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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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beauftragen, den Haushalt zu führen. Hoffte er, sie würde andere Regeln aufstellen als Lady Daria? Noch etwas, was Krysta herausfinden musste.
    So viele Dinge erforderten ihre Aufmerksamkeit. Beinahe hätte sie geseufzt, aber da neigte sich ein Kind zu Edythe und flüsterte ihr ins Ohr: »Da ist sie.«
    Krysta folgte den Blicken der kleinen Schar und beobachtete, wie Lady Daria den Hof in einer verschwenderisch ausgestatteten Sänfte verließ, die zwischen zwei Pferden schwankte, gefolgt von mehreren aufgeregten Dienstboten. Unwillig beugte sich die Lady zwischen den Vorhängen aus dem Fenster und befahl den Reitknechten, die Pferde straffer am Zügel zu nehmen, sonst würde sie die holprige Straße nicht ertragen.
    »Jetzt will sie auf dem Markt einkaufen«, erklärte Edythe.
    In aller Eile sammelten die Kinder ihre Wolle ein, und die eben noch so ernsten Augen strahlten.
    »Oh, nun können wir endlich spielen!«, jubelte Edythe, ergriff Krystas Hand und zog sie mit sich.
    Lachend rannten sie durch das Tor und zum Fluss hinab, der sich am Fuß des Hügels dahinwand. Nur ganz kurz schaute Krysta zu der moosbehangenen Brücke hinüber, unter der die funkelnden Wellen plätscherten. Was sich dort bewegte, wollte sie gar nicht so genau wissen.
    Wie junge Hunde balgten sich die Kinder. Belustigt beobachtete Krysta das muntere Treiben. Zuvor war ihr die ernsthafte Zurückhaltung der kleinen Festungsbewohner unnatürlich erschienen. Mussten alle Leute, die auf Hawkforte lebten und nicht dem direkten Kommando des Herrn unterstanden, ihr wahres Wesen verstellen, um den Anforderungen der unausstehlichen Lady Daria zu genügen?
    Bei diesem respektlosen Gedanken presste Krysta eine Hand auf den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken, was ihr misslang. Am Ufer ausgestreckt, spielte Edythe mit einem Stein, den sie ins Wasser werfen wollte. In ihren Augen lag eine Weisheit, die ihre jungen Jahre Lügen strafte. »Meine Ma sagt, es würde uns viel mehr Spaß machen, heimlich davonzuschleichen, als wenn wir jederzeit spielen dürften.«
    »Glaubst du, das stimmt?«, fragte Krysta und setzte sich neben das kleine Mädchen. Edythe war etwa acht Jahre alt, geschmeidig und schlank, aber nicht dünn, mit hellwacher Miene und einem energischen Kinn. Offenbar betrachtete sie die Welt so abgeklärt wie eine reife Frau.
    »Nun ja, meine Ma meint, man müsste aus allem das Beste machen. Was anderes bleibt uns auch gar nicht übrig.«
    Sehr klug, dachte Krysta. Doch der Zwang, dem die Leute auf Hawkforte ausgeliefert waren, missfiel ihr. Hoffentlich würde Lord Hawk seiner Gemahlin erlauben, andere Saiten aufzuziehen. Aber nun wollte sie erst einmal den angenehmen Nachmittag genießen. Gemeinsam mit den Kindern flocht sie Kränze aus Gänseblümchen, jagte Schmetterlinge und pflückte saftige Himbeeren. Dabei hörte sie aufmerksam zu. Der Gefahr entronnen, von Lady Daria ertappt zu werden, nahmen sie kein Blatt vor den Mund.
    Was Kinder betraf, hatte sie keine Erfahrungen gesammelt. Trotzdem gewann sie den Eindruck, ihre Spielkameraden wären außergewöhnlich klug. Wussten die Erwachsenen in der Festung, wie viel diese jungen Augen sahen?
    »Die dicke Betty ist schon wieder schwanger«, bemerkte Edythe und schob eine Himbeere in den Mund.
    Neben ihr saß ein kleineres Mädchen, das die Augen aufriss. »Nein! Wirklich? Meine Ma sagt, Betty müsste einen Mann nur ansehen, und schon würde sie ein Baby kriegen.«
    »Nein, da gehört schon mehr dazu«, widersprach ein Junge namens Howard. »Außerdem ist Bettys Mann gerade in der Bretagne. Schon vor Monaten hat er auf Master Tylers Schiff angeheuert. Warum also erwartet sie ein Kind?«
    Seufzend verdrehte Edythe die Augen und pflückte noch eine Himbeere. »Seit sich all diese Ausländer in der Stadt herumtreiben, geht’s drunter und drüber. Zumindest hat das mein Pa gesagt.«
    »Fürs Geschäft ist’s gut«, bemerkte Howard. »Mein Dad meint, nun wären wir besser dran, als er’s jemals im Diesseits erträumt hat. Und Lord Hawk weiß, was man braucht, um in unserer Welt voranzukommen - ein scharf geschliffenes Schwert, einen starken Arm und Verstand.« Voller Stolz blickte er in die Runde. »Deshalb findet mein Dad, ich müsste lesen und schreiben lernen, und er will bei Lord Hawk ein gutes Wort für mich einlegen. Vielleicht geben mir die Mönche Unterricht.«
    Dieser vernünftige Plan fand allgemeine Zustimmung. Mit einem sanften Lächeln verkündete Aedwynna, ein hübsches kleines
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