Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
einem Keyhole-Canyon, den ich kenne. Nur ich weiß von diesem Tal, vielleicht noch Mad Jack, aber der zählt nicht.“
    „Mad Jack? Ich dachte, dieser Mann wäre eine Legende.“
    „Alt genug ist er.“
    „Du hast ihn tatsächlich gesehen?“
    Sie nahm die Kräuterpaste aus dem Beutel, die sie hergestellt hatte, während Ty die hellen Stunden des Tages verschlafen hatte. „Ja“, sagte sie und verteilte die Paste auf seinen schlimmsten Wunden.
    „Er soll eine Goldmine haben, irgendwo auf dem Black Plateau.“
    Sie hielt kurz inne. Dann trug sie weiter die Heilkräuter auf. „Was Mad Jack hat oder nicht hat, geht nur ihn etwas an.“
    Für einige Minuten beobachtete Ty die grauen Augen, die seinen Blick mieden.
    „He“, sagte er schließlich und griff mit seiner großen Hand nach Jannas Kinn, damit sie ihn ansah. „Ich werde dem Alten nichts tun, ganz gleich, wie viel Gold er gefunden hat. Ich bin kein Räuber und kein Dieb. Ich baue meine Zukunft nicht auf Gold, an dem Blut klebt.“
    Prüfend blickte Janna in die grünen Augen, die ganz nah waren und nicht auswichen. Sie dachte daran, wie er gesagt hatte, sie sollte sich besser in Sicherheit bringen. Dann fiel ihr ein, dass er sie mit seinem Körper geschützt hatte, als sie an der Felswand lagen und nicht wussten, welche Gefahr sich näherte. Plötzlich schämte sie sich für ihr Misstrauen.
    „Tut mir Leid. Es ist nur, ein paar Mal sind mir Männer aus der Stadt gefolgt, wenn ich mit Goldkrümeln von hier oben meine Vorräte bezahlt habe. Meist ließen sie sich leicht abschütteln, aber meine Meinung über die menschliche Natur ist nicht besser geworden durch solche Erfahrungen.“
    Ty war überrascht von dem Zorn, der ihn bei dem Gedanken überfiel, dass der Junge sich vor weißen Männern verstecken musste. Sie waren nicht besser als gesetzlose Indianer. Ebenso erstaunt fragte er sich, warum ausgerechnet dieses Kind seinen Beschützerinstinkt weckte. Das Eingeständnis war ihm peinlich. Obwohl halb verborgen unter dem formlosen alten Hut und mit Schmutzspuren übersät, hatte der Junge ein Gesicht, das ... außergewöhnlich war.
    Lieber Gott, dieser Junge sieht besser aus als viele Frauen, die ich kenne. Vielleicht sind die Männer gar nicht hinter seinem Gold her.
    Ty riss seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Die jähe Bewegung schreckte Zebra auf.
    „Dieses verdammte Pferd ist schreckhaft wie ein Mustang“, sagte er und rieb die Hand an seiner Brust, als wollte er die Erinnerung an die zarte Haut vertreiben.
    Janna fuhr zusammen und fragte sich, was ihn verärgert hatte. Sie wünschte sich, er würde wieder unter ihr Kinn fassen. Seine Hand hatte sich warm und fest angefühlt, mit schlanken Fingern, die sie sanft berührten. Sie hatte seit Jahren nicht mehr die tröstende Nähe eines anderen Menschen erlebt.
    „Zebra ist ein Mustang“, sagte Janna rau. „Wenn sie nicht bei mir ist, läuft sie frei herum.“
    Tys Interesse erwachte erneut. Er musterte die Stute sorgfältig, vor allem die Hufe. Die Hornkanten sahen aus, als hätte der steinige Boden sie glatt geschabt. Zangenspuren fehlten. Der Körper war prall und geschmeidig, aber nicht fett. Das Tier hatte Kraft, ohne schwer zu sein. Nirgends waren Spuren menschlicher Einwirkung erkennbar: kein Brandzeichen, keine Einkerbung an den Ohren, keine Hufeisen, am Fell keine blank geriebenen Stellen durch Zügel oder einen Sattel.
    „Reitest du sie?“
    „Manchmal, wenn keine Gefahr besteht.“
    „Wann ist das?“
    „Wenn Cascabel nicht in der Nähe ist. In den letzten sechs Monaten hat er sich oft hier herumgetrieben. Deshalb fühlt sich Zebra einsam. Die Armee macht ihm wohl das Leben schwer.“
    „Oder Black Hawk. Vielleicht hat er die Nase voll, für Cascabels Überfälle verantwortlich gemacht zu werden“, sagte Ty. „Black Hawk ist ein Häuptling und Anführer, Cascabel ein Mörder und Räuber. Verdammt, mich wundert, dass dieser Bandit dich noch nicht aufgespürt und bei lebendigem Leib geröstet hat, nur zu seinem Vergnügen.“
    Janna tat so, als habe sie die versteckte Frage nicht gehört. Sie würde ihm nicht verraten, wie die meisten Ute-Indianer sie nannten: Schattenflamme. Für die Indianer war sie una bruja, eine Hexe, die mit den Geistern verkehrte. Und Ty glaubte, sie wäre ein Junge. Beides passte ihr nicht, war aber nützlich, vor allem solange er splitterfasernackt vor ihr saß und sie Medizin auf seine Wunden strich.
    Der wieder erwachte Gedanke an seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher