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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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holte tief Atem, riß sich zusammen und zwang sich, an die Aufgaben zu denken, die ihrem Leben Sinn gaben. Die erste Überlebensregel, die sie gelernt hatte, lautete: Nichts kann die Vergangenheit ändern!
    Eine kurzen Moment berührte sie den Anhänger unter ihrem Kleid. Dann wandte sie dem Fenster und dem dunkler werdenden Himmel den Rücken zu. Sie hatte ihr Bett gemacht, nun mußte sie auch darin liegen. Allein.
Kapitel l
LONDON
    August, 1840
    LORD ROSS CARLISLE nippte an seinem Drink, während er wehmütig das verliebte Paar beobachtete, und er dachte darüber nach, daß dies ausreichte, um einen Mann in die entlegensten Ecken der Welt zu jagen. Und genau dort würde ROSS hingehen, ans Ende dieser Welt. Daß die beiden Liebenden seine besten Freunde waren, machte es ihm nicht leichter.
    Sein Blick glitt durch das komfortable, hell erleuchtete Wohnzimmer, wo sie sich gerade ihren Verdauungsdrink genehmigten: Brandy für die beiden Herren und Limonade für Lady Sara, die im dritten Monat schwanger war. Die Freunde hatten viele ähnliche Abende zusammen verbracht, und ROSS
    wußte, daß er die anregenden Gespräche und diese Nähe vermissen würde.
    ROSS’ Gastgeber erinnerte sich schließlich wieder an seine Erziehung, löste sich aus der Umarmung mit seiner Frau und hob die Karaffe. »Noch einen Schluck Brandy, ROSS?«
    »Ein wenig, gerne. Nicht zu viel, sonst bin ich für die Fahrt morgen nicht klar genug.«
    Mikhal Connery goß etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in beide Kristallgläser. Während er seines hob, toastete er: »Auf daß du eine aufregende und erfolgreiche Reise hast.«
    Seine Frau Sara hob ihr Glas ebenfalls und fügte hinzu: »Und auf daß du nach all der Aufregung sicher nach Hause zurückkommst.«
    »Auf diese beiden Wünsche trinke ich mit Vergnügen.« ROSS warf Sara einen innigen Blick zu und dachte, wie gut ihr die Ehe bekam. Sie war seine Cousine, und beide besaßen die ungewöhnliche Farbkombination aus braunen Augen und glänzendem goldenem Haar, doch Sara strahlte eine innere Gelassenheit aus, die ROSS niemals kennengelernt hatte. Viele Jahre lang hatte er seinen zweifelhaften Frieden darin gefunden, daß er durch die Welt gereist war und sich Herausforderungen gestellt hatte, die seinen ganzen Verstand und seine ganze Kraft erforderten.
    »Mach dir keine Sorgen, Sara. Das Morgenland ist weitaus weniger gefährlich als die vielen anderen Länder, in denen ich schon gewesen bin. Und ganz bestimmt ist es sicherer als die rauhen Berge, in denen ich deinen seltsamen Ehemann kennengelernt habe.«
    Mikhal trank sein Glas leer und stellte es dann ab. »Vielleicht wäre es mal an der Zeit, das rastlose Wandern aufzugeben und dich zur Ruhe zu setzen, ROSS«, meinte er mit trägem Blick, der die Belustigung in seinen tiefgrünen Augen verbergen sollte. Er legte seine Hand über Saras. »Eine Frau ist weit aufregender als eine Wüste oder eine Ruinenstadt.«
    ROSS lächelte. »Es gibt nichts Schlimmeres als Konvertierte. Als du vor anderthalb Jahren nach England kamst, hättest du bei dem Gedanken an Ehe laut gelacht.«
    »Aber jetzt bin ich viel klüger geworden.« Mikhal legte einen Arm um seine Frau und zog sie an sich. »Es gibt natürlich nur eine Sara, aber irgendwo in England solltest auch du auf eine passende Braut stoßen.«
    Vielleicht lag es am Brandy, vielleicht war es auch die reine Lust zu provozieren, die ROSS nun antworten ließ:
    »Da hast du zweifellos recht, aber das nützt mir überhaupt nichts.
    Oder habe ich zu erwähnen vergessen, daß ich bereits eine Frau habe?« Ausgesprochen zufrieden erkannte er, daß er es tatsächlich geschafft hatte, seinen Freund zu überraschen.
    »Du weißt verdammt gut, daß du so etwas niemals erwähnt hast«, entgegnete Mikhal, und seine schwarzen Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann blickte er fragend seine Frau an.
    Sara nickte. »Es stimmt wirklich, Lieber. Tatsächlich war ich sogar Brautjungfer bei der Hochzeit.« Sie wandte sich an ihren Cousin: »Es ist gut ein Dutzend Jahre her, nicht wahr, ROSS?«
    »Faszinierend.« Mikhal betrachtete plötzlich die Vergangenheit aus einer anderen Perspektive, und da es ihm absolut an der höflichen britischen Zurückhaltung mangelte, erklärte er nun mit lebhaftem Interesse: »Du hältst deine Frau aber wahrhaftig gut versteckt. Was ist das für eine abenteuerliche Geschichte, oder bin ich zu indiskret?«

    »Du bist zu indiskret, Lieber«, antwortete Sara und funkelte ihn bedeutungsvoll
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