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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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letzten.

5. Kapitel
    Wie ein Schlag traf sie der plötzlich niederprasselnde Regen. Aber er war willkommen. Er würde ihre Spuren auslöschen.
    „Fertig?“ fragte Janna.
    Ty nickte grimmig. Er war noch immer verärgert, den Kampf um die kleiner werdende Decke verloren zu haben. Gegen seine Einwände hatte Janna sie in einen Lendenschurz, Verbandstreifen für seinen zerschundenen Oberkörper und einen groben Poncho aufgeteilt. Gegen den Lendenschurz hatte er nichts einzuwenden, bei dem Verband gab er nach, aber er würde verdammt sein, wenn er den Poncho annahm, während das Kind nur mit einem zerfetzten Hemd und einer leichten Hose bekleidet dem Gewitterregen ausgesetzt war.
    Jetzt hing die Decke über seinen Schultern. Der Junge trug nur Hemd und Hose.
    „Störrisch wie ein Maulesel aus Missouri“, schnaubte Ty, aber der Donner übertönte seine Stimme.
    Zebra ließ Blitz, Donner und Platzregen mit der Gelassenheit eines Wildpferdes über sich ergehen, das ein Leben im Freien gewohnt war. Sie verfolgte interessiert, wie die beiden Menschen sich über das abschüssige Schotterfeld arbeiteten. Die Stute war immer noch zurückhaltend in Tys Nähe, scheute aber nicht mehr.
    Das war gut. Ty konnte nur humpeln. Beim Klettern über den regennassen Fels geriet er mehrfach gefährlich ins Rutschen und musste jähe Ausgleichsbewegungen machen. Er sagte nichts, war aber froh, dass seine Rippen fest umwickelt waren, auch wenn er nicht tief atmen konnte. Dankbar spürte er auch, wie kleine und überraschend starke Hände ihn an den schwierigen Stellen unterstützten. Beim ersten Mal hatte er erstaunt aufgeschrien, als er von hinten einen Schubs erhielt.
    Kurz vor dem Kamm des Schotterfelds kletterte Janna an ihm vorbei. Sie gab ihm ein Zeichen, dass er warten sollte. Er ging in die Hocke, und sie spähte durch den Spalt zwischen zwei Felsblöcken.
    Der Steilhang lag hinter dichten Regenschleiern verborgen. Die Sicht reichte nur sechzig Meter. Hier rührte sich nichts; die einzige Bewegung war der herabfallende Regen. Sie drehte sich um und trat wieder zu Ty.
    „Wie geht es Ihren Füßen?“
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Du hast sie gesehen. Was meinst du, wie?“
    „Schlimmer als Ihren Rippen und besser als Ihrem Kopf“, antwortete sie knapp.
    Er brummte und versuchte aufzustehen.
    Sie bückte sich, schloss dicht unter der Schulter beide Hände um seinen rechten Arm und gab ihm Halt. Das zischende Geräusch, mit dem er durch die Zähne einatmete, seine Blässe und die eisenhart verkrampften Muskeln waren der Beweis, wie sehr die offenen Wunden an seinen Füßen schmerzten. Dagegen ließ sich leider nichts tun. Der Zeitpunkt, sich unbemerkt in ihr geheimes Tal aufzumachen, würde nie günstiger sein.
    Als Janna und Ty die Felsbarriere überwunden hatten, waren beide trotz des kalten Regens in Schweiß gebadet. Hinter ihnen rumpelten und rutschten Steine. Ty sah, wie das Wildpferd sich den Steilhang hinabtastete. Sogar ein Esel hätte das Gefälle verweigert. Andererseits hatte er Lucifers Herde beobachtet. Die Tiere waren über noch gefährlicheres Gelände gestürmt, in panischer Flucht vor menschlichen Verfolgern. Unter ihnen war auch Tyrell MacKenzie gewesen. Pferde, die zu langsam waren, wurden gefangen. Die anderen blieben in Freiheit und brachten neue Generationen geschmeidiger, kraftvoller Wildpferde hervor.
    Sie hatten den steilsten Abschnitt bewältigt. Janna blieb stehen und sah über die Schulter zurück. Zebra hielt sich dicht hinter ihnen, interessiert verfolgend, wie die Menschen vorankamen. Gelegentlich blieb sie stehen und schnupperte den seltsam süßen Kräuterduft, der von Ty ausströmte. Sein Geruch machte sie neugierig.
    „Zebra mag Sie“, sagte Janna.
    „Das muss sie wohl. Ich rieche wie der warme Brei, mit dem mein Vater seine besten Zuchtstuten gefüttert hat.“
    Sie lächelte. „Können Sie sich auf einem Pferderücken halten?“
    Er schaute sie an. „Hältst du mich für einen Grünschnabel? Natürlich kann ich mich auf einem Pferderücken halten.“
    „Lassen Sie mich die Frage anders stellen. Trauen Sie sich zu, Zebra ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten?“
    „Bursche“, antwortete er und verlagerte sein Gewicht, um vergeblich den brennenden Schmerz in den Füßen und das Pochen in Schädel und Brustkorb zu lindem. „Der Zeitpunkt ist verdammt schlecht gewählt, einen Mustang zu zähmen. “
    „Ich habe Zebra oft geritten. Sie mag das.“
    Er schaute sie ungläubig an.
    Sie
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