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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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In den eigenen vier Wänden öffnete ich zunächst die beiden Fenster im Wohnraum. Ich wollte ein wenig frische Luft hereinlassen, auch wenn das leicht übertrieben war. Die Sonne hatte es an diesem Tag gut gemeint und in London nicht nur für Wärme, sondern auch für Schwüle gesorgt, und das passte mir nicht. Da klebten die Klamotten nur so am Körper.
    Auch gegen Abend war es nicht kühler geworden, doch ich hatte zumindest das Gefühl, dass es so gewesen war. Ich trank einen großen Schluck Wasser und nahm mir dann die Karte vor.
    Ich ließ mich in einen Sessel fallen, streckte die Beine weit von mir – und musste lächeln, als ich die Vorderseite genauer in Augenschein nahm. Sie zeigte ein weltbekanntes Motiv.
    Der schottische Loch Ness von oben fotografiert. Über die Karte hinweg schob sich der Schatten des drachenähnlichen Ungeheuers, das angeblich in den Tiefen des Sees leben sollte und von vielen Menschen liebevoll Nessie genannt wurde.
    Aha, da war mal wieder jemand aus meinem Bekanntenkreis dorthin gefahren, um Nessie zu suchen, wie es schon unzählige Besucher vor ihm getan hatten und es zahlreiche andere immer wieder tun würden. Nessie war und blieb ein Touristenmagnet.
    Ich drehte die Karte um, um den Text zu lesen. Wirklich, die Schrift war mir unbekannt. Ich las die normalen Grüße, die sehr kurz gehalten waren. Aber darunter stand noch etwas, und dieser Text war umrandet.
    Ich sprach ihn leise aus. »Es wäre besser, wenn du so schnell wie möglich kommen könntest. Liebe Grüße, Maxine und Carlotta.« Unter dem Text war noch eine Handynummer angegeben.
    Jetzt war ich platt, ließ die Karte sinken und schüttelte zunächst mal den Kopf. Natürlich kannte ich die beiden, die nur mit ihrem Vornamen unterschrieben hatten.
    Maxine Wells, Tierärztin und zugleich Ersatzmutter für Carlotta, das Vogelmädchen.
    Sie hatten mir die Karte geschickt, die nicht nur ein schlichter Urlaubsgruß war. Der letzte Satz gab mir schon zu denken. Er war sicherlich nicht zum Spaß dahingeschrieben worden, aber so brandeilig schien es auch nicht zu sein, sonst hätte mich die Tierärztin angerufen. Ich ging zunächst davon aus, dass sie und Carlotta am Loch Ness Urlaub machten, obwohl sie nicht weit davon entfernt lebten, nämlich in Dundee. Was die beiden dorthin getrieben hatte, wusste ich auch nicht.
    Maxine Wells, Carlotta und ich hatten schon einige Fälle erlebt und durchlitten. Ich kannte die beiden gut, und ich wusste, dass sie keine Sprüche machten. Wenn sie mich baten, zu ihnen zu kommen, dann rechnete ich nicht damit, dass sie einfach nur Spaß gemacht hatten. Dahinter musste schon mehr stecken.
    Anrufen oder nicht?
    Ich entschied mich für den Anruf und hatte das Gefühl, dass damit die Harmlosigkeit vorbei war...
    ***
    Die Landschaft, die Weite, der Himmel, der Überblick, der warme Wind, das alles passte perfekt zusammen und wurde von zwei Augen aufgenommen, die vor Freude strahlten.
    Carlotta, das Vogelmädchen, war unterwegs!
    Nicht zu Fuß, nicht mit dem Bike, sondern so, wie sie es am liebsten mochte. In der Luft. Fliegen. Dieses berauschende Gefühl genießen, sich von allem entfernt zu haben und von oben herab die Welt einfach nur genießen zu können.
    Noch immer kam es Carlotta wie ein Wunder vor, dass sie überhaupt fliegen konnte. Sie war durch eine Genmanipulation zu dieser Zwittergestalt geworden. Sie hatte damals aus der Umgebung eines verbrecherischen Wissenschaftlers fliehen können und hatte dann das große Glück gehabt, Maxine Wells, der Tierärztin, zu begegnen, die sich ihrer angenommen hatte und bei der sie nun lebte.
    Es war eine wunderbare Zeit, auch wenn sie sich nicht so bewegen konnte wie ein normaler junger Mensch. Wen Maxine bei sich aufgenommen hatte, das wussten nur wenige. Zwar war Carlotta bekannt, aber die Leute wussten nicht, wer sie in Wirklichkeit war, denn ihre Flügel hielt sie verborgen. Wenn sie sie ausfuhr, dann hätte man sie auch mit einem Engel verwechseln können, der die himmlischen Sphären verlassen hatte und sich durch die normale Welt bewegte.
    Urlaub am Loch Ness!
    Dieser Gedanke hatte Carlotta nicht losgelassen, seit sie über den lang gestreckten, tiefen See und seinen angeblichen Bewohner etwas gelesen hatte. Sie hatte mit Maxine darüber gesprochen und sie so lange genervt, bis die Tierärztin zugestimmt hatte. So hatten sie sich dann in ihren Geländewagen gesetzt und waren in Richtung Nordwest gefahren, hinein in die Einsamkeit Schottlands.
    Da
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