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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum
Autoren: Teresa Medeiros
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war, sie an den Mann zu bringen, würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis irgendein Ochse auf einem Schimmel zwischen den Bäumen hervorgeschossen käme.
    Sie runzelte die Stirn. Bildete sie es sich nur ein oder war der Gesang der Vögel tatsächlich mit einem Mal verstummt? Gespannte Stille hatte sich auf die Wiese gesenkt. Selbst Lucy kauerte furchtsam im Gras; die Sonne verschwand hinter einer Wolke und sandte über Tabithas Rücken einen seltsamen Schauder - halb Furcht, halb Erwartungen weckend.
    Mit geneigtem Kopf lauschte sie angestrengt. Statt munteren Hufeklapperns jedoch nahm sie ein leises Brüllen, ähnlich entferntem Donner, wahr.
    Die Erde unter ihren Füßen bebte und das Brüllen wurde lauter, sodass Tabitha, von primitiver Angst befallen, ein paar Schritte rückwärts tat. Am liebsten wäre sie geflohen, doch gab es nirgends ein Versteck. Außerdem waren ihre Streifenhörnchenpantoffeln nicht für das unebene Terrain geeignet, sodass sie stolperte und unsanft auf den Rücken fiel, als ein schnaubendes schwarzes Monster aus dem Wald herandonnerte.
    Ehe sich der Schrei ihrer Kehle entrang, bäumte sich auch
schon das Untier vor ihr auf, blähte seine Nüstern und fuhr mit seinen todbringenden Beinen durch die Luft. Tabitha kniff die Augen zu und wartete auf ihren Tod.
    Plötzlich hielt ihr jemand eine Klinge an den Hals. Sie öffnete die Augen wieder und blickte über ein schimmerndes Schwert, einen Lederhandschuh und einen breiten Rumpf hinauf in ein von einer wirren, schwarzen Mähne umrahmtes Gesicht und goldene Augen - gnadenlos und gierig, als ob ein Tiger seine Beute reglos musterte.
    Dies war kein Prinz, erkannte sie verwirrt, sondern eine gefährlichere Bestie als das alptraumhafte Wesen, das er ritt.
    Mühsam schluckte sie um den Kloß in ihrem Hals herum und krächzte schüchtern: »Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber Sie haben nicht zufällig irgendwo meine Mutter gesehen?«

4
    Er dachte, das Geschöpf sei weiblich, doch sicher konnte er nicht sein. Jeder eindeutige Hinweis auf das Geschlecht dieses Wesens entzog sich seinem Blick unter einer formlosen Tunika und schlabbrigen Hose. Das Etwas starrte ihn blinzelnd an, und seine grauen Augen in dem kreidebleichen Gesicht erschienen ihm verblüffend groß.
    »Wer seid Ihr? Hat dieser mörderische Bastard Euch geschickt, um mir aufzulauern?« knurrte er erbost.
    Das Wesen hob seine Hände in die Luft. »Sehe ich vielleicht aus wie jemand, der Ihnen auflauert?«
    Das Ding hatte durchaus nicht Unrecht, musste er zugeben. Es hatte weder eine Rüstung an, noch trug es, abgesehen von den großen grauen Augen, irgendwelche Waffen.
Eher weiblich, stellte er mit einer Mischung aus Erleichterung und Wehmut fest. Er mochte bereits allzu lange ohne eine Frau gewesen sein; aber bisher hatte ihn noch keiner der hübschen jungen Kerle je ins Wanken gebracht, deren Gesellschaft einigen seiner von Frauen übersättigten Kameraden ein solches Vergnügen bereitete.
    Verstärkt griff er um seine Waffe und hoffte, das Weibsbild hätte sein Zittern nicht bemerkt. Er keuchte vor Erschöpfung und musste sich den Schweiß aus den Augen schütteln, ehe er einen gehetzten Blick über seine Schulter in Richtung des Waldes warf.
    Da nirgends ein Verfolger auszumachen war, wandte er sich wieder an seine bebende Gefangene. »Ihr habt mir meine Frage noch immer nicht beantwortet. Wer, zum Teufel, seid Ihr?«
    Zu seiner Überraschung blitzten bei seiner bösen Frage Funken in dem Blick seines Gegenübers auf. »Moment mal! Vielleicht sollte lieber ich Sie fragen, wer Sie sind?« Sie kniff die Augen zusammen und unterzog ihn einer argwöhnischen Musterung. »Kenne ich Sie nicht vielleicht irgendwoher?« Leise murmelnd betrachtete sie sein Äußeres, worauf ihm der Gedanke kam, sie wäre unter Umständen verrückt. »Wenn man ihm die Haare schneidet, ihn rasiert und in die Badewanne steckt, mit Eau de Toilette besprüht und einem Anzug ausstaffiert … Aha!« rief sie mit einem Mal. »Sie sind George, nicht wahr? George … George …« Sie schnippte mit den Fingern. »George Ruggles aus der Buchhaltung!« Herausfordernd sah sie ihn an. »Nun gestehen Sie schon, Georgie-Junge! Hat Daddy Ihnen dafür, dass Sie den Ritter in schimmernder Rüstung für mich spielen, eine Gehaltserhöhung zugesagt?«
    Seine Kinnlade klappte herunter, als sie sein Schwert zur
Seite schob, sich aufrappelte und mit beiden Händen das Gras von ihrem wohlgeformten Hintern klopfte. »Wissen Sie, Sie
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