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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum
Autoren: Teresa Medeiros
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können es mir ruhig sagen. Ich verspreche Ihnen, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Beurteilung Ihrer diesjährigen Leistungsbilanz haben wird.«
    Sie war größer als erwartet, größer als jede andere Frau. Aber mehr als ihre Größe beunruhigte ihn ihre erstaunliche Verwegenheit. Seit er alt genug war, ein Schwert zu halten, hatte er niemals einen Menschen angetroffen, der sich nicht schon bei seinem Anblick fürchtete.
    Die Sonne schlug ihm wie ein Hammer auf den Kopf, und er knirschte mit den Zähnen, als ihn eine neue Woge Schmerzen traf. »Ihr dürft mich George nennen, wenn es Euch gefällt, Mylady«, sagte er. »Obwohl das nicht mein Name ist!«
    Als sie sich ihm näherte, scheute das Pferd vor ihr zurück. »Soll ich Sie dann vielleicht lieber Prinz nennen? Oder reicht einfach Schatz? Und wie soll ich für Sie heißen? Guenevere vielleicht?« Sie fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar und klimperte mit ihren sandfarbenen Wimpern. »Falls Ihnen nicht Rapunzel besser gefällt?«
    Seine Ohren brannten, auch wenn er ihre Worte nicht verstand. Er hätte eine ganze Reihe von Namen für das Weib parat - keiner von ihnen allzu schmeichelhaft.
    Als plötzlich eine kleine schwarze Katze aus dem Nichts hinter ihr auftauchte, musste er die Zügel seines Hengstes fester packen, damit er weder Frau noch Tier zertrampelte. Jedes nervöse Scharren seines Pferdes brachte ihm eine Welle neuer Schmerzen ein.
    Sie betrachtete seine Lederhandschuhe und sein rostiges Kettenhemd mit unverhohlener Geringschätzung. »Und wo ist Eure schimmernde Rüstung, lieber Lancelot? Wird sie gerade
von einem der Dienstmädchen in Eurer Eigentumswohnung auf Hochglanz poliert oder habt Ihr sie in die Reinigung geschickt?«
    Jetzt trat sie hinter sein Pferd. Sicher, um ihm besser den Dolch zwischen die Rippen stoßen zu können, dachte er grimmig, widerstand mühsam dem Drang, seine Schulter zu umklammern und wendete sein Pferd. Bereits bei dieser einfachen Bewegung klingelte es in seinen Ohren und ihm wurde schwindelig.
    »Hört auf, ständig um mich herumzulaufen, Frau!«, bellte er sie an. »Sonst …« Er zögerte, da ihm keine Drohung einfiel, mit der sich diese ständig plappernde Hexe zum Verstummen bringen ließ.
    Zwar fuhr sie zusammen, aber ihr Erschrecken wurde bald durch Trotz ersetzt. »Oder was?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn böse an. »Schleppt Ihr mich dann vielleicht auf Eure Burg, um mich zu vergewaltigen? Oder trennt mir meinen Kopf vom Rumpf?« Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Wie kann Mama nur glauben, dass mir ein solcher chauvinistischer Schwachsinn gefällt? Warum hat sie nicht stattdessen einfach einen Strauchdieb angeheuert, der mich bewusstlos schlägt und mir die Handtasche klaut?«
    Sie wandte sich zum Gehen, und ohne auf das warnende Pochen seiner Muskeln zu achten, wendete er abermals sein Pferd und versperrte ihr den Weg. Als sie einen Schritt zur Seite machte, hob er voller Zorn sein Schwert, schob den Stoff ihrer Tunika zur Seite und richtete die Spitze seiner Waffe auf ihre linke Brust. Entsetzt riss sie die Augen auf und stolperte ein Stück zurück; doch er folgte ihr auf seinem Hengst, bis sie mit dem Rücken vor einer breiten Eiche stand.

    Als sie ihn anblickte, hätte er um ein Haar geschworen, dass er das Donnern ihres Herzens unter der gefährlichen Liebkosung der Klinge seines Schwerts vernahm.
    Ihre Augen drückten sowohl Furcht als auch Zweifel aus, als sie leise sagte: »Das ist nicht mehr lustig, Mr. Ruggles. Ich hoffe, Sie haben gute Karten - denn die werden Sie ganz sicher brauchen, wenn mein Vater von diesem Zwischenfall erfährt.«
    Als sie zitternd nach der Klinge griff, rief sie, wenn auch widerstrebende, Bewunderung in ihrem Gegenspieler wach. Doch dann riss sie ihre Hand zurück und ihre Finger waren voller Blut.
    Zunächst dachte er schon, er hätte sie in seiner Unbeholfenheit verletzt. Bei dem Gedanken empfand er eine wenn auch alte, so doch vehemente Scham. Er hatte sich so sehr bemüht, nie einer Frau ein Leid zu tun - seit seinem Schwur, keine Herzen mehr zu brechen.
    Statt zu schreien oder zu schwanken starrte sie mit großen Augen reglos auf ihre Finger. »Fühlt sich gar nicht an wie Ketchup«, drangen ihre seltsamen Worte an sein Ohr, ehe sie an ihren Fingerspitzen schnupperte. »Und riecht auch nicht wie Hustensaft.«
    Sie blickte an sich herab. Ein dünner Faden roten Bluts bestätigte seine Befürchtungen.
    Doch als er ihre
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