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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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dieselben Jeans und ein langärmliges Chambrayshirt. Unter dem geöffneten Kragen schaute ein kleiner schwarzblauer Fleck hervor und Preacher merkte, wie der Zorn gleich wieder in ihm hochkam, aber er gab sich Mühe, ihn aus seinem Gesicht zu bannen. Stattdessen konzentrierte er sich auf ihre Augen, die ein tiefes Smaragdgrün aufwiesen, und ihr feuchtes Haar, das ihr in welligen Strähnen auf die Schultern fiel. „Guten Morgen“, sagte er und versuchte, seine Stimme ruhig und leise klingen zu lassen, so wie Jack es tun würde.
    „Hey“, antwortete sie. „Sie sind aber früh auf.“
    „Ich bin schon ewig auf den Beinen.“
    „Mom?“, erklang eine Stimme hinter ihr, und an ihr vorbei sah er den kleinen Jungen Christopher mit gekreuzten Beinen mitten auf dem Bett sitzen.
    Sie hielt Preacher die Tür auf, er trat ein und stellte das Tablett auf die Kommode neben der Tür. Dort blieb er dann stehen und nickte dem Kind zu. Dabei versuchte er, seine Gesichtszüge weich erscheinen zu lassen, aber er wusste nicht so recht, wie er das anstellen sollte. „Hey, kleiner Kumpel. Möchtest du was frühstücken?“
    Das Kind zuckte die Schultern, bekam aber ganz runde Augen, die sich an Preacher hefteten.
    „Mit Männern kommt er nicht so gut klar“, flüsterte Paige leise. „Er ist schüchtern.“
    „Ach ja?“, fragte Preacher. „Bin ich auch. Keine Sorge. Ich werde mich zurückhalten.“
    Er sah das Kind an und versuchte es mit einem Lächeln. Dann zeigte der Kleine mit dem Finger auf Preachers Kopf und sagte: „Mussu rasieren.“
    Preacher musste lachen. „Richtig. Willst du mal fühlen?“ Langsam trat er auf das Bett zu und beugte sich dann vorsichtig nach unten, um dem Kind seine Glatze hinzuhalten. Er merkte, wie eine kleine Hand ihm über den Schädel rieb, und das brachte ihn wieder zum Lachen. Dann hob er den Kopf und sagte: „Cool, was?“ Und das Kind nickte.
    Preacher ging wieder zu Paige. „Melinda, die Frau meines Kumpels, sie wird heute Morgen in Does Praxis kommen, und ich möchte Sie gern dort rüberbringen. Sie soll sich den Kleinen mal ansehen und sicherstellen, dass ihm nichts fehlt. Und wenn er ein Medikament braucht oder was, wird sie es Ihnen geben können.“
    „Sie hatten gesagt, sie ist Krankenschwester?“
    „Ja, aber eine spezielle Krankenschwester. Eine Hebamme. Sie bringt Kinder zur Welt und so.“
    „Oh“, sagte Paige und zeigte sich jetzt etwas mehr interessiert. „Das ist vermutlich eine gute Idee. Aber ich habe nicht viel Geld …“
    Er lachte. „Um so etwas machen wir uns hier nicht viele Gedanken, wenn jemand eine kleine Hilfe braucht. Das geht schon in Ordnung.“
    „Wenn Sie sicher sind …“
    „Alles bestens. Kommen Sie runter, wenn Sie fertig sind. Mel wird gegen acht drüben sein, aber lassen Sie sich nur Zeit. Hier in der Gegend werden nicht allzu viele Leute krank, und normalerweise ist dort nicht viel los.“
    „Okay, und dann fahren wir weiter …“
    „Hm, wenn nötig, können Sie auch ein paar Tage hierbleiben. Ich meine, es geht ihm nicht so gut. Oder auch, falls Sie vom Fahren müde sind.“
    „Ich sollte mich wohl lieber gleich wieder auf den Weg machen.“
    „Wo geht es denn hin?“, fragte er. „Das hatten Sie noch gar nicht erwähnt.“
    „Nur noch ein Stückchen weiter. Ich habe eine Freundin … Wir wollen eine Freundin besuchen.“
    „Ah“, sagte er, dachte aber, dass sie ja wohl durchgefahren wäre, wenn es nur ein kleines Stück weiter wäre. „Also denken Sie darüber nach. Das Angebot steht.“
    Während Christopher mit gekreuzten Beinen auf dem Bett saß und seine Cornflakes aß, hielt Paige ihr Gesicht vor den Spiegel und tupfte Make-up auf die blau verfärbte Wange, um sie so gut wie möglich abzudecken. Zumindest war es inzwischen etwas heller geworden. Gegen den Sprung in der Lippe, auf dem sich jetzt eine Kruste bildete, konnte sie allerdings nichts machen. Manchmal berührte Christopher die Wunde und sagte: „Mommy Aua.“
    Ihre Gedanken wanderten zurück zu diesem letzten Übergriff. Was sie immer noch fertigmachte, war, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, wie es eigentlich dazu gekommen war. Irgendwie ging es um Christophers Spielzeug, das im ganzen Wohnzimmer verstreut herumlag, und dann war auch sein Anzug noch nicht aus der Reinigung zurück. Wes hatte nicht gefallen, was sie zum Abendessen gekocht hatte. Oder hatte es daran gelegen, was sie zu diesen Spielsachen gesagt hatte? – „Mein Gott, Wes, er hat
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