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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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nach ihrer Ansicht klugen Entschluss gefasst, als ihre eigene Magd in der Festung einzutreffen. Raven würde ihr helfen, alles über den Mann herauszufinden, den sie heiraten sollte. Sobald sie genug erfahren hatte, würde die Dienerin verschwinden und Lady Krysta auftauchen, sie würde die schwarze Farbe aus dem goldblonden Haar waschen. Und Lord Hawk würde in heißer Liebe zu seiner Braut entbrennen.
    Dass sie einen so verheißungsvollen Plan ersonnen hatte, erfüllte sie mit Stolz und Freude. Gewiss, Thorgold und Raven hatten sie zu entmutigen zu versucht. In sanftem Ton erklärte sie ihren geliebten Dienern, vom Mysterium der Ehe wüssten sie ebenso wenig wie sie. Schließlich hatten sie sich den Wünschen ihrer Herrin gefügt. Nun würde sie in wenigen Tagen die Antwort auf alle ihre Fragen erhalten und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
    Und wo sollte sie beginnen? Sie musterte die Leute im Hof, die gesund und wohlgenährt aussahen und schlicht, aber ordentlich gekleidet waren. Eifrig gingen sie ihren verschiedenen Pflichten nach. Auch ein paar Kinder saßen beisammen und krempelten Wolle.
    Kinder faszinierten Krysta. In ihrem Heim war sie das einzige Kind gewesen. Dort hatte sie seit ihrer Geburt gelebt, bis vor wenigen Wochen, als sie zur Reise nach Essex aufgebrochen war. Zu seinen Lebzeiten hatte der Vater sie oft besucht, aber die Tochter niemals auf den Familiensitz eingeladen, den ihr Halbbruder und die Halbschwestern bewohnten, seine Kinder aus erster Ehe. Nach seinem Tod war sie in ihrem Schloss geblieben, zufrieden mit ihrem Dasein, aber unablässig von der beklemmenden Ahnung verfolgt, irgendetwas würde mit ihr geschehen. Darauf hatte sie Tag für Tag gewartet. Jetzt war es so weit, und das Unbehagen wurde von freudiger Erwartung verdrängt. Seit sie Lord Hawk gesehen hatte, empfand sie keine Angst mehr. Vergeblich schaute sie sich im Hof nach ihm um, doch sie war nicht allzu enttäuscht, denn sie fühlte sich unwiderstehlich zu den Kindern hingezogen. Da sie nicht wusste, wie sie ihr begegnen würden, ging sie langsam und vorsichtig zu ihnen. Als ein Junge mit haselnussbraunen Augen zu ihr aufblickte und lächelte, zögerte sie nicht länger.
    »Darf ich euch helfen?«, fragte sie und zeigte auf die Wolle. Ein kleines Mädchen, offenbar die Anführerin der Gruppe, betrachtete Krysta prüfend. Dann nickte sie und reichte ihr einen Kamm, mit dem die Wolle entwirrt werden sollte. Krysta setzte sich auf den staubigen Boden. Nachdem sie die flinken Kinderhände eine Zeit lang beobachtet hatte, versuchte sie die gleiche Arbeit zu erledigen. Allzu erfolgreich verliefen ihre ersten Bemühungen nicht, und die Zinken des Kamms schürften ihre Fingerknöchel auf.
    »So macht man’s«, verkündete das Mädchen, ergriff ihre Hände und zeigte ihr die richtigen Bewegungen.
    Bald glitt die Wolle ungehindert durch Krystas Kamm. Zu ihrer Freude nickten die Kinder anerkennend.
    Sie arbeiteten wortlos, bis das Mädchen fragte: »Seid Ihr die Dienerin der fremden Lady?«
    »Ja«, bestätigte Krysta, obwohl ihr die Lüge schwer fiel. »Ich heiße Ilka.«
    »Angeblich will Lord Hawk gar nicht heiraten, und er tut’s nur um des Friedens willen.«
    Nur mühsam verbarg Krysta ihre Bestürzung, und sie musste sich zwingen, in ruhigem Ton zu erwidern: »Wenn er meine Herrin kennen lernt, wird er vielleicht anders denken.«
    »Ja - vielleicht.« Nicht sonderlich überzeugt, zuckte das Mädchen die Achseln.
    »Wie heißt du?«
    »Edythe.« Dann stellte das Mädchen die anderen Kinder vor, die Krysta schüchtern zunickten.
    »Was tut ihr sonst noch, außer Wolle krempeln?«
    »Alles Mögliche«, antwortete Edythe. »Wir hüten die Herden, holen Brennholz und Wasser, oder wir kochen - was immer erledigt werden muss.« Nach kurzem Zaudern fügte sie hinzu: »Lady Daria will immer alle Leute beschäftigen.«
    »Und Lord Hawk?«, erkundigte sich Krysta. »Findet er auch, ihr müsstet dauernd arbeiten?«
    Durch gesenkte Wimpern warf Edythe ihr einen kurzen Blick zu. »Lord Hawk ist ein großer, mächtiger Herr, und er hat ganz andere Sorgen.«
    Damit verriet sie sehr viel. Verständlicherweise überließ der Herrscher von Hawkforte die häuslichen Angelegenheiten einer Frau. Falls er wusste, welch hohe Ansprüche seine Schwester an die Dienerschaft stellte, kümmerte er sich nicht darum, oder er sah keinen Grund, irgendetwas zu ändern.
    Oder doch? Da er beschlossen hatte zu heiraten, würde er seine künftige Gemahlin
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