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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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wohl jetzt Kilburn nennen.«
    »Wir kennen uns viel zu lange, um jetzt so formell werden zu müssen.« Er verzog bitter den Mund. »Ein zukünftiger Duke zu sein, ist ein verdammt langweiliges Geschäft. Ich werde in ein paar Tagen nach England abreisen.«
    »Ich beneide deine Mutter. Es ist schade, daß meine Kinder keine Lust dazu haben, brav und sicher in Schottland zu leben. Statt dessen sind sie in alle vier Himmelsrichtungen verstreut. Und deswegen bin ich allein hier.« Lady Cameron setzte sich auf das Sofa und breitete anmutig ihre üppigen Röcke aus. Dann kam sie wieder auf das Thema zurück, das ihr am meisten am Herzen lag.
    »Sir Stratford tat so, als gäbe es einen eindeutigen Beweis, daß lan tot ist, aber das ist nicht der Fall. Du weißt, wie es in diesem Teil der Welt zugeht - Buchara liegt über zweitausend Meilen von hier entfernt, und es gibt keine verläßliche Möglichkeit zu erfahren, was wirklich dort geschehen ist. Der nächste britische Konsul, Sir John McNeill, sitzt in Teheran, was immer noch gut tausend Meilen entfernt ist.«
    »Wie lauten denn die Berichte, die McNeill und Can-ning gehört haben?«
    Sie zuckte beiläufig die Schultern. »Einmal, daß es seit Jahren keine englischen Reisenden mehr in Buchara gegeben hat; dann, daß es einen Engländer dort gibt, der zum Islam übergetreten ist und nun Hauptmann der Artillerie des Emirs ist; weiter, daß letztes Jahr ein Engländer angekommen ist, der erschossen, geköpft oder im Kerker des
    Emirs eingesperrt wurde. Es wird ebenfalls erzählt, daß der Emir gut ein Dutzend Europäer gefangenhält, aber es sollen alles Russen sein. So viele Gerüchte … und sie besagen nichts. Gar nichts. Der persische Händler, mit dem ich heute morgen gesprochen habe, war vor kurzem noch in Buchara, und er schwört, nichts davon gehört zu haben, daß ein Europäer hingerichtet worden ist. Wie auch immer - die Botschaft zieht es vor, an lans Tod zu glauben, weil es einfacher für sie ist.«
    »Ich glaube, da tust du der Botschaft Unrecht. Selbst wenn es keine öffentliche Exekution gegeben hat, ist das noch lange kein Beweis dafür, daß lan noch lebt.«
    Jean Cameron kratzte halb amüsiert, halb ernst die Stirn. »Das, was mich immer schon an dir gestört hat, ROSS, ist deine Aufrichtigkeit. Das reicht, um einen hitzköpfigen Schotten wild zu machen.«
    Er wandte sich ab und schritt durch das kleine Zimmer, bis er vor einem wenig bemerkenswerten Bild einer englischen Landschaft stehenblieb. »Stimmt. Auf Juliet hatte es einen ähnlichen Effekt.«
    Er hörte, wie sie hinter ihm scharf die Luft einzog, und er wußte, daß sie ihre Bemerkung bereute. Trotz ihrer Zuneigung zueinander war es immer besser gewesen, wenn sie sich nicht getroffen hatten, denn eine Unterhaltung war stets mit Spannung verquickt, da sie - gewöhnlich vergeblich - versuchten, schmerzhafte Themen zu vermeiden.
    In dem Versuch, das Schweigen zu durchbrechen , fügte sie schnell hinzu: »Ich habe es aufgegeben, von der Botschaft irgendwelche Hilfe zu erwarten. Ich habe schon daran gedacht, selbst nach London zu gehen und die Leute da anzustacheln, aber die Zeit ist knapp, und es würde mich Monate kosten, um etwas zu erreichen. Und nun weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
    ROSS wandte sich langsam wieder zu ihr um. »Ich weiß, daß du es nicht hören willst, aber der beste Plan wäre wirklich, endlich zu akzeptieren, daß es nichts gibt, was du tun kannst. Wie Canning schon sagte, mußte lan sich des Risikos bewußt gewesen sein, als er nach Buchara ging. Es ist bei jedem Europäer, der das Land besucht, schon fraglich, ob er es überlebt, und ich glaube kaum, daß ein Offizier, der mit einer Bitte der britischen Regierung kommt, dort willkommen geheißen wird, egal, wie diplomatisch er sich auch gibt.«
    Sie öffnete den Mund, besann sich dann aber und schwieg. Nach einem langen Moment des Nachdenkens meinte sie schließlich:
    »Weißt du, ich war so in meinen Gedanken verstrickt, daß ich ganz vergessen hatte, daß du mit Lieutenant Burnes vor ein paar Jahren in Buchara gewesen bist. Ich frage mich, warum du keinen Bericht darüber veröffentlicht hast wie bei deinen anderen Reisen.«
    »Alex Burnes war der Anführer dieses Expedition, und in seinem Buch stand alles, was wichtig war. Im übrigen war ich in dieser Zeit mehr daran interessiert, die Sahara zu durchqueren, als nach Hause zu fahren und zu schreiben.« ROSS suchte ihren Blick und setzte dann langsam, jedes Wort
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