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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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Gesicht musterte und erkannte, daß ihre frühere Unentschlossenheit durch die eiserne Entschlußkraft, die ihre wunderbare Tochter charakterisierte, ersetzt worden war. »Ist lan etwas zugestoßen?«
    »Ich muß es leider annehmen. Er hatte ja stets das größte Talent, in Schwierigkeiten zu geraten, mit Ausnahme von Juliet vielleicht.
    Sie mit ihren Brüdern herumstromern zu lassen, war der größte Fehler, den ich in meinem Leben begangen habe.« Jean Cameron versuchte ein Lächeln, doch es mißlang kläglich. »Wie du ja weißt, Ross, war lan in Indien stationiert. Anfang letzten Jahres wurde
    er nach Buchara geschickt, um dort um die Freilassung der russischen Gefangenen zu bitten, die dort festgehalten wurden.
    Der Gedanke war, jeden Grund für Provokation zu beseitigen, der Rußland eine Ausrede bieten konnte, in das Khanat einzudringen.
    Schließlich möchte England, daß Buchara unabhängig bleibt. Nun, der Emir lehnte nicht nur dieses Ersuchen ab, sondern nahm lan auch gleich gefangen.« Sie warf dem Botschafter einen beißenden Blick zu. »Und die Regierung, die meinen Sohn dorthin geschickt hat, läßt ihn nun im Stich.«
    Canning seufzte kummervoll. »Wenn wir irgend etwas tun könnten, dann würden wir es gewiß tun. Aber Sie müssen akzeptieren, daß es zu spät ist, Lady Cameron. Der Emir von Buchara ist gefährlich und unberechenbar, und er verabscheut Europäer. Ihr Sohn war ein tapferer Mann. Er wußte, auf welches Risiko er sich einließ, als er dorthin ging.« Die Worte klangen wie die Inschrift auf einem Grabstein.
    Lady Cameron öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, als noch mehr Besucher angekündigt wurden, diesmal eine Gruppe reichgekleideter osmanischer Beamter. Nach einem kurzen Blick auf die Neuankömmlinge sagte Canning zu ROSS: »Leider muß ich mich jetzt um meine neuen Gäste kümmern, aber wenn Sie und Lady Cameron noch etwas zu besprechen haben, dann können Sie gerne den Raum schräg gegenüber des Flurs benutzen.«
    Lady Cameron warf ihm einen flehenden Blick zu. »Ja, ROSS, wir müssen reden.«
    Als ROSS seiner Schwiegermutter in das kleine Empfangszimmer folgte, das Canning ihnen zugewiesen hatte, prophezeite ihm eine schwache, aber verläßliche Stimme in seinem Hinterkopf, daß Ärger im Anmarsch war.
    Sobald die Tür geschlossen war, begann Lady Cameron rastlos hin- und herzulaufen. »Es ist wirklich eine Erleichterung, ein freundliches Gesicht zu sehen«, platzte sie heraus.
    »Canning und seine Leute sind höflich, aber sie alle behandeln mich wie eine dumme, unausgeglichene Frau, die sich nicht mit den Tatsachen abfinden will. Sie zucken zusammen, sobald ich auftauche.«
    »Es bereitet ihnen Unbehagen zu wissen, wie hilflos sie sind«, gab ROSS ruhig zurück. »Canning scheint zu glauben, daß lans Tod absolut sicher ist.«
    »Aber mein Sohn ist nicht tot! Ich würde es spüren, wenn er nicht mehr lebte!« Sie warf ROSS einen verlorenen Blick zu. »Das ist ein mütterlicher Instinkt, verstehst du? Auch wenn ich Juliet furchtbar vermisse, so mache ich mir über sie doch keine Sorgen, denn ich weiß, daß es ihr gutgeht, zumindest körperlich. lan geht es nicht gut, aber er ist nicht tot… und da bin ich mir absolut sicher!«
    ROSS zögerte einen Moment, bevor er behutsam antwortete:
    »Wenn man bedenkt, wie in diesem Teil der Welt Gefangene behandelt werden, könnte lan Glück gehabt haben, wenn er schnell getötet worden ist.«
    Sie warf ihm einen funkelnden Blick zu. »Du hast gut reden.
    Kümmert es dich überhaupt, ob lan tot oder lebendig ist?«
    »Heute habe ich erfahren, daß mein eigener Bruder gestorben ist.«
    ROSS schloß kurz die Augen und dachte an seinen ungezähmten rothaarigen Schwager. lan war knapp ein Jahr älter als Juliet und genauso überschwenglich und voller Leben wie seine Schwester.
    »Ich bedaure den Verlust meines eigenen Bruders nicht halb so sehr, wie ich lans bedauern würde«, gestand er heiser.
    Seine ruhige Bemerkung riß Lady Cameron unsanft aus ihrem Zorn. Sie fuhr sich mit einer müden Geste über die Stirn und sagte: »Stimmt, Sir Stratford hat eben angedeutet, du habest heute wirklich Pech. Es tut mir leid, ROSS, ich wollte dich nicht treffen.«
    Da sie mit den Familienver-
    hältnissen der Carlisles vertraut war, erkundigte sie sich nun: »Hat Kilburn es noch geschafft, einen Sohn in die Welt zu setzen?«
    Als ROSS den Kopf schüttelte, verengten sich ihre Augen nachdenklich. »Also wirst du ein Duke werden. Dann sollte ich dich
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