine beste Chance.
    „ Wie komme ich am schnellsten zur Straße?“
    „ Zur L22 sind es bestimmt zwei Kilometer durch den Wald. Lauf besser zum Campingplatz.“
    Jan rannte los. Der Sand gab bei jedem Schritt leicht unter seinen Füßen nach, seine Waden schmerzten. Er zwang sich, das Tempo zu halten. Es war nicht mehr weit bis zu den Fahnen, die müde vor dem Campingplatz am Strand hingen.
    Sollte er die Polizei verständigen, damit sie die Heide absuchte? Falls sich Anna hier versteckt hielt, würde sie kaum vor Anbruch der Nacht gefunden werden. Und am Hafen würde die Polizei ihr ohnehin auflauern, schließlich musste sie davon ausgehen, dass er in Rostock Anna treffen und sich mit ihr absetzen wollte. Der Hafen würde also unter Beobachtung stehen. War es denkbar, dass Anna beim Versuch, auf eine Fähre zu gelangen, gefasst worden war und bereits in einem Polizeitransporter auf dem Rückweg nach Berlin saß? Wie lange hatte er überhaupt geschlafen?
    Mehrere junge Männer standen um eine Stereoanlage, rauchten und tranken. Sie feuerten Jan an, als er an ihnen vorbei die Düne hinaufrannte.
    Über die Schlaglochpiste auf der anderen Seite rollte ein Campingbus. Jan winkte wild, der Bus hielt und eine dicke Frau ließ das Fenster herunter. Ihr Doppelkinn wabbelte, die Wangen hingen durch, nur ihre Haare waren überstraff nach hinten gebunden. „Was gibt’s?“
    Er stützte sich mit einer Hand auf den Fensterrand, damit sie nicht einfach davonfahren konnte. „Ich muss zum Hafen!“
    „ Welcher Hafen?“ Sie atmete geräuschvoll durch die Nase ein.
    „ Wo die Fähren nach Finnland abfahren.“
    „ Also zum Seehafen nach Rostock.“
    „ Ja. Können Sie mich da hinfahren?“
    „ Ich kann dich mitnehmen.“
    „ Sie fahren auch zum Hafen?“
    „ Nee“, sie grinste, „bis um die Ecke da vorne und dann noch ein Stück weiter bis zu unserem Stellplatz.“
    „ Hundert Euro!“
    „ Bin ich ein Taxi?“
    „ Zweihundert.“
    Sie hielt sich ein Nasenloch zu, zog durch das andere Rotz hoch und sagte: „Steig ein.“
    Jan lief zur Beifahrertür und schwang sich auf den Sitz, schon fuhren sie an.
    „ Das Benzingeld.“ Die Frau streckte ihm eine Hand entgegen.
    Jan zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche heraus und gab ihr vier Fünfzig-Euro-Scheine. „Ich habe es sehr eilig.“
    Sie kicherte. „Und ich dachte, das ist nur ein Vorwand, um mit mir eine Spritztour zu machen.“
    Sie schaukelten an Zelten, Wohnmobilen und Holzbungalows vorbei. Jan zweifelte daran, ob es eine gute Idee gewesen war, in den Campingbus einzusteigen. Doch kaum hatten sie die Rezeption passiert, drückte seine Chauffeurin aufs Gas, dass die Frauenzeitschriften im Fußraum umherrutschten und die Glöckchen am Duftbaum unterm Spiegel klingelten.
    „ Warum hast du es so eilig?“, fragte die Frau. „Du willst doch nicht ohne Gepäck nach Finnland?“
    „ Ich muss jemandem etwas bringen, der gleich eine Fähre nimmt.“
    „ Wann legt die Fähre ab?“
    „ Bald. Die genaue Uhrzeit weiß ich nicht.“
    „ Ruf diesen jemand mal an! Wär nicht schlecht zu wissen, wie knapp wir dran sind.“ Sie hupte und überholte drei Autos nacheinander.
    „ Das kann ich nicht.“ Er durfte sein Handy nicht anschalten, wenn er nicht wieder geortet werden wollte. Jetzt brauchte er schnell eine Ausrede. „Sie hat ihr Handy vergessen. Und die Schlüssel. Deswegen muss ich ihr ja nach.“
    „ Dann ruf Finnlines an.“
    „ Kann ich auch nicht, ich habe ihre PIN-Nummer nicht.“
    Sie wuchtete ihren massigen Körper seitlich zum Fenster und zerrte aus ihrer rechten Hosentasche ein Smartphone mit enormem Display. Der Campingbus schloss zu einem
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