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Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)

Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)

Titel: Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
Autoren: E.M. Tippetts
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    Ich trat durch die Haustür hinaus in die kühle Albuquerque-Nacht. Die kalte Luft, angereichert mit dem Duft der Räucher-Hütten, durchflutete meine Lungen und die Sterne am tiefblauen Himmel zwinkerten mir aus der Ferne zu. Es war halb vier Uhr morgens, viel zu früh um wach zu sein.
    Ein Pickup-Truck bog um die Ecke und rumpelte weiter bis zu unserem Haus. Ich sah zu, wie er am Straßenrand parkte und dann verstummte während die Scheinwerfer erloschen. Die Fahrertür öffnete sich und mein bester Freund, Matthew, stieg aus. Seine Cowboystiefel machten einen dumpfen Ton auf dem Asphalt, dann schlurften sie durch das Kies-Beet in unserem Vorgarten. „Howdy,“ grüßte er.
    Ich verkniff mir ein Lachen. Er war das wandelnde Klischee eines Texaners, mit seinem muskulösem Bau, den engen Jeans und dem Flanellhemd. In seinen braunen Augen blitzte ein Lächeln. Wie ich, war er Student an der Universität von New Mexico und mein Quell der Ruhe, etwas was ich als Gegengewicht zu meiner Mitbewohnerin Lori gut gebrauchen konnte. Gerade kam sie zur Tür hinaus gesprungen, hüpfte ins Kies-Beet und nahm eine Action-Pose ein - beide Hände in der Luft war sie bereit, jeden imaginären Gegner der sich unter der großen Pappel in unserem Vorgarten verstecken möge, mit Karate-Schlägen zu bearbeiten. Sie trug keine Strumpfhosen zu ihrem Rock.
    „Ist dir nicht kalt?“ fragte Matthew.
    „Doch, aber ich denke in der Szene in der wir sind, soll kein kaltes Wetter sein.“
    „Wir sind Statisten,“ sagte ich zum gefühlten millionsten Mal. „Niemand wird drauf achten, was wir anhaben.“
    „Wie hat sie dich eigentlich dazu überredet?“ wollte Matthew von mir wissen. Alle drei machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Campus. Uns wurde gesagt, dass wir nicht mit dem Auto kommen sollten, da es nur wenig Platz zum Parken gab.
    „Ich weiß nicht,“ sagte ich.
    „Komm schon, stell’s dir mal vor.“ Lori wedelte mit den Händen um ihre Vorstellungen richtig in Szene zu setzen „- wir sind am Set und Jason Vanderholt läuft an uns vorbei.“
    Ich verdrehte die Augen.
    „Ich sage ihm wie heiß er in den New Light Filmen war-“
    „Ja, ich bin mir sicher das bekommt der so gut wie nie zu hören,“ meinte ich. Der New Light Franchise war eine Trilogie von Gladiator-Filmen, die ich mir nie angesehen hatte, obwohl Jason Vanderholt’s langhaarige, oberkörperfreie Statur in den letzten drei Jahren auf so ziemlich jede vertikale Oberfläche gepflastert wurde, sobald einer der Filme erschien. 
    „Sarkasmus,“ tadelte mich Matthew.
    „Du solltest ihn lieber fragen, warum sein Charakter den Namen ‘Schwert‘ trug,“ sagte ich.
    „Gladius,“ korrigierte mich Lori.
    „Richtig, das ist lateinisch für ‘Schwert‘.“
    „Das war sein Spitz name. Aber du ruinierst mir hier gerade meine Erzählung.“
    Wir verließen den Bürgersteig um die Straße zu überqueren. Angesichts der Uhrzeit gab es keinen Verkehr, obwohl wir in der ruhigen Nachtluft die Stimmen anderer Grüppchen hören konnten, die sich genau wie wir zu Fuß zum Campus begaben.
    „Er hält an, um sich mit uns zu unterhalten,“ fuhr Lori fort.
    „Und dann?“ fragte Matthew.
    „Das war‘s, er hält an und unterhält sich mit uns.“
    „Das ist alles?“
    „Lass ein Mädchen doch träumen.“
    „Würd‘ ich ja gerne – aber das ist alles was dir einfällt?“
    „Ach, sei ruhig.“ Lori streckte ihm die Zunge raus. „Ich bin eben Mathe-Studentin.“
    „Lass dir doch wenigstens was einfallen, worüber wir uns mit ihm unterhalten.“
    „Ooooh! Weißt du was? Ich sollte ihn fragen ob er sich an Vicki Baca erinnert! Weißt du noch, sie sagte sie hätte in der High School mal ‘nen Spind neben ihm gehabt?“
    Abgesehen davon, dass James Vanderholt der Star des Multi-Bazillionen Dollar schweren New Light Franchise war, lebte er ursprünglich in unserer Gegend, bevor er als Teenager mit einer Show im Disney Channel groß heraus kam. Ich räusperte mich. „Ich kenne ungefähr dreißig Leute die behaupten, in der High School mal einen Spind neben ihm gehabt zu haben. Da stellt sich mir doch die Frage – wie viele Spinde haben die eigentlich an der La Cueva High School?“
    „Ich hoffe echt wir treeeffeen den.“ Lori drehte eine Pirouette.
    Matthew schüttelte den Kopf. „Du wirst dir noch ne Erkältung holen.“
    Das nächste Mal, das er mich ansah, schmuggelte ich ein Grinsen in seine Richtung. Er kicherte leise, seine Schultern bewegten sich
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