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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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Jahren diese unglückliche Ehe eingegangen war. Solange Juliet lebte, konnte er keinen Erben zeugen, der den Namen der Carlisle weitertragen würde. Doch trotz dieser Tatsache konnte er ihren Tod nicht herbeiwünschen, auch wenn er dann eine zweite Frau heiraten und seine freudlose Pflicht erfüllen konnte. Es war wirklich bedauerlich, daß sein älterer Bruder nur Mädchen gezeugt hatte.
    ROSS hatte seine Frau enttäuscht, und er hatte seine Familie enttäuscht. Vielleicht, dachte er müde, würde er tatsächlich ein wenig Absolution finden, wenn er das tat, was Jean Cameron von ihm verlangte. Es gab nur zwei wirkliche Gründe, die ihn zurückhielten. Wenn er zu Tode kam, würde es hart für seine Eltern sein. Und wenn sein Vater starb, während er in Buchara war, dann würde es hart für ihn werden. Aber schließlich war er inzwischen ein Experte für Schuldgefühle.
    Er wandte sich wieder um und lehnte sich an den Fensterrahmen.
    »Du bist eine skrupellose Frau, Jean«, sagte er resigniert. »Du weißt, daß ich kaum ablehnen kann, wenn du mich auf diese Art bittest.«
    Einen Augenblick schloß sie die Augen, um die Tränen der Erleichterung zurückzuhalten. »Ich weiß es, und es schmeichelt meiner Ehre nicht, daß ich nach jedem Mittel greife, das sich mir bietet«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Aber ich würde dich nicht darum bitten, wenn ich glaubte, es kostete dich das Leben.«
    »Ich wünschte, ich könnte deinen Optimismus teilen«, entgegnete er trocken. »Ich hatte Glück, einmal nach Buchara zu reisen und lebendig zurückzukehren. Ein zweites Mal dorthin zu gehen, fordert das Schicksal entschieden heraus.«

    »Du wirst sicher zurückkehren«, erklärte sie, wobei sie sich weigerte, ihre Hoffnung durch seine Worte vermindern zu lassen.
    »Und nicht nur das. Ich habe das seltsame Gefühl, daß diese Mission nicht nur lan, sondern auch dir selbst vieles nützen wird.«
    Er hob ironisch eine Augenbraue. »Wenn ich dich daran erinnern darf, war es auch so ein Gefühl, das dir sagte, Ju-liet und ich wären füreinander bestimmt, während der Rest der Welt starke Zweifel daran hegte. Wenn du deine Erlaubnis nicht gegeben hättest, hätten wir nicht heiraten können, und uns allen wäre ein großer Teil des Kummers erspart geblieben. Ich will dir nicht die Schuld dafür geben, daß du unterstützt hast, was Juliet und ich beide wünschten, aber verzeih mir, wenn ich nicht unbedingt von der Verläßlichkeit deiner mütterlichen Instinkte überzeugt bin.«
    Sie löste ihren Blick von seinem. »Ich verstehe immer noch nicht, was schiefgelaufen ist«, murmelte sie kleinlaut. »Du und Juliet erschient so richtig füreinander. Und tief in meinem Herzen glaube ich auch jetzt noch nicht, daß ihr mit eurer Ehe einen Fehler begangen habt.«
    »Gott schütze uns vor Geistern, Unholden, spinnenbei-nigen Geschöpfen, die uns in der Nacht plagen, und vor berechnenden schottischen Müttern mit einer fehlerhaften Intuition«, sagte ROSS, indem er das alte schottische Gebet ironisch verdrehte. Sein Tonfall blieb jedoch herzlich. Wenn er ein Kind gehabt hätte, wäre er vermutlich genauso skrupellos, wenn es darum ging, es zu beschützen. Er kam auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich schwöre, ich werde mein Bestes tun, um herauszufinden, was mit lan geschehen ist. Und wenn es möglich ist, bringe ich ihn nach Hause zurück.«
    Daß er wahrscheinlich schon froh sein konnte, wenn er lans Knochen nach England bringen konnte, schluckte er hinunter.
Kapitel 2
NORDOSTEN PERSIENS
    April, 1841
    ROSS NAHM DEN Wasserschlauch, der hinter seinem Sattel befestigt war, und trank einen winzigen Schluck, gerade genug, um den Staub in seinem Mund fortzuspülen, dann ließ er ihn wieder nach hinten fallen. Das Hochplateau des nordöstlichen Persiens war kalt, trocken und öde, obwohl es im Vergleich zu der Karakum-Wüste, die er morgen erreichen würde, noch ein wahres Paradies war.
    Trotz seines schnellen Tempos waren über drei Monate vergangen, seit Jean Cameron ihn überredet hatte, nach Buchara zu reisen. Er hatte zwei nervenaufreibende Wochen in Konstantinopel verbracht, um die Reise vorzubereiten. Zwar war er mit allem ausgerüstet - vom Kompaß und Fernglas bis zu Geschenken, wie die arabische Übersetzung von Robinson Crusoe
    -, und es war auch kein Problem gewesen, die nötigen Reisedokumente und Pässe zu bekommen. Die Schwierigkeit hatte vielmehr darin gelegen, Empfehlungsschreiben von einflußreichen
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