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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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diesem Burschen - ich glaube, es ist sein Verwalter. Die beiden sahen irgendwelche Briefe durch. Übrigens, Lord Hawk kann lesen.«
    »Tatsächlich?« Diese Fähigkeit besaßen nur wenige Adelsherrn. Krystas Halbbruder spottete darüber und meinte, nur Priester würden lesen lernen, um sich über ihr enthaltsames Leben hinwegzutrösten. Lächelnd stellte sie sich vor, was er von Hawks Bildung halten würde.
    Und dann erlosch ihr Lächeln. Bald würde sie ihren Bräutigam wieder sehen, denn die Stunde des Abendessens rückte immer näher. Durch den Küchentrakt wehten verlockende Düfte herüber, Leute eilten bereits zur Haupthalle im Erdgeschoss des mittleren Turms.
    »Kommt, Lady Krysta«, bat Raven und sah ihre junge Herrin zaudern. »Mit ein paar Himbeeren könnt Ihr Euch nicht stärken.«
    Obwohl Krysta ihr zustimmen musste, glaubte sie, vor lauter Angst würde sie keinen Bissen hinunterbringen. Nur weil ihr Thorgold und Raven nicht von der Seite wichen, wagte sie, Lord Hawks Halle zu betreten.

2
     
    Da war die junge Frau wieder. Mit ihrer sonderbaren Begleitung erschien sie in der Halle. Sie wirkte bedrückt, und Hawk verstand nicht, warum. Über den Rand seines Bechers hinweg beobachtete er die Dienerin und hörte dem eifrigen, unermüdlichen Edvard nur mit halbem Ohr zu.
    »Obwohl es nur selten geregnet hat, gedeiht die Ernte recht gut, dank der Bewässerungsgräben, die vor drei Jahren auf Euren Wunsch angelegt wurden. Allerdings wird der Ertrag nicht so reichlich ausfallen wie im regnerischen letzten Sommer. Trotzdem werden wir die Vorratslager zur Genüge auffüllen.«
    »Zur Genüge...«, murmelte Hawk, ohne die junge Frau aus den Augen zu lassen. Kerzengerade ging sie zu einem der Tische und schaute sich ängstlich um. Die geschmeidigen Bewegungen ihrer schlanken Gestalt wiesen auf ein aktives Leben hin. Kein Wunder - sie war eine Dienerin und zweifellos an körperliche Arbeit gewöhnt. Aber ihre glatte Haut erweckte nicht den Eindruck, sie wäre der frischen Luft und dem Sonnenschein allzu oft ausgesetzt.
    »Mit unserem Salz werden wir auskommen. Allerdings sollten wir den Vorrat aufstocken, sobald wir größere Mengen zu einem günstigen Preis kaufen können. Wie Ihr wisst, führt die unsichere Situation an den Küsten manchmal zu einer unerwarteten Blockade der Transportwege.«
    Ihr pechschwarzes Haar glänzte nicht - der einzige Makel an ihrer äußeren Erscheinung.
    Plötzlich zuckte Hawks Hand, und er verschüttete ein paar Tropfen Ale. Woran dachte er? Ob er eine Dienerin seiner Braut hübsch oder unansehnlich fand, spielte keine Rolle. Eigentlich dürfte er die Anwesenheit des Mädchens gar nicht zur Kenntnis nehmen. Einen so schweren Fehler würden nur dumme Männer begehen. Und Hawk war keineswegs dumm. Sicher, die Heirat missfiel ihm. Diesen Entschluss hatte er nur gefasst, um den Frieden zu sichern. Auch in seinem eigenen Haushalt wollte er für Ruhe und Ordnung sorgen. Eine Dienstmagd seiner künftigen Gemahlin! Also wirklich! Großer Gott, wenn ihn schöne grüne Augen dermaßen faszinierten, brauchte er dringend eine Frau. Seltsam, erst vor kurzem hatte er sich an Alfreds Hof mit einer netten Witwe vergnügt, die klug genug war, um nicht mehr von ihm zu verlangen als ein oder zwei Liebesnächte. Nun ja, er hatte etwas öfter ihr Bett geteilt. Warum auch nicht? In der Blüte seiner Jahre hatte er sich gegen das Leben eines Mönchs entschieden, in der Gewissheit, er würde über die Forderung des Zölibats stolpern.
    Bald würde seine Braut ankommen. Wie sein Schwager behauptet und sogar geschworen hatte, war sie nicht unansehnlich, was immer das heißen mochte. Zum Teufel mit Wolf und seinen vagen Andeutungen! Jedenfalls würde Hawk seine ehelichen Pflichten erfüllen und sich - sollte Lady Krysta seiner Leidenschaft kaltblütig begegnen - eine Geliebte nehmen. Aber nicht diese Dienerin! Allein schon der Gedanke erschreckte ihn.
    »...die Holzkohle könnte Probleme aufwerfen, wenn Ihr die Produktion in der Schmiede zu steigern wünscht. Während uns genug Eisen zur Verfügung steht, müssten wir... Mylord?« Endlich fiel dem Verwalter das mangelnde Interesse seines Herrn auf, und er verstummte.
    Bevor Hawk das Schweigen bemerkte, verstrichen ein paar Minuten. Um sein Versäumnis zu überspielen, hob er eine Hand. »Genug, Edvard. Euer Arbeitseifer beeindruckt mich. Aber nun wollen wir uns entspannen, die Mahlzeit genießen und nicht mehr über Produktionssteigerungen reden.«
    Ringsum
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