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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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stimmten die privilegierten Ritter, die an seiner Tafel saßen, in sein Gelächter ein. Sosehr sie den tüchtigen Edvard auch schätzten und seinen gesellschaftlichen Aufstieg bewunderten - seine Verlegenheit störte sie kein bisschen. Nachdem er seine Zerknirschung gemeistert hatte, grinste er, schob die Schiefertafel mit diversen Notizen unter seine Tunika und setzte sich. Sofort brachte ihm eine hübsche Magd, die in letzter Zeit immer öfter seine Nähe suchte, einen Becher Ale. Ihr ermutigendes Lächeln drang sogar ins Bewusstsein des sachlichen, verantwortungsvollen Verwalters und beschwor neue Lachsalven herauf. Auch Hawk amüsierte sich, froh über die heitere Atmosphäre, die ihn von den düsteren Gedanken an seine bevorstehende Hochzeit ablenkte - leider nur kurzfristig.
    Wie gut sich die Krieger an der großen Tafel unterhalten, dachte Krysta und musste sich zusammenreißen, um nicht dauernd hinüberzustarren. Trotzdem ertappte sie sich immer wieder dabei. Wenn ihr Bräutigam lachte, sah er viel jünger und zugänglicher aus. Sekundenlang erwog sie sogar, Thorgolds und Ravens Rat zu befolgen und ihm die Wahrheit zu gestehen. Eine lockende Versuchung. Besonders, wenn sie sich ausmalte, wie es wohl wäre, in seinen starken Armen zu liegen... Aber sie bekämpfte ihren Wunsch. Selbst wenn er ihr das Täuschungsmanöver verzeihen und sogar ulkig finden würde, so wie er jetzt über die Scherze seiner Ritter lachte, wäre sie ihrem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Mit aller Macht wollte sie dem Schicksal entgehen, das ihre Mutter ins Verderben gestürzt hatte. Deshalb musste sie die Liebe des stolzen Sachsenlords erringen. Nicht einmal ihre eigene Sehnsucht durfte diesen Plan vereiteln.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, musterte sie den Raum. Mit seinen Holzwänden glich er dem Quartier der Dienerinnen, war aber viel größer und nach männlichem Geschmack ausgestattet. Überall hingen Banner, Schilde und Waffen, die das Licht des Herdfeuers und der Fackeln in den Eisenständern widerspiegelten. Auf der herrschaftlichen Tafel aus poliertem Eichenholz prangten Schüsseln und Platten aus gehämmerter Bronze. Hawk saß auf einem imposanten, reich geschnitzten Thron mit hoher Lehne, die Stühle seiner privilegierten Krieger und des Verwalters waren mit edlem gegerbten Leder bespannt. Alles in allem zeugte die Einrichtung von Macht und Wohlstand und ließ keinen Zweifel an der unbeugsamen Willenskraft des Besitzers. Auch das niedrige Volk wurde nicht vernachlässigt.
    Für die Dienerschaft standen Platten und Schüsseln aus Zinn oder Keramik und geschnitzte Hornbecher auf langen Tischen. Unter den wachsamen Augen Lady Darias, die an der Tafel ihres Bruders saß, servierten die Mägde das Essen. Am fröhlichen Gespräch nahm sie ebenso wenig teil wie der Priester an ihrer Seite.
    Ravens spitzer Ellbogen riss Krysta aus ihren Gedanken. Verblüfft zuckte sie zusammen. »Jetzt starrt er Euch schon wieder an«, teilte ihr die Dienerin mit und spähte an ihrer langen Nase vorbei, um einen Seitenblick zum herrschaftlichen Tisch zu werfen. »Er scheint sich zu wundern. Und wer kann ihm das verübeln? Was denkt Ihr Euch eigentlich? So unverhohlen zu gaffen ...«
    Beklommen schaute Krysta zu Lord Hawk hinüber, der ihren Blick tatsächlich erwiderte, und zog den Kopf ein. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Als ihn der Mann ansprach, der neben ihm saß, und seine Aufmerksamkeit erregte, verflog ihr Unbehagen.
    Thorgold ergriff eine Platte und häufte Heringe auf seinen Teller. Genauso schnell zog er den Brotkorb zu sich heran, ohne die tadelnden Blicke der anderen Dienstboten zu beachten. Raven steckte einen ganzen Fisch in den Mund, schluckte ihn hinunter und schnitt eine Grimasse. Sehnsüchtig betrachtete sie die gebratenen Rebhühner, die zu Lord Hawks Tafel getragen wurden. »Die würden mir besser schmecken.«
    »Hoffen wir, dass der Koch nicht zu erfinderisch ist«, kicherte Thorgold. »Sonst würdest du deine Kusinen am Ende im selben Zustand sehen.«
    Ravens kleine Augen funkelten. »Nicht einmal diese primitiven Sachsen wären so dumm.«
    »Still!«, mahnte Krysta. Sie unterhielten sich auf Norwegisch, aber man konnte nicht wissen, wer diese Sprache verstand. Wie ihr die verschwenderische Einrichtung der Halle verriet, beruhte Lord Hakws Reichtum hauptsächlich auf einem blühenden Handel. Seine Festung schützte den Hafen, den zweifellos zahlreiche Schiffe ansteuerten. Auch die Norweger trieben
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