Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Osmanen zu erhalten. Einzig der Botschafter war sehr hilfsbereit gewesen, obwohl er von ROSS’ Mission überhaupt nichts hielt.
    Ohne ihn hätte er die Schreiben nie zusammenbekommen, die er vorsorglich in seinen Mantel eingenäht hatte.
    ROSS besaß Briefe von dem Sultan des Osmanischen Reiches und dem reis effendi, der Staatsminister für Auslandsangelegenheiten war. Noch wertvoller aber war sicherlich die Empfehlung von Scheich Islam, der der höchste moslemische Mullah in Konstantinopel war. Die Schreiben waren an eine Vielzahl einflußreicher Männer gerichtet, den Emir und die Mullahs von Buchara eingeschlossen. ROSS besaß genug Erfahrung in diesem Teil der Welt, um genau zu wissen, daß solche Briefe lebens-rettend sein konnten, dennoch war er ungeduldig geworden, weil es so lange gedauert hatte, bis sie ihm ausgehändigt worden waren.
    Dann hatte er endlich mit dem Dampfer über das Schwarze Meer nach Trapizunt abreisen können. Von dort war er über Land weitergezogen, hatte jedoch fast drei Wochen bei Erzurum wegen Schneestürmen festgesessen. Der einzige Lichtblick war eine Gruppe von usbekischen Händlern gewesen, die sich unter den anderen gestrandeten Reisenden befand. ROSS hatte die Zwangsverzögerung genutzt, um sein Usbekisch aufzubessern, welches die Amtssprache von Buchara war.
    Nachdem der Schnee genügend geschmolzen war, um die Reise wieder aufzunehmen, waren weitere drei Wochen verstrichen, bis er endlich Teheran erreichte, wo er die britische Botschaft aufsuchte und die Situation mit dem Botschafter, Sir John McNeill, besprach. McNeill hatte genug Gerüchte gehört, um überzeugt zu sein, daß lan Cameron tot war, aber er kannte ebenso eine Geschichte über einen Beamten aus Buchara, der angeblich exekutiert worden war und dann fünf Jahre später plötzlich im Gefängnis des Emirs auftauchte. Die einzige Schlußfolgerung, die ROSS daraus ziehen konnte, war, daß er die Wahrheit niemals erfahren würde, wenn er sich nicht selber bis Buchara vorwagte.
    Nachdem er weitere Briefe vom Schah und seinem Premierminister erhalten hatte, hatte ROSS zwei Perser, Murad und Alladah, als Führer und Diener angeheuert. Sie hatten die knapp sechshundert Meilen von Teheran bis Meshed ohne große Zwischenfälle bewältigt. Als Ferengi erregte ROSS überall beträchtliches Aufsehen, aber daran war er gewöhnt. Das Wort
    »Ferengi« ging auf die Kreuzzüge zurück und war ursprünglich bloß die arabische Bezeichnung für Franken gewesen, war aber im Laufe der Zeit auf alle Europäer übertragen worden. In all den Jahren seiner Reisen war ROSS schon mit allen möglichen Be-tonungen - von Neugier bis Verachtung - »Ferengi« genannt worden.
    Nun fehlten nur noch fünfhundert Meilen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Die restliche Strecke sollte er in einem Monat zurücklegen können, es handelte sich jedoch um den gefährlichsten Teil der Reise, denn sie mußten die Karakum durchqueren, die Schwarze Wüste - ein Ödland mit wenigen Wasserstellen und vielen räuberischen turkmenischen Nomaden.
    Während ROSS ein wachsames Auge auf die hellen, zerklüfteten Berge ringsherum warf, zügelte Alladah sein Pferd, um an seiner Seite zu reiten. »Wir hätten in Meshed auf eine Karawane warten sollen, Kilburn«, sagte er mit düsterem Unterton. »Drei Männer, die allein reiten, bieten eine lohnende Zielscheibe. Diese Räuber, die turkmenischen Banditen, werden uns erwischen.« Er spuckte verächtlich aus. »Das sind Menschenhändler, ein Schandfleck für den Glauben. Sie werden Murad und mich in Buchara als Sklaven verkaufen. Dich werden sie vielleicht sogar töten, denn du bist ein Ferengi.«
    ROSS unterdrückte ein Seufzen. Sie hatten schon ein dutzendmal über dieses Thema gesprochen, seit sie Meshed verlassen hatten.
    »Wir werden bei Sarakhs auf die Karawane stoßen, wenn nicht schon früher. Und wenn uns Räuber verfolgen, dann galoppieren wir ihnen einfach davon. Habe ich euch nicht in Teheran die besten Pferde besorgt?«
    Alladah musterte die Tiere und gab fast widerwillig zu: »Es sind prächtige Pferde, das stimmt schon. Aber die Turkmenen werden im Sattel geboren. Sie kennen keine Ehre, ihr Lebenszweck ist Plündern und Rauben. Wir können ihnen nicht davongaloppieren.«
    Wie gewöhnlich beendete ROSS das Gespräch mit den Worten:
    »Vielleicht bekommen wir sie gar nicht zu Gesicht. Wenn doch, fliehen wir. Und wenn es geschrieben steht, daß wir als Sklaven gefangengenommen werden, so soll es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher