Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
PROLOG
    Der Morgen graute im Osten am Horizont und sickerte in den Himmel über Denathere, dem Juwel von Imphallion. Die alte Stadt würde in der Dämmerung dieses neugeborenen Tages zerbrechen.
    Rauchfahnen kräuselten sich himmelwärts, hypnotische gräuliche Schlangen, die große Brocken aus dem Himmel bissen. Dick und ölig schwärzten sie die Luft. Die Wolken verdunkelten sich, vergiftet, ekelhaft. Und der Sonne, bedrängt von der nicht enden wollenden Nacht, gelang es nicht, auf Denathere herabzuscheinen.
    Ebenso wenig, wie die mürrische Morgendämmerung die Albträume der entsetzten Bürger der Stadt vertreiben konnte, denn an diesem Morgen waren ihre schlimmsten Träume Realität.
    Brände verwüsteten ungehindert ein Viertel ums andere, vernichteten Heim, Hab und Gut, Leben. Blutige, verstümmelte Leichen säumten die Straßen, umkreist von unzähligen Krähen, Fliegenschwärmen gleich. Der alles beherrschende Blutgestank machte die Hunde wild, sie bissen um sich und fielen knurrend übereinander her, im Kampf um die Fleischbrocken, die einst Menschen gewesen waren. Menschen, die ihnen Futter gegeben hatten und jetzt selbst als solches dienten.
    Von den zerstörten, zertrümmerten und gebrochenen Wällen Denatheres, die trotz allem immer noch beeindruckend wirkten, verfolgten die neuen Herren der Stadt das Gemetzel. Die meisten von ihnen waren Söldner, die mit unbewegter Miene das Leid beobachteten, das sie selbst verursacht hatten. In den Händen hielten sie blutige Klingen. Sie wenigstens waren Menschen. Über Soldaten und Bürger gleichermaßen wachten jedoch die Oger mit zyklopischem Blick, zwischen deren Beinen wilde, sadistische Kobolde kreischten, missgestaltete Kreaturen, die ihr blutiges Werk genossen.
    Über die Felder rund um Denathere wogte ein Meer von Menschen. Zeltspitzen erhoben sich wie Inseln über die rauen Wellen der versammelten Horde. Hier und da flatterte ein buntes Banner im Wind, die Standarte eines Lords oder einer Gilde, deren Soldaten sich der Vereinigten Armee angeschlossen hatten.
    Das dumpfe Dröhnen Tausender Stimmen wogte über die Felder und erstickte alle anderen Geräusche. Die Tiere im Umkreis von mehreren Meilen flüchteten vor Entsetzen, duckten sich tief in Senken oder stiegen laut kreischend in den Himmel auf. Selbst im Herzen der belagerten Stadt konnte die geplagte Bevölkerung das Lärmen hören. »Die Rettung naht!«, flüsterten sie einander atemlos zu. Doch wenn es überhaupt eine Rettung war, so kam sie zu spät für jene Tausende, die tot oder sterbend in den von Leichen übersäten Gassen und Straßen lagen.
    Auf einem Hügel inmitten dieser Felder, außerhalb der Reichweite selbst der wuchtigsten Belagerungsmaschinen, stand das bei weitem größte Zelt. Ein gewaltiges Banner, länger als ein Mann, flatterte pflichtschuldig im Wind. Es zeigte einen Bären auf königlichem Purpur, sprungbereit zwischen einer zerbrochenen Krone.
    Ein Mann stand auf eben diesem Hügel, ein Fernrohr an sein rechtes Auge gedrückt. Er hatte ein grobes, wettergegerbtes Gesicht und dichtes braunes Haar, das an den Schläfen erste Anflüge von Grau zeigte. Auf dem Wappenrock, den er über seiner schweren Rüstung trug, war das Symbol eines roten Adlers auf blauem Grund zu sehen; dasselbe Wappen zierte auch den Schild zu seinen Füßen. Langsam ließ er das Fernrohr sinken und schüttelte den Kopf, als wollte er den Anblick der zerstörten Stadt aus seinen Gedanken vertreiben.
    »Wird es dadurch einfacher, Nathan?«
    Nathaniel Espa, Ritter von Imphallion, verbeugte sich flüchtig. »Guten Morgen, Euer Gnaden.« Er drehte den Kopf und nickte der Begleiterin des jungen Regenten zu, einer hübschen, dunkelhaarigen Frau, die eine Lederweste über einem rosenroten Gewand trug. »Guten Morgen, Rheah.«
    Lorum, Herzog von Taberness und amtierender Regent von Imphallion, lächelte schwach. Er war Mitte zwanzig und verstand gerade so viel von Taktik und Krieg, um zu begreifen, dass er eine derart gigantische Armee nicht führen konnte. Er mochte die Befehle erteilen, aber jeder einzelne Mann auf den Feldern wusste, dass der Edelmann Nathaniel Espa diesen Feldzug geplant hatte. Der Regent wirkte etwas befangen in seiner glänzenden Rüstung, die noch nie eine Schramme von einer feindlichen Klinge abbekommen hatte, und strich sich das hellblonde Haar aus dem jugendlichen, glattrasierten Gesicht.
    »Wie du es schaffst, zu dieser frühen Stunde bereits so höflich zu sein, Nathan, ist mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher