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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak
Autoren: Michael Szameit
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    1. Die Begegnung
     
    Einem riesigen Rochen gleich durchpflügt die Agamemnon , ein Aufklärer der Manta -Klasse , den Raum im System der Sonne Zaurak . Der flache, für den atmosphärischen Gleitflug besonders geeignete Rumpf läuft zum Bug hin in zwei stromlinienförmigen Fortsätzen aus, die die beiden Antipla s mawerfer in sich bergen, mächtige Waffen, deren Gewalt nur die Schwerkraft überlegen ist. Die rötlich schimmernde Haut des Kosmosriesen weist einige stumpfe Stellen auf – Treffer von Partikelströmen, die das Tachyonenradar aufgrund der minimalen Dichte nicht erfaßt und die trotzdem Spuren hinterlassen.
    Vier Jahre Flug liegen hinter der zweiköpfigen Besatzung. Achtundvierzig Monate harter Arbeit. Erkunden, Vermessen, Kartographieren, Analysen, Protokolle, Prognosen – Routine, notwendige und unschätzbare Pionierarbeit. Nicht ein einziges Mal durften Krassnick und Goran den Fuß auf einen fremden Himmelskörper setzen. Kundschafterlos.
    Die Detailerkundung ist Aufgabe der automatischen Helfer, skurriler Maschinen auf Rädern und Raupenketten, der Schreitroboter mit sechs Gliederbeinen und der fliegenden Analysatoren, deren empfindlichen Sensoren nicht die gering s te Kleinigkeit entgeht. Erst wenn diese Geräte eine grobe Übersicht über das zu erforschende Terrain gestatten, darf der Mensch den Planeten betreten und Besitz von ihm ergreifen. Aber das ist nicht die Aufgabe des Vortrupps. Das werden andere tun, besser ausgerüstet, mit Spezialkenntnissen.
    Krassnick und Goran sind nur Pfadfinder, die den Weg markieren und Schneisen in den kosmischen Dschungel schlagen. Deshalb müssen sie auch die unendliche Zweisa m keit ertragen, die oft nichts weiter ist als eine doppelte Einsa m keit. Das Raumschiff ist vollgestopft mit elektronischen Hirnen, die in den verschiedensten Hüllen stecken, bestückt mit Manipul a toren, Werkzeugen, Sensoren – da ist wenig Platz für Me n schen…
    Noch einmal läßt sich Krassnick vom Zentralcomputer den Text des Primärrapports auf den kleinen Kontrollschirm geben. Er hat in den vier Jahren fast zwölf Kilogramm zugenommen, trotz des täglichen Konditionstrainings, und unter dem braunen Leder seiner abgeschabten Kombination spannt sich ein kugeliges Bäuchlein – das Gegengewicht zum speckigen Doppelkinn, auf dem der kahle Schädel ruht.
    Jeden Tag mustert Krassnick seine Proportionen mit verkni f fenem Gesicht und murmelt entrüstet: „Dabei esse ich weniger als der Hänfling Goran…“ Worauf Goran gewissenhaft täglich dasselbe entgegnet: „Das stimmt, du ißt nicht einmal die Hälfte, die andere frißt du nämlich – und dann noch mal das gleiche von vorn.“ Das ist eins ihrer Rituale. Überhaupt besteht der Erkunderalltag zur Hälfte aus Ritualen. Das ist normal, und dieser tägliche Dialog entbehrt jeder Bosheit.
    Aufmerksam studiert Krassnick den Bericht, den sie der Basis übermitteln müssen. Goran, der an der blaßblau leuc h tenden Kugel des Astrogoniums steht und Feinkorrekturen in der Kursprogrammierung vornimmt, hat die indirekte Beleuc h tung der Kommandozentrale so weit gedämpft, daß die Punkte der Sterne und die Linien des Koordinatensystems leuchtend hervortreten. Seine hagere Gestalt verdeckt das Astrogonium, so daß Krassnick nicht sehen kann, was dem Navigationssy s tem eingegeben wird.
    Goran ist Navigator ersten Grades, und er trägt die goldenen Litzen auf den Ärmeln seiner Kombination, was nicht üblich ist. Vor Krassnick redet er sich damit heraus, er habe sie aufgenäht, als er gerade das Patent in der Tasche gehabt habe, jugendliche Eitelkeit sei das Motiv gewesen. Und jetzt könne er sie nicht mehr abtrennen, weil sie dunkle Streifen auf dem ausgeblich e nen Leder hinterlassen würden. Na, und das sähe ja aus wie eine Degradierung…
    Er ist sehr groß und hat einen krummen Rücken. Der Grund für diesen Haltungsfehler sind seine zwei Meter Länge. Raumschiffe werden so rationell wie möglich eingerichtet, die Konstrukteure geizen mit jedem Zentimeter. Da müssen sich überdurchschnittlich lang geratene Raumflieger eben in ewig gebückter Haltung durch den Kosmosalltag bewegen.
    Krassnick drückt die Stopptaste, und der Text, der eben noch über den Bildschirm lief, bleibt im Ausschnitt stehen, „…gibt es auf dem Dritten des Systems Zaurak kein hochorganisiertes Leben. An bedeutenden Bodenschätzen wurden festgestellt: reiche Uranlager verschiedener Qualitäten, Antimon, Chrom…“
    „Das geht nicht“, brummt der
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